Unterkünfte für Flüchtlinge oder Bedürftige:Flexibilität geht in Aschheim vor

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Der Gemeinderat beschließt den Bau einer eigenen Flüchtlingsunterkunft in mobilen Würfeln. An der Alpenstraße können bis zu 48 Menschen eine Bleibe finden - Asylbewerber oder auch finanziell schwach aufgestellte Bürger.

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Selbst Fakten schaffen anstatt immer nur zu reagieren auf das, was die weltpolitische Lage gerade verursacht, dieses Ziel hat der Aschheimer Gemeinderat mit seinem jüngsten Beschluss zur Flüchtlingsunterbringung noch einmal unterstrichen.

Mit deutlicher Mehrheit bekräftigte das Gremium den geplanten Bau einer kleinteiligen, gemeindeeigenen Gemeinschaftsunterkunft an der Alpenstraße. Dort sollen bald bis zu 48 Menschen ein Obdach finden - je nach Bedarf Asylbewerber oder auch andere Gemeindebürger.

Auch wenn der Freistaat Bayern noch teilweise an seiner umstrittenen Entscheidung festhält, den Bau weiterer Unterkünfte zu stoppen, sprachen sich die Gemeinderäte von CSU und SPD geschlossen dafür aus, dass Aschheim den im April eingeschlagenen Weg weitergehen und die geplante Anlage an der Alpenstraße errichten solle. Dort soll eine Gemeinschaftsunterkunft, bestehend aus zwölf sogenannten Mobile Cubes, also würfelförmigen Bauelementen, entstehen, die einzeln versetzt und je nach Bedarf zusammengefügt werden können. In einem Wohnwürfel können bis zu vier Menschen leben; die Anlage vervollständigen zwei Würfel für Büros und Gemeinschaftsräume.

Die Beton-Cubes sollen Container ersetzen

Das Modell des Stuttgarter Architekturbüros Sahner hatte die Kommunalpolitiker insbesondere wegen ebenjener flexiblen Einsetzbarkeit überzeugt. Sollte Aschheim keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen müssen, könnten die Beton-Cubes genauso anerkannten Asylbewerbern oder anderen finanziell schwach aufgestellten Bürgern zur Verfügung stehen, sagte Bürgermeister Thomas Glashauser (CSU). Er verwies noch einmal darauf, dass Aschheim seine Quote nicht mehr erfüllen könne, sobald die Container an der Karl-Hammerschmidt-Straße voraussichtlich Ende des Jahres geschlossen würden. Der Rathauschef sprach sich deshalb dafür aus, vorausschauend selbst aktiv zu werden.

Kosten wird die kleinteilige Unterkunft knapp 1,2 Millionen Euro plus Küchen und Möbel; die Summe soll über den Nachtragshaushalt 2016 finanziert werden. Damit sei das Projekt durchaus wirtschaftlich, sagte CSU-Gemeinderat Bernhard Stilling. Der Bauunternehmer hat nach eigenen Angaben Vergleichsrechnungen mit bundesweiten Mittelwerten angestellt.

Die Miethöhe legt die Regierung von Oberbayern fest

Wie viel Miete Aschheim seinerseits aus den Würfeln erwarten kann, wenn dort Asylbewerber einziehen, ist nicht absehbar. Die Höhe werde von der Regierung von Oberbayern erst festgelegt, wenn diese die Wohnungen in natura habe besichtigen können, erklärte Rathaus-Geschäftsleiter Christian Schürer, nicht aufgrund von Plänen.

Die Fraktion der Freien Wähler ließ sich von den Argumenten nicht überzeugen und stimmte geschlossen gegen die Unterkunft. Er wolle nichts überstürzen, sagte Heinrich Broda. Schließlich, so seine These, würden andere Nachbarorte im Moment auch nicht aktiv.

Diese Taktik widerstrebte der Mehrheit der Gemeinderäte allerdings deutlich. Das Gremium beschloss, die Wohnanlage auf dem Parkplatz gegenüber dem Pflegeheim zu errichten. Der genaue Standort wird nach den ersten Bodenarbeiten abhängig von möglichen historischen Funden festgelegt.

© SZ vom 24.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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