Berufsschule:Auf kürzestem Weg zur Schule

Lesezeit: 2 min

Berufsschüler aus Schleißheim und dem Würmtal sollen künftig nicht bis Grafing-Bahnhof fahren müssen, sondern Klassen in München besuchen dürfen

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Etwas mehr als eine Stunde dauert die einfache Fahrt mit der S-Bahn von Unterschleißheim bis Grafing Bahnhof. Ebenso lange unterwegs ist, wer von Gräfelfing in den Landkreis Ebersberg pendelt. Den Auszubildenden aus dem nördlichen und westlichen Landkreis sei diese Odyssee nicht zuzumuten, so die einhellige Meinung der Mitglieder im Kreisausschuss für Bauen und Schulen. Daher soll Landrat Christoph Göbel (CSU) in Gesprächen mit der für den Schulsprengel zuständigen Regierung von Oberbayern erreichen, dass Berufsschüler aus diesen beiden Regionen des Landkreises München der Landeshauptstadt und den dortigen Berufsschulen zugeschlagen werden - obwohl die Landkreise München und Ebersberg in Grafing gemeinsam eine Berufsschule errichten.

An der Berufsschule in Grafing-Bahnhof, an der sich der Landkreis München über Gastschulbeiträge finanziell beteiligt, sollen Ausbildungen in den Bereichen Einzelhandel, Lagerlogistik, Groß- und Einzelhandel, Fachinformatik, Zahntechnik und Kfz-Mechatronik angeboten werden. Zudem plant der Landkreis Ebersberg einen Ausbildungsgang "Digitale Transformation", der sowohl Fachkenntnisse aus der Informatik als auch aus der Automatisierungstechnik vermitteln soll. Diese Ausbildungsrichtung gibt es im Freistaat in dieser Art bisher noch nicht.

In Grafing-Bahnhof soll wie in der Berufsschule des Landkreises München in Riem künftig aber auch Kinderpfleger und Sozialpädagogen ausgebildet werden. Wie Landrat Christoph Göbel (CSU) in der Ausschusssitzung am Dienstag sagte, habe das Kultusministerium bisher den Bedarf für eine Ausbildung an beiden Schulen nicht anerkennen wollen. Unter dem neuen Minister Michael Piazolo (Freie Wähler) hat laut Göbel aber offenbar ein Umdenken stattgefunden: "Es sieht nicht schlecht aus, dass wir diese Bereiche in beiden Schulzentren anbieten können." Aus Sicht des Landkreises sei dies auch dringend geboten. "Wir brauchen diese Fachkräfte ganz dringend und müssen sie daher auch selbst ausbilden."

Die SPD-Kreistagsfraktion hatte bereits im Dezember gefordert, "so schnell wie möglich" Vorläuferklassen für den Ausbildungsgang Kinderpfleger einzurichten - und zwar nicht nur in Riem, sondern auch in der neuen Fachoberschule in Haar. Insbesondere die Gemeinde Haar bietet sich laut SPD-Fraktionssprecherin Ingrid Lenz-Aktas dafür an, plant der Landkreis doch dort den Aufbau einer eigenen Pflegeschule. Landrat Göbel sieht dagegen in Riem den perfekten Standort, da dort auch der Bereich Hauswirtschaft angeboten werde. Um die dortige Berufsschule noch attraktiver zu gestalten, schließt Göbel den Bau eines Wohnheims für Auszubildende nicht aus. Zudem sei der Standort für Schüler aus dem Landkreis gut zu erreichen.

Das gilt für Grafing-Bahnhof indes nicht. Zunächst war allerdings auch ein anderer Standort für den Bau einer neuen Berufsschule im Gespräch. Der Landkreis Ebersberg hatte zunächst Zorneding ins Auge gefasst; die Gemeinde liegt nur drei Stationen von der S-Bahnstation Haar entfernt. Dass die Schule nun in Grafing-Bahnhof gebaut wird, hat einen ganz einfachen Grund: Hier konnte der Landkreis München direkt am S-Bahnhof ein Grundstück erwerben. Die Schüler aus dem nördlichen und westlichen Landkreis sollen daher weiter auf die Berufsschulen in der Landeshauptstadt gehen, wenn die Regierung von Oberbayern diesem Antrag zustimmt. Allerdings nur so lange, bis die Berufsschule München-Land um die angestrebten Ausbildungsbereiche erweitert wird.

Wann die neue Fachoberschule samt Pflegeschule in Haar gebaut wird, steht immer noch nicht fest. Bisher sind die Schüler und Lehrer provisorisch an der Hans-Pinsel-Straße untergebracht, dort werden sie in Wirtschaft und Verwaltung, Sozialwesen, Gesundheit und Technik unterrichtet. Die Gespräche des Landkreises mit der Landeshauptstadt über den Ankauf eines Grundstücks am S-Bahnhof Gronsdorf sind noch nicht abgeschlossen - unter anderem weil die Stadt auf ein Verkehrsgutachten wartet, das den erwarteten zusätzliche Verkehr nördlich des Bahnhofs regeln soll.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: