Corona-Krise:Ottobrunn ist noch auf der sicheren Seite

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Die Krise belastet den Gemeindehaushalt 2020 kaum. Doch schon im nächsten Jahr könnte es anders aussehen

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Das Phönixbad in Ottobrunn steht sinnbildlich dafür, wie Betriebe unter der aktuellen Krise leiden. Seit etwas mehr als drei Wochen ist das beliebte Bad samt Saunalandschaft wieder geöffnet, allerdings darf es nur mit einem Drittel der gewohnten Zahl an Gästen belegt werden. "Und das bei gleich bleibenden Kosten", sagte Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) am Mittwochabend in der Sitzung des Gemeinderats. "Das schlägt schon ins Kontor." Schließlich stellte der kommunale Eigenbetrieb schon vor Corona-Zeiten ein Zuschussgeschäft dar. "Aber es ist gut, dass das Bad wieder geöffnet ist", sagte Loderer - schon als Signal, dass ein Stück weit wieder Normalität einkehrt.

Die finanziellen Auswirkungen des Verlustgeschäftes im Phönixbad auf den Gemeindehaushalt werden sich ohnehin in Grenzen halten. Allerdings drohen der Kommune an anderer Stelle spürbare Konsequenzen. Bereits die zweite Abrechnung bei der Einkommenssteuer, auf die Ottobrunn im Gegensatz zu den allermeisten anderen Städten und Gemeinden des Landkreises in besonderem Maße angewiesen ist, habe gezeigt, dass die Corona-Krise zu deutlichen Ertragseinbußen führen werde, sagte Loderer. Im Haushaltsansatz für das laufende Jahr rechnete die Kämmerei mit Einnahmen von etwa 21 Millionen aus der Einkommenssteuer. Im zweiten Quartal aber lag die Rate bei der Einkommenssteuer bereits um etwa eine Million Euro unter dem Wert aus dem Vorjahr, für das gesamte Haushaltsjahr 2020 rechnet Loderer mit einem Verlust von bis zu vier Millionen Euro.

Dennoch betonte Loderer, es gebe "momentan keine Probleme", zudem schloss der Rathauschef derzeit auch einen Nachtragshaushalt aus. Dies liegt unter anderem an dem Ergebnis aus dem Haushaltsjahr 2019, in dem die Gemeinde aufgrund der guten wirtschaftliche Entwicklung etwa 8,6 Millionen Euro mehr Einnahmen aus der Gewerbesteuer generieren konnte, als im Etatentwurf angesetzt (11,5 Millionen Euro). Und auch die Situation bei den Rücklagen hat sich positiv entwickelt, derzeit verfügt die Kommune noch über Reserven in Höhe von etwa 27 Millionen Euro.

Viel Geld, das Ottobrunn auch sehr dringend benötigt, wie Kämmerer Oliver Malina im Gemeinderat sagte. Denn angesichts sinkender Einnahmen und wachsender Aufgaben und Investitionen stehe die Kommune in den kommenden Jahren vor "erheblichen Kreditaufnahmen", machte Malina deutlich.

Inwieweit die Corona-Krise den Gemeindehaushalt tatsächlich treffen werde, sei allerdings noch nicht abzusehen. Malina rechnet damit, dass sich die Auswirkungen erst in den Jahren 2021 und 2022 im Etat niederschlagen werden. "Auch deshalb, weil im momentanen Haushalt Maßnahmen noch gar nicht drin sind, die uns bald beschäftigen werden", sagte Kämmerer Malina vor allem mit Blick auf die unbedingt notwendige Sanierung des in die Jahre gekommenen Wolf-Ferrari-Hauses in der Ortsmitte, die in die Millionen gehen wird.

Dass Bürgermeister Thomas Loderer dennoch einigermaßen gelassen in die Zukunft blickt, liegt auch an der Ankündigung des Bundes, den Kommunen Einbrüche bei der Gewerbesteuer in großem Stile erstatten zu wollen. "Die Gewerbesteuer soll pauschalisiert erstattet werden", sagte Loderer. "Das bedeutet für uns, dass wir in der Krise noch zu den Gewinnern gehören könnten." Er sehe also "keinen freien Fall nach unten." Auf den Verlusten durch die Wiederaufnahme des Betriebs im Phönixbad aber wird die Gemeinde sitzen bleiben. Doch das ist es dem Bürgermeister wert.

© SZ vom 24.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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