Aschheim/Ismaning:Rettungseinsatz am Kanal

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Genaue Absprachen sind notwendig, wenn Rettungsboote mit einem Kran zu Wasser gelassen werden müssen. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Feuerwehren von Aschheim und Heimstetten simulieren den Rettungseinsatz an einer Brücke über den Isarkanal. Geprobt wird das Wassern der Boote - und die Zusammenarbeit. Denn die muss im Ernstfall sitzen.

Von Magdalena Mock, Aschheim/Ismaning

Blaulicht blitzt durch die Nacht. Scheinwerfer richten sich auf den dunklen Isarkanal. Die östliche Fahrbahn der Bundesstraße B 471 ist gesperrt an diesem Mittwochabend. Ein Feuerwehrmann regelt mit einer Kelle den Verkehr.

Die Feuerwehren von Aschheim und Heimstetten brauchen einen Teil der Fahrbahn: Auf der Brücke über den Isarkanal zwischen Ismaning und Aschheim nördlich der Fischteichanlage Birkenhof üben sie das Wassern von Rettungsbooten mit Kränen. Das muss funktionieren, wenn etwa ein Mensch oder Tier in den Kanal gefallen ist.

Mit Rettungsbooten muss die Feuerwehr eine Person aus dem Kanal retten

Denkt man an Freiwillige Feuerwehr, ist die erste Assoziation der Brandschutz. Ihre Aufgaben gehen jedoch weit über das reine Feuerlöschen hinaus. Dazu gehören etwa das Sichern und Umladen von Gefahrgut, das Retten von Personen und Tieren aus Notlagen und das Bergen von Gegenständen. Regelmäßige praktische Übungen und theoretischer Unterricht vertiefen das dazu nötige Fachwissen der Feuerwehrleute. Die Brücke bei der Fischteichanlage Birkenhof ist ein Berührungspunkt der Einsatzgebiete der Aschheimer, Heimstettener und Unterföhringer Feuerwehr.

Um zu verdeutlichen, was das heißt, wird an diesem Abend folgendes fiktives Szenario nachgestellt: Eine Person muss aus dem Kanal gerettet werden. Unklar ist allerdings, wo diese sich befindet. Ein Wassereinsatz ist notwendig. Dazu müssen die Rettungsboote mit Hilfe eines Krans in den Kanal gehoben werden.

Sollte zum Beispiel das Aschheimer Gerät aus irgendwelchen Gründen ausfallen und der Unterföhringer Kran bereits weiter kanalabwärts im Einsatz sein, müsste die Feuerwehr Heimstetten mit ihrem Material einspringen und die Boote an der Kanalbrücke zu Wasser lassen können. "Man muss ja auch schauen, dass man sich hilft", sagt der stellvertretende Kommandant der Aschheimer Feuerwehr Robert Marzinke.

Drei bis vier Mal im Jahr muss die Feuerwehr Aschheim zur Tierrettung ausrücken

Am Mittleren Isarkanal sind Einsätze wegen Personensuche sehr selten. Regelmäßig müssen allerdings Wildtiere gerettet werden, meistens sind es Rehe. Die Tiere versuchen den Kanal zu überqueren, kommen aber am anderen Ufer wegen der großteils steilen Betonwände nicht mehr selbständig aus dem Wasser. Drei bis vier Mal im Jahr müssen Kommandant Florian Gebauer und seine Männer von der Feuerwehr Aschheim durchschnittlich zur Tierrettung ausrücken. Und jetzt wird geübt.

Doch ausgerechnet an diesem Tag spielt das Wetter nicht mit. Bei fünf Grad und Graupelschauern stehen die Feuerwehrleute auf der B 471. Kommandant Gebauer bleibt gelassen: "Na ja, im Sommer kämpfen wir mit den Stechmücken, heute ist es eben Schneeregen", sagt er lachend. "Solche Übungen sind sowieso eher selten", fügt er hinzu. Unter anderem deswegen, weil man auf die Nacht ausweichen müsse, um den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.

Knapp eine Tonne wiegt ein Rettungsboot

Das Wassern der Boote ist Präzisionsarbeit: Die Feuerwehrleute gehen routiniert vor, jeder kennt seine Aufgabe. Vorsichtig werden die knapp eine Tonne wiegenden Rettungsboote nacheinander über das Geländer der Brücke in den Isarkanal gehoben. Währenddessen stabilisiert sie ein Feuerwehrmann zusätzlich mit einer Leine. Über Funkgeräte und Zurufen wird das Manöver koordiniert.

Besondere Aufmerksamkeit gilt während der Übung den Kränen der beiden Feuerwehren. Denn die Stelle an der Kanalbrücke stellt eine gewisse Herausforderung dar: "Es ist hier relativ weit und auch tief zu heben", sagt Gebauer.

Getestet wird, ob der kleinere Kran der Feuerwehr Heimstetten in der Lage ist, die Boote zu Wasser zu lassen. Er hat eine geringere Leistungskraft als der Aschheimer Kran und keine Seilwinde. Eben diese ist beim Aschheimer Kran vor kurzem fest installiert worden und soll nun ebenfalls ausprobiert werden. Sie vereinfacht und beschleunigt das Zuwasserlassen der Rettungsboote.

Bei der nachträglichen Besprechung sind die 15 Feuerwehrleutetrotz des miesen Wetters zufrieden. Zwei Stunden hat die Übung gedauert. Beide Kräne haben tadellos funktioniert. Die Feuerwehren Aschheim und Heimstetten sind gerüstet.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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