Aschheim:SPD sieht Schlachthof als kleineres Übel

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Der Flächennutzungsplan sieht auf dem Feld neben dem Autobahnring Gewerbe vor - nur welches? (Foto: Angelika Bardehle)

Bei ihrer Mitgliederversammlung rechtfertigen sich die Gemeinderäte der SPD in Aschheim für ihre Zustimmung zu dem umstrittenen Schlachthof. Sie verweisen darauf, dass sie gegen das Gewerbegebiet waren und Speditionen verhindern wollen.

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Eigentlich umfasste die Tagesordnung der öffentlichen Mitgliederversammlung des Aschheimer SPD-Ortsvereins am Montag elf Punkte, doch von vornherein zeichnete sich ab, dass die umstrittene Ansiedlung eines Schlachthofs auch an diesem Abend die Diskussion bestimmen würde. Die fünf Vertreter der SPD-Fraktion sehen sich teils scharfen Angriffen ausgesetzt, weil sie im Gemeinderat das Projekt bislang unterstützt haben - aus Überzeugung und nach reiflicher Überlegung, wie die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Ingrid Lenz-Aktas betonte: "Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen abgestimmt."

Die Gemeinderatsmitglieder bemühten sich, noch einmal die Hintergründe ihrer Entscheidung darzulegen. Diese sei keinesfalls leichtfertig getroffen worden, unterstrich Achim Jänsch. Die Wurzel des Übels sehen die SPD-Gemeinderatsmitglieder in der Vergangenheit: Vor einigen Jahren hatte die Kommune unter dem damaligen CSU-Bürgermeister Helmut Englmann die Grundsatzentscheidung getroffen, am Autobahnring A 99 ein größeres Gewerbegebiet auszuweisen, in dem sich unter anderem die beiden Möbelhäuser XXXLutz und Mömax ansiedelten. Die SPD hatte gegen das Gewerbegebiet protestiert, allerdings ohne Erfolg.

"Die Wahl zwischen Pest und Cholera"

Dass die insgesamt gut elf Hektar große Fläche mit Gewerbe bebaut wird, an der nun der etwas ominöse Investor Interesse hat, der sich "Opus Munich" nennt, sei also längst nicht mehr fraglich, betonte Jänsch - das ist im Flächennutzungsplan so festgeschrieben. Bei den jetzigen Entscheidungen gehe es vielmehr um die Frage, wie das Gebiet zum nachhaltigen Vorteil für die Gemeinde entwickelt werden könne - und da habe man quasi "die Wahl zwischen Pest und Cholera" gehabt.

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Da Speditionen und Logistikunternehmen weit mehr Verkehr und versiegelte Flächen bedeutet hätten, habe sich die SPD schließlich vom Angebot des Schlachthof-Investors überzeugen lassen. Dieser hat den Gemeinderäten bei seiner Vorstellung hinter verschlossenen Türen ein hochmodernes, quasi emissionsfreies Fleischhandelszentrum mit mittelständischen Mietern und kleinen Margen in Aussicht gestellt, die Schlachttiere sollen aus der Region kommen.

"Wie kann man nur so blauäugig sein?"

Versprechungen, denen viele der Kritiker nicht recht glauben mögen. "Wie kann man nur so blauäugig sein?", ereiferte sich Norbert Alletter, selbst seit 40 Jahren SPD-Mitglied. Er warnte vor der Macht eines großen Investors, der seine eigenen Interessen gegenüber der Gemeinde werde durchzusetzen wissen, wenn es nötig sei. In dieses Horn stießen auch die Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen den Schlachthof, die binnen weniger Tage mehr als 1500 Unterstützer gesammelt hatten. Wenn ein solches Projekt erst einmal angestoßen sei und der Investor baue, sei es kaum mehr rückholbar, mahnte Sabine Freser-Specht. Auch an den Gewerbesteuereinnahmen, die sich die Kommunalpolitiker durch die Ansiedlung erhoffen, hegen die Kritiker erheblichen Zweifel.

Die lange dauernde Diskussion zeigte einmal mehr, wie viel Redebedarf beim Thema Schlachthof noch besteht. Sie sei froh, dass aller Voraussicht nach nun die Aschheimer Bürger über das Projekt entscheiden, sagte Lenz-Aktas. Einen durchaus fruchtbaren Austausch von Argumenten beobachtete der SPD-Ortsvorsitzende Mathias Bauer. Die SPD will sich, einem Vorschlag folgend, bald in München ein Bild vom dortigen Schlachthof machen. Außerdem deutete Carola Lampersberger an, wolle noch vor den Sommerferien auch der Investor informieren.

© SZ vom 06.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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