Coronavirus im Landkreis München:Die Welle ist gebrochen

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Landrat Göbel rechnet mit einer Inzidenz von dauerhaft unter 100 und kündigt Lockerungen für nächste Woche an

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

"The trend is your friend", lautet eine gängige Börsenweisheit. Bezogen auf die Lage bei den Corona-Neuinfektionen dürfte diese Binse von kommenden Dienstag, 11. Mai, die Menschen im Landkreis München erfreuen. Denn aller Voraussicht nach greifen dann weitere Lockerungen etwa für Außengastronomie, Kinos, kulturelle Veranstaltungen oder auch den Sport. Stichtag für ist der nächste Sonntag, 9. Mai: Liegt an diesem Tag die Sieben-Tage-Inzidenz am fünften Tag hintereinander unter 100, treten die Erleichterungen in Kraft.

"Der Trend verstärkt sich", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) in seinem wöchentlichen Presse-Briefing am Donnerstag. "Die Lockerungen sind in greifbarer Nähe." Es sei derzeit angesichts der sich entspannenden Infektionslage nicht davon auszugehen, dass die Inzidenz den Wert von 100 so schnell wieder überspringen wird. Am Mittwoch war sie erstmals nach etwas mehr als drei Wochen auf unter 100 gefallen (93,3), am Donnerstag lag sie mit 87,0 noch einmal darunter.

Auch seien die Infektionszahlen - am Donnerstag waren es 48 bestätigte Neuansteckungen - valide, sagte Göbel. Noch vor einer Woche hatte der Landrat geklagt, dass das zum 1. Mai für alle Behörden neu eingeführte System Sormas zur Kontaktnachverfolgung aufgrund von Schnittstellenproblemen mit anderen Programmen zu Problemen bei der Datenerhebung von Infektionsfällen führen könne. Zwar seien diese Probleme nach wie vor nicht behoben, sagte Göbel, Mitarbeiter der Behörde hätten aber alle Datensätze nachbearbeitet. Daher stimmten auch die zuletzt niedrigen Fallzahlen der vergangenen Tage.

Bezogen auf die neuen Freiheiten für vollständig Geimpfte und von Corona Genesene machte der Landrat klar, dass diese Verwirrung stiften könnten. Zwar sei es im Fall der Geimpften sehr leicht, mit dem Impfpass oder einer Bescheinigung den Nachweis zu erbringen; bei den Genesenen, die einen PCR-Test vorlegen müssen, der mindestens 28 Tage alt, aber nicht älter als sechs Monate sein darf, drohe aber das Chaos. "Das wird nichts", sagte Göbel lapidar. Aus seiner Sicht wäre es sinnvoller gewesen, für Genesene die Schnelltestpflicht aufrechtzuerhalten. Wer in diese Gruppe fällt, solle sich ans Gesundheitsamt im Landratsamt wenden, um sich über das weitere Vorgehen zu informieren; dort würden auch entsprechende Bescheinigungen ausgestellt, so der Landrat.

Dass Göbel weitere Tests für Genesene präferiert, liegt auch daran, dass die Kapazitäten im Landkreis mittlerweile massiv ausgebaut worden sind. Derzeit können in den 29 Städten und Gemeinden mehr als 100 000 Schnelltests pro Woche bewältigt werden. Etwa 30 000 davon finden in kommunalen Testzentren statt, darunter wöchentlich 20 000 PCR-Tests. Der überwiegende Teil der Schnelltests erfolgt bei privaten Anbietern, die vom Landkreis beauftragt worden sind.

Während die Impfkampagne im Landkreis weiter Fahrt aufnimmt, ist allerdings erstmals auch ein bestätigter Fall der indischen Virus-Variante aufgetaucht. Gefahr gehe von diesem Fall allerdings nicht aus, sagte Gesundheitsamtsleiter Gerhard Schmid, es seien alle Sicherheitsvorkehrungen bei dem Reiserückkehrer beachtet worden. Göbel merkte an, dass mittlerweile fast alle positiven Fälle auf Mutationen - meist die britische, aber auch die südafrikanische und brasilianischen Varianten - zurückzuführen sind.

Göbel sprach sich noch einmal dafür aus, die Priorisierung beim Impfen aufzuheben, lediglich die Impfzentren sollten noch nach Alter durchimpfen. Die Lieferungen von Vakzinen in den Landkreis seien auf einem stabilen Niveau, sagte er. In dieser Woche werden 11 632 Dosen verimpft, für die kommende Woche erwartet das Landratsamt dann 10 332 Dosen für Erst- und Zweitimpfungen - darunter vornehmlich Impfstoff der Hersteller Pfizer und Moderna.

© SZ vom 07.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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