Debatte um OB-Nachfolge:Reiter verärgert Parteifreunde

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Bei seinen Konkurrenten wächst der Unmut darüber, wie sich Dieter Reiter als möglicher Ude-Nachfolger inszeniert.

D. Hutter,T. Kronewiter und S. Lode

Das ungewöhnlich deutliche Bekenntnis von Wirtschaftsreferent Dieter Reiter zu einer Oberbürgermeister-Kandidatur hat Ärger in der Münchner SPD ausgelöst. Unterbezirks-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann pfiff Reiter am Montag zurück und erinnerte daran, dass die Entscheidung den Parteigremien obliege. "Es darf hier nicht um persönliche Karriereplanung gehen", erklärte Pfaffmann, der keinesfalls zulassen will, "dass es zu einem Wettrennen der Kandidaten kommt." Stattdessen müssten sich in den nächsten Monaten sämtliche in Frage kommenden Interessenten der Diskussion in den Ortsvereinen stellen. Pfaffmann nannte dafür vier Namen: Reiter, Fraktionschef Alexander Reissl, Sozialreferentin Brigitte Meier und sich selbst.

Wirtschaftsreferent Dieter Reiter verärgert seine Parteifreunde mit seinen Ambitionen, die Nachfolge von OB Christian Ude anzutreten. (Foto: lok)

Reiter, der als Favorit von Amtsinhaber Christian Ude gilt, hatte am Wochenende im Gespräch mit der SZ seinen Anspruch auf eine Kandidatur bekräftigt und erklärt, auch im Falle einer parteiinternen Mitgliederbefragung keinen Rückzieher machen zu wollen. "Ich bin sehr unglücklich über diesen Vorstoß", sagte Pfaffmann. Zwar habe Reiter, der ebenfalls die Rolle der Partei herausgestellt hatte, nichts Falsches gesagt. Der SPD-Chef will aber unbedingt Kampfkandidaturen vermeiden und zu einer einvernehmlichen Lösung kommen.

OB Ude dagegen nahm Reiter in Schutz. Das offensive Vorgehen des Wirtschaftsreferenten sei "die einzig ehrliche Antwort für jemanden, der eine Aufgabe wirklich ohne Wenn und Aber übernehmen will und sich nicht nur in die Pflicht nehmen will" - eine Bemerkung, die sich durchaus als Seitenhieb auf die passive Haltung anderer Kandidaten werten lässt. Ude will sich erst dann offiziell zu seinem Favoriten äußern, wenn die Willensbildung in der SPD weiter fortgeschritten ist. "Dann werde ich Ross und Reiter nennen", erklärte er augenzwinkernd. Auch der frühere Münchner SPD-Chef, Landtagsvizepräsident Franz Maget, hat Verständnis für Reiters Kurs: "Wenn jemand OB werden will, muss er sich tapfer auf den Weg machen", betonte er. "Dass er ein Signal gibt, ob er sich das zutraut, darf nicht verboten sein."

Reiter selbst sagte am Montag, er könne "nichts Spektakuläres" an seinen Äußerungen erkennen: "Das ist normal für jeden Kandidaten." Seiner Haltung habe er nichts hinzuzufügen: Wenn die SPD sich Ende 2011 für ihn als Kandidaten entscheide, werde er sein allerbestes tun, um auch zu gewinnen. Fraktionschef Reissl dagegen bezeichnete das Vorgehen Reiters als "ungewöhnlich".

Reissl selbst hat seine Kandidatur, an der niemand ernsthaft Zweifel hegt, noch nie offiziell erklärt - um der Partei nicht vorzugreifen. Allerdings verweigert er auch demonstrativ jedes Dementi. Dies sei die abgesprochene Linie der SPD. "Es kommt auf die Partei an", findet auch Sozialreferentin Meier, die sich erklärtermaßen einem solchen Ruf "nicht verschließen würde" - also im Klartext ebenfalls Interesse an einer OB-Kandidatur zeigt.

Meier, Reissl, Reiter und sich selbst nennt auch Parteichef Pfaffmann als die vier Bewerber, die ernsthaft als OB-Kandidaten diskutiert werden.

Der Philosophieprofessor Julian Nida-Rümelin habe sich indes aus der Reihe der Kandidaten verabschiedet. Pfaffmann rechnet damit, dass bis zum Herbst ein Willensbild der SPD zur OB-Kandidatur vorliegt - möglicherweise auch per Mitgliederbefragung, deren Ergebnis allerdings unverbindlich sei. Ende 2011 oder Anfang 2012 werde dann nach einem Parteitag feststehen, wer die SPD in die Nach-Ude-Ära führen soll.

© SZ vom 25.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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