Defekte Heizung im VHS-Gebäude:Erst zu heiß, dann zu kalt

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Vor dem Poststadel steht eine provisorische Ölheizung. (Foto: Angelika Bardehle)

Der Poststadel in Haar sollte über eine umweltfreundliche Wärmepumpe temperiert werden. Doch die Anlage funktioniert nicht richtig. Die Gemeinde behilft sich mit einer provisorischen Ölheizung.

Von Bernhard Lohr, Haar

Der Poststadel in Haar ist ein beeindruckender Bau. Er wirkt nicht durch seine Dimension oder durch extravagante Architektur. Viel gelobt wurde das Gebäude vielmehr, weil die am Bau Beteiligten auf vielen Ebenen nach intelligenten Lösungen gesucht haben. Man hat es sich nicht leicht gemacht, was die weiße Klinkerfassade angeht, das Raumkonzept und damit, auf unterschiedliche Nutzungen für Volkshochschule, Musikschule Antworten zu finden. Und natürlich wurde nicht einfach eine Heizung eingebaut, sondern ein Energiekonzept umgesetzt und auf Nachhaltigkeit geachtet.

Doch wie es manchmal so ist: Anspruch und Wirklichkeit passen nicht immer zusammen. Die Anlage, die im Winter heizen und im Sommer auch kühlen sollte, hat in dem vor gut einem Jahr offiziell eröffneten Bildungszentrum der Gemeinde fast noch nie richtig funktioniert. Derzeit steht ein mobiler Heizcontainer vor dem Gebäude. Es wird ganz klassisch Öl verfeuert.

"Ein Ärgernis von Anfang an"

Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) machte die Misere in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats bekannt und gab Einblick in die offenkundig ziemlich aufreibenden und frustrierenden Verhandlungen mit der verantwortlichen Baufirma. Die Anlage sei "ein Ärgernis von Anfang an", sagte Müller. Sie sei an Pfingsten, als die Vereine das Haus bezogen hätten, gelaufen. Erst sei es zu heiß gewesen, dann im Winter zu kalt.

Das gesamte Poststadel-Areal hängt an einer Energiezentrale. Eigentlich sollte eine zweistufige Wärmepumpe die Wärme liefern, die das über einen Brunnen bezogene Grundwasser als Energiequelle nutzt. Weil das Grundwasser im Jahresverlauf ein sehr konstantes Temperaturniveau aufweise, heißt es in der Hausbeschreibung, sei es als Wärmequelle hervorragend geeignet. Im Zusammenspiel mit einer modernen Wärmepumpe könne man damit auf effiziente Weise Flächenheizungssysteme versorgen, die mit niedrigen Heizwassertemperaturen auskämen.

Das Fußbodenheizungssystem und die Lüftungsanlagen würden mit eigenen Heizkreisen betrieben. Die Fassaden-Lüftungsgeräte verfügten über Einheiten zur Wärmerückgewinnung, wodurch 70 Prozent der Energie, die in der ausgetauschten Luft vorhanden sei, zurückgewonnen werde. Die Luftqualität in den Räumen überwachten CO₂-Sensoren, heißt es, sie werde per LED in den Ampelfarben Grün, Gelb und Rot angezeigt.

Nach monatelangen Problemen mit der Technik sahen jetzt die Lokalpolitiker rot. Die CSU bohrte nach. Ihre Gemeinderätin Gerlinde Stießberger beklagte, die Gemeinde habe sich für 15 Millionen Euro ein Haus hinstellen lassen und dürfe erwarten, dass alles in Ordnung sei. "Wo liegen da die Fehler?", fragte sie. Außerdem wollte die CSU wissen, was für Folgen die defekte Haustechnik für die dort tätigen Vereine habe. Die finanziellen Auswirkungen sind offenkundig gravierend. Müller sagte, sie seien noch nicht abschließend beziffert. Die Volkshochschule hat als größter Nutzer des Bildungszentrums bereits unerfreuliche Zahlen geliefert, die zumindest in Teilen auch auf die Probleme mit dem Gebäude zurückgeführt werden.

Die Volkshochschule klagt über gesunkene Teilnehmerzahlen

So sank die Zahl der Teilnehmer in VHS-Kursen von 7939 im Jahr 2013 auf 7462 im laufenden Jahr 2015. Ein Aspekt, der dabei auch eine Rolle spielt, ist freilich, dass die Turnhalle der VHS an der Friedrich-Ebert-Straße monatelang als Unterkunft für Flüchtlinge genutzt und für die traditionell beliebten und, was die Kursgebühren angeht, einträglichen Gesundheitskurse nicht zur Verfügung stand. Insgesamt bezifferte die VHS Mehrkosten von 70 000 Euro im Jahr, wobei sich auch Probleme mit der Schließanlage des Poststadels finanziell niederschlugen. Der Gemeinderat billigte im Haushalt 2016 einen erhöhten Zuschuss von 350 000 Euro für die VHS.

Bürgermeisterin Müller, die auch Vorsitzende des VHS-Trägervereins ist, sagte, man habe alles unternommen, was möglich sei, um die Defizite im Poststadel zu beheben. Man sei bei den Heizungsbauern "täglich auf der Matte" gestanden. Man habe auch versucht, erst die Heizung austauschen zu lassen, und dann die Schuldfrage zu klären. Das habe nicht geklappt. Die Firma schiebe die Schuld auf schwierige Grundwasserverhältnisse, was allerdings nicht nachvollziehbar sei. Derzeit werden Gutachten erstellt. Müller sagte, die Gemeinde habe die Angelegenheit den Anwälten übergeben.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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