Bildung:Zweiter Schwerpunkt für den Tower

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Die Jugendbegegnungsstätte in Oberschleißheim dient bisher der politischen Bildung und dem Kulturaustausch. Künftig will der Landkreis dort auch das Interesse von Schülern an Technik und Naturwissenschaften wecken

Von Martin Mühlfenzl, Oberschleißheim

Das Angebot in der Jugendbegegnungsstätte am Tower in Oberschleißheim soll künftig um den Bereich naturwissenschaftlich-technische Bildung erweitert werden. Zum einen sollen spezielle Kurse für Jugendliche eingerichtet werden, die ihre Schulausbildung bereits abgeschlossen haben. Zum anderen sieht das neue Konzept für den "Tower" aus der Verwaltung von Landrat Christoph Göbel (CSU) vor, Schüler der siebten Jahrgangsstufen von Mittelschulen im Norden des Landkreises mit dem Projekt "Mint und Mittelschule" in ihren naturwissenschaftlichen und technischen Fähigkeiten zu schulen. Mint steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Im Heiner-Janik-Haus in Oberschleißheim, einer Einrichtung des Kreisjugendrings München-Land, spielt bisher vor allem die interkulturelle, kulturelle und politische Bildung eine Rolle. Hier kommen etwa in Workshops und Seminaren in regelmäßigen Abständen Kinder und Jugendliche aus dem Landkreis München und seinen polnischen Partnerlandkreisen Wieliczka und Krakau zusammen.

Die Neuausrichtung des Towers und die Erweiterung des Angebots um den Bereich Ausbildung sieht Landrat Christoph Göbel aus zwei Gründen gegeben: Einerseits seien die mit viel finanziellem Aufwand eingerichteten Werkstätten in der Jugendbegegnungsstätte nur zu 60 Prozent ausgelastet, machte Göbel kürzlich vor dem Jugendhilfeausschuss des Landkreises deutlich. Andererseits vermisse man im nördlichen Landkreis ein spezielles Angebot für Jugendliche, die bei der Suche nach einer Ausbildung noch etwas orientierungslos sind und Unterstützung benötigen. "Wir haben im südlichen Landkreis die Jobwerkstatt Unterhaching, im Norden fehlt uns ein solches Angebot noch", sagte Göbel. "Es gibt viele freie Ausbildungsstellen, aber nicht jeder Jugendliche im Landkreis findet eine Stelle." Diesem Trend müsse mit speziell auf die Bedürfnisse der Jugendlichen abgestimmten Angeboten begegnet werden, betonte der Landrat: "Wir brauchen Fachkräfte. Und wir brauchen sie vor allem in den naturwissenschaftlichen und technischen Berufen."

Die Jugendbegegnungsstätte am Tower ist nach Angaben von Landrat Christoph Göbel nicht ausgelastet. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Für Jugendliche, die noch nicht wissen, wohin die persönliche Reise gehen soll, sollen spezielle Jobwerkstätten durch den Kreisjugendring angeboten werden, um die - so der etwas sperrige Begriff - notwendige Berufswahlreife zu erlangen. Eine Woche lang sollen die Jugendlichen vier Phasen durchlaufen: Von der Orientierungs-, über die Probier- bis hin zur Fokus- und Qualifizierungsphase. "Es geht uns darum, Jugendliche in die Spur zu bringen, sie zu qualifiziere, zu stabilisieren und ihnen Selbstvertrauen zu geben", sagte Tibor Manal aus der Verwaltung des Landratsamtes, der das Konzept entworfen hat.

Speziell an Schüler der siebten Jahrgangsstufen der Mittelschulen in Kirchheim, Garching, Ismaning, Ober- und Unterschleißheim richtet sich das Projekt "Mint und Mittelschule". In zehn Wochen im Jahr sollen jeweils bis zu 20 Schüler in den Werkstätten der Jugendbegegnungsstätte für die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik begeistert werden. "Wir wollen sie aber auch in ihrer Persönlichkeit stärken", sagte Manal. Ziel des Projekts sei es, dass die Kinder und Jugendlichen ihren Berufswunsch "selbst formulieren" könnten.

Der Aufbau einer eigenen Jugendbegegnungsstätte für den nördlichen Landkreis kostet freilich Geld: Mehr als eine halbe Million Euro müsste der Landkreis zunächst in die Hand nehmen; hinzu kämen weitere Kosten für die Erstausstattung und Um- und Anbaubauten, sagte Manal. Diese Ausgaben schreckten etwa CSU-Kreisrätin Ulrike Beck zunächst ab; zudem fürchtete sie, dass "der Begegnung und der Völkerverständigung" am Tower nicht mehr genug Raum gegeben werde. Landrat Göbel versprach, die Jugendbegegnung werde "keinesfalls eingeschränkt"; vielmehr werde das Angebot sinnvoll um den Bereich Bildung erweitert. "Und ja, das kostet Geld, weil es eine freiwillige Leistung des Landkreises ist", sagte Göbel.

Stellvertretender Schulamtsdirektor Alfred Bauernfeind warb eindringlich für den Aufbau einer Bildungsstätte im Norden: "Es ist ein hervorragender Ansatz, den Mint-Bereich reinzubringen. Wir brauchen das für unsere Schüler im Norden." Die Kreisräte werden das Konzept in den Fraktionen beraten.

© SZ vom 24.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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