Isarflößer:Filmförderung in eigener Sache

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Gefährliche Stelle: Die Stromschnellen am Georgenstein sind immer noch eine Herausforderung für Flößer. (Foto: Claus Schunk)

Der Regisseur Walter Steffen will eine Dokumentation über die Flößerei auf der Isar drehen. Die Gemeinde Baierbrunn unterstützt das Projekt finanziell. Die Ortspolitiker hoffen, damit den Tourismus anzukurbeln.

Von Melanie Artinger, Baierbrunn

Fünf Meter hoch ragt der Georgenstein aus dem Wasser. Viele Geschichten ranken sich um diesen markanten Stein in der Isar. Die Stromschnellen um den berühmt-berüchtigten Felsbrocken machten den Flößern früher schwer zu schaffen. Darüber und über die Flößerei auf Isar und Loisach will der Filmemacher Walter Steffen einen Dokumentarfilm drehen. "Fahr ma obi am Wasser" lautet der Arbeitstitel, der "Geschichten und Geschichtliches" entlang des Flusslaufs erzählt.

Auf die Idee zu diesem Filmprojekt brachte ihn vor vielen Jahren Gabriele Rüth, Vorsitzende des Vereins Flößerstraße aus Wolfratshausen. Ein Anlass, diese Idee wieder aufzugreifen, war die Erklärung der Flößerei zum deutschen immateriellen Kulturerbe. Vom Mittelalter bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Flößerei in Deutschland gewerblich ausgeübt.

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"Die Flößer sind ein weit gereistes und lustiges Volk gewesen. Der Film über ihr Traditionshandwerk wird anschaulich, informativ und natürlich auch unterhaltsam", erklärt Rüth. Eingerahmt wird das Ganze von stimmungsvollen Naturaufnahmen. Halt gemacht wird in den Flößergemeinden, wo historische und aktuelle Geschichten von der Flößerei erzählt werden. Entstehen soll so ein "vielfältiges und komplexes Bild der Geschichte der Flößerei, aber auch mit Geschichten über die Flößer", erklärt Steffen.

Die Finanzierung ist noch nicht gesichert

Die Finanzierung des Projekts steht derzeit noch auf wackligen Beinen. Insgesamt 110 000 Euro wird die Produktion wohl kosten. Fast die Hälfte davon stellen Regisseur Steffen und sein Team in Form von Gagen und Ausrüstung zur Verfügung. Die Stadt Wolfratshausen hat eine Beteiligung in Höhe von 10 000 Euro zugesagt. Denn im nächsten Jahr finden die deutschen Flößertage in Wolfratshausen statt. Dort soll der Film dann auch gezeigt werden. Von den 20 Gemeinden, bei denen angefragt wurde, gibt es bisher jedoch lediglich fünf feste Zusagen, das Projekt finanziell zu unterstützen.

Der Baierbrunner Gemeinderat entschied sich mit zwölf zu drei Stimmen dafür, das Filmprojekt mit 2000 Euro ebenfalls zu fördern. Die Gemeinde verspricht sich dadurch positive Effekte für Kultur und Tourismus. Für seinen 2009 erschienenen Film "Netz und Würm", der Fischergeschichten vom Starnberger See erzählt, konnte Walter Steffen ähnliche Effekte feststellen. Eine verkaufte DVD werde von fünf bis zehn Familien gesehen, meint Steffen. Gerade aus Norddeutschland kämen die Menschen dann oft extra hierher, erzählt der Filmemacher. "Die Gemeinden haben wirklich viel davon, wenn sie gemeinsam ein solches kulturelles Projekt auf die Beine stellen", ist Steffen überzeugt.

Ohne das Bauholz der Flößer hätte sich München nicht so entwickelt

Dass er an dem Thema fast acht Jahre dran geblieben ist, liegt nicht nur daran, dass er die Flößereigeschichte seit jeher spannend fand. Schließlich hätte sich ja auch die Stadt München nie so entwickeln können, wenn das Bauholz nicht auf Flößen die Isar hinab transportiert worden wäre. Doch viel entscheidender ist sein persönlicher Bezug zu dieser archaischen Form der Beförderung: "Als Buben haben wir häufig am Fluss gespielt und selbst ein ganz ordentliches Floß gebaut. Auf dem haben wir dann richtig abenteuerliche Fahrten erlebt", erinnert sich Steffen.

Wahrscheinlich habe er deshalb solch eine Affinität zum Wasser und den Flößen entwickelt. Der Film soll im Frühjahr nächsten Jahres bundesweit in die Kinos kommen. Nicht nur auf den deutschen Flößertagen in Wolfratshausen im Mai 2017 soll der Film ein Programmpunkt sein, auch die an dem Projekt beteiligten Gemeinden wollen den Film in Bürgersälen zeigen. Vorausgesetzt natürlich, dass sich genügend Gemeinden an dem Filmprojekt beteiligen.

© SZ vom 11.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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