Brunnthal:Odyssee im Schulbus

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Über die Schulbusse, die die Kinder von der Brunnthaler Grundschule abholen, gibt es Beschwerden. (Foto: Claus Schunk)

Eltern klagen über unpünktliche und unfreundliche Fahrer, die die Kinder auch mal an der falschen Haltestelle rauswerfen.

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Busse fahren verspätet oder gar nicht. Gestresste Busfahrer drücken auf die Tube. Und Schulkinder werden an der falschen Haltestelle aus dem Schulbus komplimentiert: Manche Kinder an der Brunnthaler Grundschule haben einen holprigen Start ins Schuljahr hinter sich. Dabei war es gar nicht das größte Problem, sich im Unterricht und mit neuen Freunden zurechtzufinden. Vielmehr haperte es derart beim Schulbusverkehr, dass Mütter reihenweise Protestbriefe an das Busunternehmen Geldhauser schickten. Die Gemeinde wurde eingeschaltet. "Es muss sich etwas ändern. So geht es definitiv nicht weiter", klagt Stefanie P. (Name geändert).

Wer selbst Kinder hat, die auf einen Schulbus angewiesen sind, kennt vielleicht solche Geschichten. Es gab sie immer schon. Und es gibt sie offenkundig vermehrt in diesen Zeiten. Denn Busfahrer zählen wie Erzieherinnen oder Pflegekräfte im Münchner Umland zum gesuchten Fachpersonal. In Zuge der ÖPNV-Offensive werden laufend neue Linien ausgeschrieben. Fernbus-Unternehmen werben Fahrer ab. Auch das Brunnthaler Busunternehmen Geldhauser muss schauen, wo es Leute herbekommt. Geschäftsführer Martin Geldhauser erzählt, dass neue Mitarbeiter zum Großteil aus Kroatien und anderen Ländern des früheren Jugoslawien kämen. Er beschäftige drei Deutschlehrer, die seinen Mitarbeitern bei der Eingliederung zur Seite stünden. "Ich bin gerade dran, eine Pension mit 14 Zimmern anzumieten", sagt Geldhauser. Die Arbeitskräfte bräuchten günstige Unterkünfte.

Am Steuer sitzen auch ortsunkundige Fahrer

Doch auch wenn Personal knapp ist und mittlerweile Busfahrer im Landkreis am Steuer sitzen, die nicht ortskundig sind, ist die Situation in Brunnthal damit nicht unbedingt erklärt. Das Busunternehmen Geldhauser ist dort ja zu Hause. Seit mehr als 40 Jahren fahre man die Schulkinder, sagt Geldhauser und beteuert, es seien erfahrene Busfahrer eingesetzt. Durch die unmittelbare Nähe könne man auch flexibel agieren. Kritik werde aufgenommen, und man versuche mögliche Probleme abzustellen, beteuert der Busunternehmer. Aus seiner Sicht reagieren manche Eltern auch über. Es müsse doch mal drin sein, dass ein Schüler etwas länger auf einen Bus wartet.

Die Gelassenheit des Busunternehmens ist das eine. Eine andere Sache ist, ob ein Sechsjähriger gelassen bleibt, wenn der Bus 20 Minuten nicht kommt oder wenn der Busfahrer aus Versehen an einer Haltestelle vorbeifährt. Und wie muss das sein, wenn ein Kind an der falschen Haltestelle aussteigt, weil es mit Nachdruck dazu aufgefordert wurde? Stefanie P. erzählt von schlecht gelaunten Busfahrern, die vergessen, an der Schule ihre Busse mit Schildern auszuzeichnen, damit die Kinder sie finden. Geldhauser räumt manches ein. Ein Busfahrer habe mal eine Schicht vergessen, ein anderer habe sich nicht richtig in den Betriebsplan eingelesen. Einmal habe ein Mitarbeiter eine Baustelle nicht auf dem Schirm gehabt und sei deshalb verspätet unterwegs gewesen.

Am Nachmittag ist keine feste Route vorgesehen

Doch den Fall mit dem Schüler, der am falschen Ort aussteigen musste, schildert Geldhauser als Beispiel für besondere Fürsorglichkeit seines Busfahrers. Er habe an der Haltestelle ohnehin wenden müssen und den Buben dann auch gleich wieder einsteigen lassen. Die Mutter hat das freilich anders vor Augen. Ihr Sohn musste über eine stark befahrene Straße hetzen. Brandgefährlich sei das gewesen, sagt sie.

Das Durcheinander beim Schulbusverkehr in Brunnthal hat auch mit einer Besonderheit zu tun. Vor allem am Nachmittag, wenn die Kinder nach der Mittagsbetreuung abgeholt werden, entsteht das Durcheinander. Dann fährt anders als morgens und mittags nur ein Bus, der die Kinder gezielt nach Hause bringt. Die Kinder werden von den Mitarbeitern der Mittagsbetreuung zum Bus gebracht und die Busfahrer fragen nach, wo die Kinder hinmüssen. Stefanie P. sagt, es wäre schon gut, wenn die Schulbusse immer eine feste Route fahren würden. Aber das ist da nicht vorgesehen.

Bürgermeister Stefan Kern (CSU) ist über die Vorgänge informiert. Er fordert als Auftraggeber für den Schulbusverkehr, dass das Unternehmen den bestellten Service korrekt liefert. "Wir legen Wert darauf, dass wir Busfahrer haben, die deutsch sprechen und sich auch um die Kinder kümmern", sagt er. Er rät aber auch dazu, nichts zu dramatisieren. Geldhauser will jetzt einen "Qualitätszirkel" einberufen, einen runden Tisch mit allen Beteiligten. Derweil hat Rektorin Regine Nemetz Fortschritte festgestellt. Seit kurzem laufe es besser, sagt sie.

© SZ vom 26.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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