Unterschleißheim:Bedrohter Weihnachtsfrieden

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Nichts ist mehr unmöglich: Dackel-Souvenir als moderner Christbaumschmuck. (Foto: Catherina Hess)

Im Stadtrat streiten sich die Politiker wegen der Terminkollision zweier Christkindlmärkte. Erst nächstes Jahr werden Vereine und Stadt ihre Buden wieder an verschiedenen Wochenenden aufstellen

Von Klaus Bachhuber, Unterschleißheim

Alle Jahre wieder weihnachtet es am 24. Dezember - doch alle Jahre wechselt der Wochentag, an dem Jesu Geburt gefeiert wird. Und das bringt eine vertrackte Situation für den Unterschleißheimer Christkindlmarkt mit sich - so vertrackt, dass bei den Lösungsversuchen im Hauptausschuss des Stadtrats von Weihnachtsfrieden keine Spur war. Wechselseitig warfen sich die Fraktionen an den Kopf, die Rechte der Stadtmitarbeiter oder wahlweise das ehrenamtliche Engagement mit Füßen zu treten.

Seit circa 40 Jahren findet in der Pfarrei St. Korbinian am ersten Adventswochenende ein Christkindlmarkt der sozialen Vereine statt, bei dem auf ehrenamtlicher Basis die Helfer karitativer Organisationen Selbstgebasteltes oder -gebackenes zugunsten ihrer Vereine verkaufen. Der kommerzielle Christkindlmarkt unter Regie der Stadt am Stadtplatz mit Veranstaltungen und Attraktionen schließt sich dann an den drei weiteren Adventswochenenden zwei bis vier an.

2017 nun traf der Heilige Abend auf den vierten Adventssonntag, so dass dieses Wochenende für eine öffentliche Veranstaltung ausfiel, der städtische Christkindlmarkt wich auf die Adventswochenenden eins bis drei aus. Eine Verkürzung ist nach Darstellung der Stadtverwaltung nicht realisierbar, drei Wochen seien das Minimum für erfolgreiche Vermarktung. Am ersten Advent aber trat man damit in Konkurrenz zum karitativen Markt in St. Korbinian. Den Ständen dort habe das reihum Einbußen um die 25 Prozent gebracht, versicherte Stefan Diehl (CSU) im Ausschuss.

Heuer nun rückt der 24. Dezember turnusgemäß auf den Montag. Das macht die Situation aus Sicht der Stadtverwaltung nicht besser. Weil man keinem Mitarbeiter zumuten könne, nach drei Wochen Sonntagsarbeit zur Begleitung des Marktes auch noch an einem Sonntag, 23. Dezember, nachts und dann weiter an einem 24. Dezember den Markt abzubauen, wurde wieder die Ausrichtung vom ersten bis dritten Adventswochenende geplant. Dagegen lief die CSU zunächst Sturm. Man betreibe nun zum zweiten Mal "unter Einsatz von Steuergeldern eine Konkurrenz zu einer ehrenamtlichen Veranstaltung", empörte sich Theo Pregler, damit führe man den sonst so hoch gehaltenen Ehrenamtsgedanken "ad absurdum".

Und wenn der städtische Markt am 16. Dezember dicht mache, "dann passiert sieben Tage bis Weihnachten gar nichts". Damit würde der vermeintliche Christkindlmarkt "zu einem Erste-Dezemberhälfte-Markt". Er sehe kein Problem darin, die Marktbuden am Abend des 23. Dezember unberührt stehen zu lassen und dann nach den Feiertagen ab 27. Dezember abzubauen, regte Pregler an, "das ist absolut akzeptabel".

Die Stadtverwaltung denkt darüber anders. Nach Marktschluss müssten Bauhofmitarbeiter grundsätzlich bis weit nach Mitternacht präsent sein, wurde erklärt, anders könne die Abwicklung nicht funktionieren. Die Buden dann vor dem leeren Rathaus rumstehen zu lassen, ohne zumindest bei Bedarf eingreifen zu können, sei nicht vorstellbar, dann sei "mit umfangreichen Schäden an Dekoration und Buden zu rechnen". Wenn die CSU unter dieser Prämisse auf dem vierten Advent bestehe, "treten sie die Motivation der Mitarbeiter mit Füßen", schimpfte Annegret Harms (SPD). Da diese ungünstige Terminlage gerade mal zwei Jahre vorkomme, sei die Empörung "absolut hochgebauscht".

Bürgermeister Christoph Böck (SPD) hatte angekündigt, als Kompensation für die Terminüberschneidung den karitativen Markt in St. Korbinian mit und auf dem städtischen Markt intensiv zu bewerben. Auch gemeinsame Veranstaltungen seien denkbar, wenn gewünscht. Er finde, dass sich wegen des unterschiedlichen Anspruchs "die Märkte weitestgehend nicht weh tun, die können auch miteinander gut leben". Er könne daher die hitzige Diskussion auf dem Rücken seiner Mitarbeiter nicht verstehen.

Diehl bestritt diese Koexistenz. Die 2017 eingetretenen Umsatzrückgänge seien "ganz klar auf den städtischen Markt zurückzuführen". Wenn man die CSU rüge, die Mitarbeiterrechte zu ignorieren, "dann treten sie das ehrenamtliche Engagement mit Füßen", gab er der SPD zurück.

Nach einer zehnminütigen Sitzungspause akzeptierte die CSU nach interner Besprechung den Terminvorschlag doch, der dann einstimmig gebilligt wurde. Ausdrücklich festgehalten werden sollte lediglich, dass in den folgenden Jahren der städtische Markt wieder auf die Adventswochenenden zwei bis vier rücke, was freilich nie zur Diskussion gestanden hat.

© SZ vom 02.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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