Ausstellung:Mal doch mal was Lustiges

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Ronny Cameron hat Kunst studiert, wurde Anlageberater und entdeckte im Ruhestand seine kreative Ader wieder. In Ismaning zeigt er düstere alte Werke und neue voller ironischer Anspielungen

Von Anna-Maria Salmen, Ismaning

Mit zunehmendem Alter werden manche Menschen ernster und nachdenklicher. Nicht so Ronny Cameron - im Gegenteil: Lange verarbeitete der Künstler in seinen Werken schwere Themen wie Einsamkeit und Trauer, seine neuen Werke sind heiter, verspielt und ironisch. Die ganze Bandbreite seiner Arbeiten können die Besucher bei seiner aktuellen Ausstellung im Ismaninger Schlosspavillon erleben. Cameron verbrachte seine Kindheit in Glasgow. An sein erstes künstlerisches Werk kann der 74-Jährige sich noch gut erinnern: Als kleiner Junge bekam er einen Malen-nach-Zahlen-Kasten geschenkt, das Motiv war ein spanischer Torero. "Das hat mir imponiert. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich immer für Kunst interessiert", erzählt er.

Besonders in seinen neueren Werken setzt Ronny Cameron auf knallige Farben, wie viele der in Ismaning ausgestellten Bilder zeigen. (Foto: Robert Haas)

Nach seinen Studien an zwei englischen Kunsthochschulen kam der gebürtige Schotte im Jahr 1972 nach Deutschland. Dank einer Zusammenarbeit mit Helmut Friedel, dem ehemaligen Direktor der Städtischen Galerie im Münchner Lenbachhaus, konnte er seine Bilder bald in ersten Ausstellungen präsentieren. Geld verdiente Cameron damit jedoch nicht. So beschloss er 1984 nach eigenen Angaben, "Schluss mit der Kunst" zu machen, um seine Familie finanziell zu versorgen. Der Künstler wurde zum Anlageberater, erst mit der Rente begann er wieder, sich kreativ zu beschäftigen.

Etwas augenzwinkernd vergleicht Cameron sich selbst in diesem Werk mit Michelangelos David. (Foto: Robert Haas)

Sein Werk lässt sich daher in verschiedene Phasen einteilen. Camerons frühe Arbeiten zeichneten sich durch rein konzeptuelle Kunst aus, Ästhetik und Emotionales spielten damals keine Rolle für ihn. Nach seiner Schaffenspause beschäftigte er sich hingegen mit Szenen und Gefühlen aus seinem Leben, die er in seinen Bildern umsetzte. Oft geht es in den Gemälden um die Beziehung zwischen Mann und Frau, viele Werke erzählen kleine Geschichten. Besonders ein Motiv wiederholt sich häufiger: Eine nackte Frau liegt seitlich auf einem Bett, den Rücken dem Betrachter zugewendet. Mal streckt sie die Hand nach einem Mann aus, der eben aufgestanden zu sein scheint, mal bewundert sie ihren eigenen Körper im Spiegel. Cameron spielt mit diesem Motiv, erschafft so durch kleine Variationen doch andere Szenen. Aber auch ernstere Themen wie Alkoholismus, Trauer und Einsamkeit setzte der Künstler in seinen Werken um - bis seine Frau sich einmal kritisch zu Wort meldete. Sie fragte ihn, ob er denn nicht etwas "Lustiges" malen könnte, erzählt Cameron lachend. Daraufhin begann er, sich stärker mit Fotografie auseinanderzusetzen. Cameron fotografierte beispielsweise ein Motiv und malte es in kräftigen Farben ab. Er kombinierte dabei abstrakte Kunst und Realismus, indem er etwa Frauenkörper nicht detailliert darstellte, sondern lediglich die Konturen zeichnete. Immer mehr ließ sich der Künstler auch von Möglichkeiten der Bildbearbeitung inspirieren.

Früher ging es in den Bildern von Cameron um Beziehungen. (Foto: Robert Haas)

So entstanden Fotomontagen, die für Cameron "sehr persönlich" sind. Der 74-Jährige verarbeitet darin beispielsweise Kindheitserinnerungen, zeigt alte Urlaubsfotos, ein Bild seiner ehemaligen Schule oder Röntgenaufnahmen von seinem Fuß nach einer Sportverletzung. Auch seinen eigenen Körper präsentiert der Künstler mehrfach in seinen knallbunten Fotomontagen: Beispielsweise posiert er mit ausgestreckten Gliedmaßen wie Da Vincis vitruvianischer Mensch oder neben einer Abbildung des David von Michelangelo. Der "Adoniskörper" dieser bekannten Statue könne als Heldenbild verstanden werden, Cameron zeigt Humor und stellt sich selbst "als Vergleich" daneben, wie er mit einem Augenzwinkern sagt.

In eine Schublade lässt sich Cameron nicht so einfach stecken, zu vielfältig sind seine Werke. "Wenn ich nicht alle paar Wochen neue Ideen bekomme, werde ich nervös", sagt der 74-Jährige. Er wolle nicht immer nur Variationen derselben Motive malen, sondern auch Neues ausprobieren. Im Kontrast zu der Auswahl im Schlosspavillon mit persönlichen Werken will Cameron bei seiner nächsten Ausstellung Kunst mit politischen Anspielungen zeigen. Die Bilder sollen beispielsweise die Polizeigewalt in den USA oder den Klimawandel thematisieren.

Die Vernissage zur Ausstellung "Ronny Cameron - Fotomontagen und Malerei" im Schlosspavillon Ismaning, Schloßstraße 1, findet am Freitag, 13. September, von 19 Uhr an statt. Der Künstler ist persönlich anwesend. Anschließend sind Camerons Werke bis zum 3. November zu sehen, geöffnet ist die Galerie dienstags bis samstags von 14.30 bis 17 Uhr sowie sonntags von 13 bis 17 Uhr.

© SZ vom 13.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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