Corona-Pandemie:Weder Christkindlmarkt noch Maibaum

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Die Gemeinde Unterföhring sagt frühzeitig zwei ihrer wichtigsten gesellschaftlichen Veranstaltungen ab. Der Aufwand, die Hygieneregeln einzuhalten, wäre zu groß, sagt Bürgermeister Kemmelmeyer

Von Martin Mühlfenzl, Unterföhring

Im Dezember, wenn der Vollmond den Wald hell erleuchtet, wird der Unterföhringer Maibaum gefällt. Dann gibt es weniger Wassereinschlüsse am Baum, was das Gewächs beständiger macht. Das muss er auch sein, schließlich steht er - in der Regel - sechs Jahre in der Ortsmitte auf dem Bürgerhausplatz. Der Baum aus dem letzten Jahr hat es coronabedingt aber nie dorthin geschafft, er wurde von den Unterföhringer Burschen zusammengeschnitten und zu Bänken und Tischen verarbeitet. In diesem Dezember wird erst gar kein Baum gefällt, um - wie eigentlich ersatzweise geplant - das Aufstellen 2021 nachzuholen. Die Gemeinde hat am Montag beschlossen, die Maibaum-Gaudi und vorher auch gleich den Christkindlmarkt Anfang Dezember abzusagen.

"Solche Entscheidungen trifft keiner gerne. Aber wir müssen Verantwortung übernehmen", sagt Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (PWU) auf Nachfrage der SZ. Etwa 20 Beteiligte, darunter Markt-Organisator Stefan Ganser, hätten im Rathaus lange beraten, wie mit der Veranstaltung verfahren werden solle. "Wir haben aus Sicht der Verwaltung dargelegt, wie viele Regeln einzuhalten wären, welcher Aufwand allein mit dem Hygienekonzept verbunden wäre", sagt Kemmelmeyer. "Der Aufwand steht aber nicht dafür."

Der Unterföhringer Christkindlmarkt ist ein ganz besonderer - kein professioneller und auf Profit ausgerichteter Weihnachtsmarkt, sondern ein karitativer. Vereine und Institutionen - unter anderem die Freiwillige Feuerwehr, die Wasserwacht, Schulen und Kindergärten - engagieren sich drei Tage lang von Freitag bis Sonntag und sind unermüdlich im Einsatz. Die Spenden, die gesammelt werden, gehen im Anschluss an Einrichtungen, die sie benötigen, wie etwa das Kinderhospiz.

Feuerwehrler, die Ehrenamtlichen der Wasserwacht, Erzieher oder Lehrer aber dürften in diesem Jahr gar nicht am Christkindlmarkt teilnehmen. "Diese Menschen sind in ihren Berufen und ihrem Engagement systemrelevant. Es wäre gar nicht möglich, sie beim Markt einzubinden", sagt Kemmelmeyer. Und mit Blick auf die Spenden, die in diesem Jahr fehlen werden, ergänzt der Rathauschef, Stefan Ganser habe signalisiert, "dass im Topf noch bisserl was drin ist", Vereine und Institutionen, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen seien, müssten sich also keine Sorgen machen. "Und auch die Gemeinde wird helfen, wenn geholfen werden muss."

Das entscheidende Argument für die Absage aber seien die strikten Auflagen für Märkte gewesen: 1,50 Meter Abstand halten, Maskenpflicht, das ständige Desinfizieren des Spülmobils, das in Unterföhring das Mehrweggeschirr der Stände säubert. Auch das Musik-Standl, in dem die Blasmusik sonst aufspielt, hätte ihren Zweck nicht erfüllt, weil die Musiker der Aerosole wegen ihre Instrumente gar nicht bedienen dürften. All das habe in Summe zu dem Ergebnis geführt, die vorweihnachtliche Zusammenkunft abzusagen. "Gemütlichkeit wäre so sicher nicht aufgekommen. Deshalb ist die Entscheidung richtig, auch wenn es keine schöne war", sagt Kemmelmeyer. Auch eine abgespeckte Version des Christkindlmarktes sei keine Option.

Dass die Gemeinde auch gleich den Maibaum ins Visier genommen hat, sei da nur konsequent gewesen. Alle Experten, sagt der Bürgermeister, seien sich einig, dass die Situation auch ins kommende Frühjahr hinein schwer bleibe. "Es sei denn, es kommt gleich ein Impfstoff ums Eck. Aber daran glaubt keiner", sagt Kemmelmeyer. "Wir wollten auch vermeiden, dass wir wie im letzten Jahr wieder einen Baum fällen, und dann können wir ihn nicht aufstellen", sagt er. "Das ist sonst immer ein Fest für die ganze Gemeinde und nicht für ein paar wenige, die dann daran teilnehmen dürfen." Auch die Maibaumwache fällt daher zwangsläufig aus.

Als Erinnerung an diese noch immer verrückten Zeiten werden künftig übrigens ein paar Exponate im Unterföhringer Bürgerhaus stehen. Tische und Bänke, die Unterföhrings Burschen aus dem Baum gezimmert haben, den sie im vergangenen Dezember bei Vollmond aus dem Wald gezogen haben. "Einen super gesunden Baum." Mit ganz wenigen Wassereinschlüssen, wie sich Kemmelmeyer erinnert.

© SZ vom 23.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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