Baudenkmal:Neues Leben für die Wasserspiele

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Der Brunnen im mehr als 200 Jahre alten Schlosspark Ismaning wird restauriert. Während die Technik komplett erneuert werden muss, sind die unteren Teile noch relativ gut erhalten

Von Sabine Wejsada, Ismaning

Wer dieser Tage durch den herbstlich gefärbten Schlosspark in Ismaning spaziert, der findet nicht nur lauschige Plätzchen zum Rasten oder kann einen Blick auf das bunt leuchtende Lichthaus werfen, das seit ein paar Wochen vor dem Schlossmuseum steht. Einen Steinwurf entfernt davon in Richtung Süden haben Bauarbeiter in den vergangenen Wochen ganz vorsichtig ein Rondell freigelegt, das nun zum Schutz mit Gittern umzäunt ist. Dabei handelt es sich um die Überreste eines lange Zeit in der Wiese liegenden historischen Brunnens. Nach einer ersten Reinigung und dem behutsamen Entfernen von Erde und Wurzelwerk ist ein aus Ziegeln gemauertes kreisrundes Becken zu erkennen, ebenso Wasseranschlüsse und ein aufrecht stehendes Rohr, aus dem früher einmal wohl der mehr als zwei Meter hohe Springbrunnen an dieser Stelle gespeist wurde.

In nicht allzu ferner Zukunft sollen die Wasserspiele wieder zu neuem Leben erweckt werden, wie der Ismaninger Gemeinderat beschlossen hat. Das Gremium zeigte sich jetzt erfreut über die Nachricht, dass die noch vorhandenen Teile des Brunnens in einem "überraschend guten Zustand sind", wie es aus dem Rathaus heißt. Der Brunnen ist als Baudenkmal in die Denkmalliste eingetragen - und kann in enger Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde originalgetreu restauriert und ergänzt werden.

Wohltuendes Plätschern: Auf einem Gemälde von Lorenzo Quaglio von 1847 aus dem Museum Georg Schäfer in Schweinfurt lässt sich der Brunnen gut erkennen. Nun soll er nach historischem Vorbild wiederhergestellt werden. (Foto: [FOTOCREDIT]Gemeinde Ismaning/Museum Georg Schäfer, Schweinfurt)

Das Amt hat die Anlage bereits besichtigt, ein Konzept, wie eine Wiederbelebung der Wasserspiele gelingen könnte, gibt es auch schon. Zwar ist den Überbleibseln der historischen Anlage noch nicht anzusehen, wie schön er einmal gewesen ist, Ismaninger Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) ist sich aber sicher, "dass der Brunnen das bald wieder wird", wie er sagt. Noch im Herbst sollen die Arbeiten zur Wiederherstellung beginnen.

Nach einer nicht ganz so einfachen Suche ist laut Greulich ein Restaurator gefunden worden, der in den vergangenen Wochen die Freilegung und Säuberung geleitet hat, zusammen mit einem Ingenieurbüro, das laut Gemeindeverwaltung Erfahrung im Brunnenbau besitzt. Der untere, noch vorhandene Teil des Brunnens kann nach Einschätzung der Experten erhalten bleiben, muss aber restauriert werden. Die Technik selbst ist natürlich nicht mehr instand, sie wird komplett erneuert. Der oberirdische Aufbau mit den Becken, aus denen das Wasser fällt, wird nach historischem Vorbild rekonstruiert.

In früheren Jahrhunderten konnten sich die Besucher des Schlossparks an dem Wasserspiel erfreuen. Heute erinnern nur Gemälde an das sprudelnde Bauwerk, die Spaziergänger in ihrer Bann zog. Auf einem Gemälde von Lorenzo Quaglio von 1847, das aus dem Museum Georg Schäfer in Schweinfurt stammt, lässt sich gut erkennen, was der Ismaninger Bürgermeister meint, wenn er von der Schönheit spricht, die bald wieder Einzug halten soll in den Schlosspark. Mitten im Grünen fiel seinerzeit das Wasser aus und in die Becken, während sich vermutlich adlige Herrschaften bei einer kleinen Runde auf den Wegen die Beine vertraten und dabei vielleicht versonnen dem beruhigenden Plätschern lauschten.

Erstaunlich gut erhalten: Der Unterbau der historischen Brunnenanlage im Ismaninger Schlosspark. (Foto: Sabine Wejsada/oh)

War der Ismaninger Schlosspark in früherer Zeit den besseren Leuten vorenthalten, so ist er heute die grüne Lunge der Gemeinde und ein Kulturdenkmal. Im Jahr 1807 wurde der bis dahin barocke Park vom Gartenarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell zum englischen Garten umgestaltet; bis auf einige wenige Eingriffe im 20. Jahrhundert haben sich die Struktur des Parks, die historische Wegeführung und die Anordnung der Baumgruppen erhalten. Im Schlosspark sind überdies besondere und sehr alte Bäume zu finden - zum Beispiel Farnbuchen, Winterlinden und der Urweltmammutbaum. Dieser gilt als lebendes Fossil und wurde erst 1941 wiederentdeckt. Das Exemplar auf der Wiese vor dem Kallmann-Museum ist mehr als 60 Jahre alt und 28 Meter hoch. Beeindruckend ist vor allem die prächtige Färbung der Laubes im Herbst. Auch der älteste Nussbaum Ismanings ist nach Angaben der Gemeinde im Park zu finden. Er steht am Seebach, ist mehr als 150 Jahre alt und 20 Meter hoch.

Die historische Anlage mit Schloss, Park und Nebengebäuden steht als Ensemble unter Denkmalschutz. Das Schloss mit den beiden noch erhaltenen Prunkräumen aus der Zeit um 1835 dient Ismaning heute als Rathaus. Im Kutscherbau befinden sich neben Büros der Verwaltung auch die Sitzungssäle für den Gemeinderat. Im ehemaligen Gärtnerhaus ist das Schlossmuseum untergebracht. Die klassizistische Orangerie wurde rekonstruiert und beherbergt das weit über Ismaning hinaus bekannte Kallmann-Museum, das in naher Zukunft umfassend modernisiert wird. Im Schlosspavillon finden Kunstausstellungen statt.

Die Hauptverbindungen im Schlosspark sind größtenteils saniert. Zudem sollen Pfade zur Brunnenanlage angelegt werden - damit sich die dann wieder hergerichteten Wasserspiele in Zukunft aus der Nähe bewundern lassen. Ismaning wird für die Restaurierung samt Wegeführung geschätzt 100 000 Euro ausgeben.

© SZ vom 02.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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