Ausstellung:Garchinger Familie

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Lena Ponkowsky und Christian Kudler zeigen im U-Bahnhof ihre Fotografien von bekannten Garchingern in ihren alteingesessenen Läden. (Foto: Catherina Hess)

Lena Ponkowsky und Christian Kudler würdigen mit einer Fotoausstellung am U-Bahnhof alteingesessene Betriebe. Sie sehen diese als Stück Heimat und Gegenentwurf zum Shopping

Von Patrik Stäbler, Garching

Lena Ponkowsky stammt gebürtig aus Garching und ist dort groß geworden - oder wie sie es formuliert: "Ich bin mit der Scheibe Gelbwurst beim Karl aufgewachsen." Gemeint ist die Metzgerei Karl, vor einem halben Jahrhundert gegründet, einer von mehreren familieneigenen Traditionsbetrieben in der aufstrebenden Stadt. "Das sind die, wo einen die Mitarbeiter kennen, weil man dort schon immer eingekauft hat", sagt die 33-Jährige. "Und die oft genau wissen, was ich will, noch bevor ich's gesagt habe."

Jenen alteingesessenen Unternehmen in ihrem Heimatort habe sie eine Bühne geben wollen, sagt Lena Ponkowsky, die gemeinsam mit dem 37-jährigen Christian Kudler ein Büro für Fotografie und Gestaltung betreibt, natürlich in Garching. Und so gingen die zwei auf mehrere Familienbetriebe in der Stadt zu, fragten sie nach ihrer Geschichte und baten die Inhaber sowie ihre Mitarbeiter zu Fotoshootings. Das Ergebnis ist seit Donnerstag im U-Bahnhof Garching zu sehen, in den Vitrinen am Aufgang beim Schwanenbrunnen. Dort präsentieren Lena Ponkowsky und Christian Kudler in einer Ausstellung 14 Betriebe. Der Titel: "Mein Leben lang - Garching, Geschäfte und Familientradition."

Die Idee zu dem Projekt, das keinen kommerziellen Hintergedanken habe, betont Lena Ponkowsky, trage sie schon seit einigen Jahren mit sich herum. "Ich habe selbst gemerkt, wie wichtig diese alteingesessenen Läden für Garching sind. Sie sind ein Stück Heimat, doch leider ist das vielen Menschen nicht so bewusst." Zudem habe sie hautnah miterlebt, wie etliche Traditionsbetriebe im Ort zu knabbern haben. "Das hat angefangen, als die Bäckerei Scharl zugemacht hat. Und nachdem der Schlecker und der Spielzeugladen am Bürgerplatz ausgezogen sind, hat es dort wahnsinnig viel Leerstand gegeben." Beispiele aus jüngerer Zeit sind die Metzgerei Stadler, die 2017 in Ermangelung eines Nachfolgers schließen musste, oder das Autohaus Baudisch, das Ende 2018 seine Türen endgültig zusperrte - nach mehr als 50 Jahren. "Gerade in der heutigen Zeit mit Online-Shopping und der Nähe zu München haben es viele Geschäfte hier schwer", weiß Lena Ponkowsky. Von daher sei es ein Ziel ihres Fotoprojekts, "die Leute auf diese Familienunternehmen aufmerksam zu machen, sodass sie vielleicht bewusster in Garching einkaufen oder zum Essen gehen."

Als es im April an die Frage ging, welche Betriebe das Kreativ-Duo anschreibt, habe man "eine sehr persönliche Auswahl" getroffen, sagt Ponkowsky. Voraussetzung war, dass es sich um ein alteingesessenes Unternehmen oder Gasthaus handelt - "und dass es für jeden Garchinger zugänglich ist". In der Ausstellung zu sehen sind Geschäfte wie der 1967 gegründete Werkmarkt Pradler, der Getränkehändler Altinger (seit 1977 in Garching) und die Buchhandlung Sirius am Bürgerplatz. Dazu kommen Handwerksbetriebe wie Metallbau Kick sowie als Restaurants der Gasthof Neuwirt, der 1889 seine Schankerlaubnis erhielt, und das Ristorante da Umberto am Vereinsheim des VfR Garching. All die Firmen besuchten Ponkowsky und Kudler meist nach Feierabend, um dort Fotos zu machen und mehr über deren Geschichte zu erfahren. "Das war auch für mich unglaublich spannend, weil ich viel Neues erfahren habe", erzählt die 33-Jährige. "Zum Beispiel, dass der Großvater der Familie Kick schon vor dem Krieg als Hufschmied an derselben Stelle gearbeitet hat. Oder dass die Vorfahren der Tierhandlung Zoo Lörk einst als Taubenzüchter nach Garching kamen."

In der Ausstellung wird jeder Betrieb mit Foto samt Steckbrief vorgestellt. Auf den ersten Blick erkennt man die Mühe, die Ponkowsky und Kudler in ihr Projekt gesteckt haben. Wieso? Die Antwort darauf sei ein "eigentlich sehr egoistisches Motiv", sagt die 33-Jährige. "Wir möchten den Charme von Garching mit den kleinen Geschäften, in denen man gut und ehrlich beraten wird, unbedingt erhalten. Und dazu wollen wir unseren Teil beitragen."

Die Ausstellung "Mein Leben lang - Garching, Geschäfte und Familientradition" ist noch bis Ende Dezember im U-Bahnhof Garching zu sehen, in den Vitrinen im Aufgang zum Helmut-Karl-Platz.

© SZ vom 27.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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