Corona-Pandemie:Rathaus hilft beim Krisenmanagement

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Für Besucher ist das Altenheim schon lange geschlossen. Jetzt gelten noch strengere Hygienevorschriften. (Foto: Angelika Bardehle)

Angesichts der massenhaften Infektionen im Unterhachinger Altenheim St. Katharina Labouré stellt die Gemeinde sechs Mitarbeiter für die Einrichtung ab.

Von Michael Morosow, Unterhaching

Nach dem Tod von vier mit dem Coronavirus infizierten Bewohnern des Alten- und Pflegeheims St. Katharina Labouré in Unterhaching stand der Montag für Mitarbeiter und Bewohner der Einrichtung ganz im Zeichen umfangreicher Präventionsmaßnahmen, wie etwa der Separierung aller 23 infizierten Heimbewohner in einem vom Technischen Hilfswerk (THW) errichteten Anbau, der als Intensivstation dient. Angesichts des hohen Alters und der Gebrechlichkeit vieler Bewohner kein einfaches Unterfangen, wie der Generalökonom von St. Katharina Labouré, Claus Peter Scheucher, am Montag zur SZ sagte.

Nachdem auch bei 25 Mitarbeitern eine Infektion nachgewiesen ist und die Fallzahlen in der Gemeinde Unterhaching bis Montag insgesamt auf 95 angestiegen sind, bemüht sich Rathaussprecher Simon Hötzl, diese Zahl, die höchste aller 29 Landkreiskommunen, zu relativieren. "Wir haben schon 500 Menschen getestet, viel mehr als jede andere Gemeinde, auch das gesamte Rathauspersonal", sagt Hötzl.

Die Zahlen des Landratsamtes hinken hinterher

Einer Interpretation bedürfen allerdings auch die täglich vom Landratsamt genannten Fallzahlen, wie etwa die von Montag, 12 Uhr, wonach sich die Infiziertenzahl binnen 24 Stunden lediglich um elf auf 904 erhöht hat und die Zahl der an Corona verstorbener Landkreisbürger weiterhin mit zehn angegeben wird, die vier im Pflegeheim Verstorbenen also noch nicht berücksichtigt sind. Offiziell bestätigt sei ein Todesfall erst durch eine Sterbeurkunde, dazwischen könnten zwei bis drei Tage liegen, erklärt Christina Walzner, Pressesprecherin im Landratsamt. Und konkrete Zahlen zu einzelnen Pflegehäusern nenne die Behörde nicht mehr, "um die Einrichtungen aus dem Fokus zu nehmen", wie Walzner sagt.

Bei der Bewältigung der aktuellen Krise kann das Alten- und Pflegeheim auch auf die Unterstützung durch die Gemeinde bauen, laut Rathaussprecher Hötzl sind dafür sechs Mitarbeiter abgestellt worden, die im Schichtdienst arbeiten: "Die Ärzte übernehmen den medizinischen Teil, wir die Abrechnung und die Listenführung", sagt Hötzl. So etwa würden die Rathausmitarbeiter die Krankenkassen-Karten entgegennehmen. "Wir haben eine leistungsfähige Struktur aufgebaut, diese wird gerade sehr beansprucht", sagt Hötzl.

Über wenig Arbeit kann sich aktuell auch eine Mitarbeiterin der Barmherzigen Schwestern nicht beschweren - sie kümmert sich telefonisch um die Anliegen der Angehörigen. Nicht leichter ist ihre Aufgabe nach einem Bericht im Münchner Merkur geworden, wonach Angehörige angaben, im Unterhachinger Pflegeheim sei erst nach Bekanntwerden erster Infektionsfälle am 1. April Schutzkleidung eingeführt worden. Er habe "höchstes Verständnis" für die Sorge und die Verunsicherung der Angehörigen, auch für deren Frustration und Trauer, aber dieser Vorwurf sei nicht richtig, sagt Generalökonom Scheucher. Mit Schutzmaterialien sei man in St. Katharina Labouré aktuell ausreichend versorgt, auch durch die Hilfe der Gemeinde und des Landratsamtes, aber der Bestand sei knapp, weshalb Scheucher weiter um Unterstützung bittet. So benötige man derzeit vor allem Schutzmäntel, berichtet Scheucher.

Im Unterhachinger Altenheim St. Katharina Labouré gibt es fast 50 Infektionen mit dem Coronavirus. (Foto: Angelika Bardehle)

Wegen fehlender Schutzausrüstung hatten die Barmherzigen Schwestern in der Vorwoche damit begonnen, Mundschutz selbst zu nähen. Eine adäquate Versorgung der Bewohner sei sichergestellt, der Ausfall der 25 infizierten Mitarbeiter sei durch die Hilfe von Pflege- und Hauswirtschaftskräften aus anderen Altenheimen der Ordensgemeinschaftfall kompensiert worden.

© SZ vom 07.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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