Brunnthal:Wirtshaus-Eröffnung unter Missklängen

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Auch nach Fertigstellung der neuen Ortsmitte mit Gaststätte und Hotel geht der Streit um das Millionen-Projekt der Gemeinde Brunnthal weiter

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Das erste Bier ist gezapft, der erste Wildschwein-Burger gegessen: In der Ortsmitte von Brunnthal gibt es nach Jahren wieder ein Gasthaus mit bayerisch-alpenländischer Küche. Der Landgasthof Brunnthal und das dazugehörige Hotel haben nach einem Endspurt, bei dem die Handwerker unter Hochdruck arbeiteten und um die Einhaltung von Fristen gebangt wurde, am Samstag offiziell eröffnet. Mehrere hundert Gäste schauten vorbei und verschafften sich einen Eindruck vom Ortsmitte-Ensemble samt Geschäften und Wohnungen für Einheimische, das sich die Gemeinde hat hinstellen lassen. Die Eröffnung überschattet allerdings der seit Jahren schwelende Konflikt im Gemeinderat um das Millionenprojekt.

Bürgermeister Stefan Kern (CSU) empfing mit Wirt Rudolf Schall Ehrengäste wie Sozialministerin Kerstin Schreyer, Landrat Christoph Göbel sowie den Bundestagsabgeordneten Florian Hahn (alle CSU). Göbel beglückwünscht die Gemeinde auf Facebook für ihre Investition und spricht von einem "lohnenswerten Engagement". Ob es das wirklich ist, fragt sich am Ort aber mancher. Gemeinderat Matthias Amtmann (Unabhängige Brunnthaler Wählergruppe, UBW) gehört dazu und hat mit einer Aktion kurz vor Eröffnung des Prestige-Projekts Zweiten Bürgermeister Thomas Mayer (CSU) gegen sich aufgebracht. Er wirft Kritikern jetzt sogar vor, die Gemeinde bewusst "schädigen" zu wollen.

Nachdem die SZ berichtet hatte, dass die Konzession für den Wirt noch nicht vorliege, gab es am Mittwoch vor der Gasthof-Eröffnung im Gemeinderat Nachfragen, ob der Weg frei sei für den großen Tag. Weil ihm Kerns Antwort zu vage war, wollte Amtmann schriftlich vom Landratsamt wissen, wie es um Konzession und Brandschutz stehe. Freitagmittag erhielt er Nachricht, die Eröffnung könne stattfinden.

Mayer sieht den Vorstoß Amtmanns, der selbst Unternehmer ist, als Versuch, einen "anderen ortsansässigen Unternehmer anzuschwärzen und an den Pranger zu stellen". UBW, SPD und Grüne hätten nie die Entscheidung des Gemeinderats und eines Bürgerentscheids für das Ortsmitte-Projekt akzeptiert, so Mayer.

Amtmann hält dagegen, er habe es nach Kerns ausweichender Antwort am Mittwoch als seine Pflicht angesehen, bei der Behörde "ganz sachlich" nachzufragen, ob alles Formalitäten geklärt seien für die Eröffnung. Er wisse als Selbständiger, wie wichtig es sei, mit Geld verantwortungsbewusst umzugehen, so Amtmann, und wünsche dem Wirt alles Gute. Doch ein Gasthof gehöre nicht "in Gemeindehand". Das finanzielle Risiko sei zu groß.

© SZ vom 16.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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