Höhenkirchen-Siegertsbrunn:An der Warteliste vorbei zum Kita-Platz

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In Höhenkirchen-Siegertsbrunn wurden Eltern bei der Kinderbetreuung bevorzugt. Laut Zweiter Bürgermeisterin Konwitschny geschah dies aus zwingenden Gründen. Weil sie keine Details nennt, bleibt der Arbeitskreis Familie bei seiner Kritik.

Von Anna Reuß, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Wer für sein Kind einen Betreuungsplatz in Höhenkirchen-Siegertsbrunn sucht, landet erst einmal auf einer Warteliste. Ganz oben steht jedoch nicht, wer als Erster sein Kind angemeldet hat, sondern wessen Kind am ältesten ist, weil die gesetzliche Elternzeit spätestens nach drei Jahren ausläuft.

Der Gemeinderat möchte nun auf Beschwerden reagieren, die unter anderem bei der Bürgerversammlung im November geäußert wurden. Demnach soll die Priorität der Warteliste bei der Vergabe von Betreuungsplätzen in einigen Fällen vernachlässigt worden sein. Eine Mutter von Zwillingen warf der Gemeinde damals vor, andere Eltern mit wesentlich jüngeren Kindern begünstigt zu haben. Sie selbst leide darunter, dass sie für ihre Kinder bisher keine Betreuungsplätze erhalten habe, sagte die Mutter, da ihr eigener Arbeitsplatz in Gefahr sei, wenn sie nicht bald zurückkehren könne. Zudem beklagte sie die soziale Isolation, die damit einhergehe: Weil ihre Kinder nach wie vor nicht in einen Kindergarten in der Gemeinde gehen dürften, könnten sie etwa nicht am Martinsumzug teilnehmen.

Was bei der Bürgerversammlung noch wie ein Gerücht klang, wurde vom Gemeinderat in der jüngsten Sitzung bestätigt: Tatsächlich wurden drei Kindern, die nicht oben auf der Liste standen, Plätze im Kindergarten zugewiesen. Dabei sei nicht, wie manche im Ort befürchten, bei der Vergabe gemauschelt, sondern aus "sozialen Gründen" so entschieden worden, sagte die Zweite Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD). Welche konkreten Ursachen das seien, dürfe die Gemeindeverwaltung nicht öffentlich machen, fügte sie hinzu - es seien "andere, zwingende Gründe" gewesen. Die Entscheidung sei demnach "nicht willkürlich" getroffen worden.

Die Anonymität der Familien soll gewahrt werden

Um den Gerüchten entgegenzuwirken, möchte das Gremium die Entscheidung, dass die Reihenfolge der Warteliste umgangen wurde, öffentlich machen - möglicherweise durch eine Veröffentlichung im Gemeindeblatt. Einig waren sich die Gemeinderäte darin, dass die Anonymität der Familien gewahrt werden müsse.

Der Arbeitskreis (AK) Familie und Kind sieht das kontrovers. Bezogen auf die Entscheidung wegen "sozialer Gründe" teilt der AK schriftlich mit: "Anhand der uns vorliegenden Informationen können wir diese Entscheidung nicht nachvollziehen." Zudem sei es schade, dass es der Gemeinderat "mit dem Totschlagargument des Datenschutzes" ablehne, die Hintergründe der Platzvergabe zu veröffentlichen. Nachvollziehbarkeit und notwendige Transparenz seien dadurch nicht gewährleistet.

© SZ vom 04.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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