Christa Beyer:Mit Toleranz und Geduld

Lesezeit: 2 min

Von Bernhard Lohr, Haar

Wer mitbekommen möchte, wie bunt, bewegt und inspirierend die Arbeit an einer Mittelschule sein kann, der ist mit Christa Beyer als Gesprächspartnerin bestens bedient. Die scheidende Rektorin der Konrad-Mittelschule in Haar hat 26 Jahre an der Schule verbracht. Als sie anfing, herrschte im früheren Jugoslawien Krieg. Viele Familien mit Kindern kamen von dort nach Haar. Beyer übernahm damals eine Übergangsklasse für Kinder mit Sprachschwierigkeiten. Mit Kindern unterschiedlicher Herkunft zu arbeiten, wurde zu einer Leidenschaft der Lehrerin , die nach ihrem Studium in Augsburg und einer Zeit an einer Schule in Kempten auch vier Jahre in Afrika verbrachte. Bevor die in München aufgewachsene Beyer 1993 nach Haar kam, unterrichtete sie in Feldkirchen.

2015 übernahm Beyer die Leitung der Mittelschule in Haar, an der sie mit ihrem Kollegium etwa die musische Bildung mit Unterstützung einer Stiftung stark förderte. Mehr als 20 Klavierschüler gibt es aktuell. Vor einem Jahr führten die Schüler eine Oper auf, heuer gab es ein Konzert. Die beste Schülerin, die im M-Zweig jetzt Abschluss machte, kommt aus Pakistan. All das erzählt Beyer auf die Schnelle, wenn es eigentlich um sie gehen soll, die sie mit 63 Jahren in den Ruhestand geht. "Für mich war immer klar, dass ich nichts anderes als Beruf machen möchte", sagt Beyer. Und fügt hinzu: "Ich bin immer gerne in die Schule gegangen." Das sei als Schülerin so gewesen, als Lehrerin und als Rektorin.

Um eine Schule mit bis zu 400 Schülern zu leiten, die oft so unterschiedlich sind, hat Beyer viel mitgebracht. Weltoffenheit zum Beispiel: Sie sei in Nigeria eng mit Einheimischen in Kontakt gestanden, sagt Beyer und erzählt eine Anekdote, wie sie damals sechs Stunden lang habe warten müssen, um eine Telefonverbindung für ein Gespräch mit ihren Eltern zu bekommen. "Da lernt man Geduld", sagt sie. Geduld und Toleranz seien Grundsätze, die sie und ihr "Super-Kollegium" beherzigt hätten.

Manchmal helfen diese Grundsätze auch, Vorgaben von oben zu akzeptieren. Dass jüngst die Ü-Klassen, die nach der Ankunft vieler Flüchtlinge im Jahr 2015 wieder starken Zulauf erhielten, durch Deutschklassen ersetzt wurden, sieht Beyer kritisch. Schüler sollen jetzt nach bereits nach einem Jahr in einer Deutschklasse in die Regelklasse wechseln. Die Flexibilität sei weg, sagt Beyer, die bei allen Schwierigkeiten gerne mit Schülern aus Afrika, Asien und Südamerika arbeitete. 17 Jahre leitete sie die Ü-Klassen, am Ende waren es fünf in Haar.

© SZ vom 25.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: