Corona-Krise:Rechtzeitig Hilfe holen

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Die Arbeiterwohlfahrt im Landkreis München hat eine Schuldnerberatungsstelle eingerichtet, nicht zuletzt wegen Corona

Von Claudia Wessel, Landkreis

Die Corona-Krise kostet viele Menschen nicht nur Nerven, sondern so manche auch ihre bisher sichere finanzielle Existenz. Das hat die Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Landkreis München nicht zuletzt anhand des Dienstes ihrer Wohnungsnotfallhilfe erlebt. Nun hat sie ein besonderes Beratungsangebot für alle mit finanziellen Problemen eingerichtet: eine Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle (SIB), die sie gemeinsam mit der Nachbarschaftshilfe Oberschleißheim betreibt. Dort können Bürger, die im Landkreis leben, von sofort an Beratungstermine vereinbaren.

Die Mitarbeiter ergreifen zusammen mit den Klienten alle erforderlichen Maßnahmen, um die Schulden zu regulieren, bis hin zum Insolvenzverfahren. Aber auch die psychosoziale Beratung, Krisenintervention und Stärkung der Persönlichkeit durch Hilfe zur Selbsthilfe gehören zum Programm. Es ist möglich, sich zunächst anonym an die SIB zu wenden, und zwar per E-Mail an sib@awo-kvmucl.de. Wer gleich ein persönliches Gespräch vereinbaren möchte, kann von Montag bis Donnerstag zwischen 9 und 17 Uhr und freitags von 9 bis 14 Uhr anrufen unter 089/672087176. Wer sofort einen der neun Berater am Telefon haben möchte, sollte die Nummer mittwochs zwischen 16 und 18 Uhr wählen.

Awo-Fachbereichsleitung Stefanie Sonntag rechnet von Beginn an mit einer hohen Nachfrage. "Durch die Corona- Pandemie haben sich für viele Menschen die finanziellen Herausforderungen noch verschärft und verschärfen sich weiter." Sie appelliert an die Menschen, sich rechtzeitig Hilfe zu holen, anstatt zu verzweifeln. Auch die angekündigte Verkürzung der Laufzeit eines Insolvenzverfahrens auf nur noch drei Jahre wird nach der Einschätzung von Sonntag für eine steigende Zahl von Ratsuchenden sorgen.

Die neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SIB arbeiten eng mit Ämtern, Gerichten, sozialen Diensten und Beratungsstellen wie der Schuldnerberatung der Caritas zusammen. Hinzu kommt die Awo-interne Kooperation unter anderem mit der Wohnungsnotfallhilfe. Denn wer Schulden hat, hat oftmals mehrere "Baustellen" und läuft Gefahr, sein Zuhause zu verlieren. Wohnungsnotfallhilfe, Betreuungsverein, Migrationsberatung und Schuldner- und Insolvenzberatung - die enge Zusammenarbeit unter einem Dach als "Awo-SozialService" ist auch für die Arbeiterwohlfahrt Neuland, aber man sehe darin eine sinnvolle Strategie für den Landkreis, sagt Geschäftsführer Michael Germayer.

Wegen Kurzarbeit oder eines unerwarteten Arbeitsplatzverlustes als Folge der Corona-Pandemie sei Hilfe bei vielschichtigen Problemen wichtiger denn je. "Die staatlichen Hilfen federn so manche finanzielle Schieflage ab, aber eine Zunahme von Anfragen besorgter Bürger zeichnet sich schon jetzt ab. Die Schuldner- und Insolvenzberatung wird zum richtigen Zeitpunkt zu einer wichtigen Anlaufstelle", ist er sich sicher.

© SZ vom 07.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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