Abschied von Hubertus Lindner:Ein unerschütterlicher Optimist

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Auf dem Grünwalder Waldfriedhof nehmen Freunde, Verwandte und Weggefährten Abschied von dem mit 81 Jahren gestorbenen Grünwalder Altbürgermeister Hubertus Lindner.

Von Claudia Wessel, Grünwald

"Da hinten reißt's auf!" Das war einer der Lieblingssätze von Hubertus Lindner. Er benutzte ihn gerne, um bei Familienwanderungen im Regen die Stimmung hoch zu halten. Das erzählte sein ältester Sohn Martin in seiner Abschiedsrede. Altbürgermeister Hubertus Lindner, der am 4. Juni mit 81 Jahren gestorben ist, wurde am Dienstag auf dem Waldfriedhof in Grünwald bestattet.

Und genau in dem Moment, in dem von dem unerschütterlichen Optimismus die Rede war, den dieser Satz laut Martin Lindner demonstrierte, verschwanden die Regenwolken und die Sonne kam durch. "Es gibt Menschen, welche die Gabe haben, überall Freude zu geben und sie zurückzulassen, wenn sie gehen." Zu diesem Satz auf dem Sterbebild passte die Situation perfekt. Hubertus Lindner lässt Optimismus zurück.

Das Aufgebot an Trauergästen hätte dem Ehrenbürger der Gemeinde Grünwald und Träger des Bundesverdienstkreuzes Erster Klasse sowie seit 2014 wieder parteifreier Gemeinderat gefallen: Alle Bänke in der Aussegnungshalle waren besetzt, auch die draußen aufgestellten Reihen. Viele Menschen hielten die große Anzahl der Reden stehend durch.

Ein vielfältig engagierter Mann

Neben Sohn und Enkel Leopold erinnerten Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU), Landrat Christoph Göbel (CSU), der Fraktionsvorsitzende der Parteifreien Bürger Grünwalds (PBG), Oliver Schmidt, der Vorsitzende des Vereins "D'Isartaler Grünwald", Hans Häusler, im Namen aller Vereine und Steffen Herfurth von Linders ehemaliger Schule, dem Landheim Schondorf am Ammersee, an den vielfältig engagierten Mann. Anwesend waren auch zahlreiche Bürgermeister von Landkreisgemeinden sowie Jürgen Henze, Bürgermeister der Partnergemeinde Neuenhagen bei Berlin.

Neusiedl erwähnte, dass es aktuell nur 97 Personen gibt, die in Grünwald geboren sind und noch dort leben. Dass Lindner in dem Haus sterben konnte, in dem er 1935 geboren wurde, daran erinnerten mehrere Redner. Noch an seinem Todestag habe Lindner Optimismus verbreitet, sagte Neusiedl. Am frühen Nachmittag sei es ihm dann plötzlich schlechter gegangen.

Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl erinnerte an den verstorbenen Altbürgermeister Hubertus Lindner. (Foto: Claus Schunk)

Letzte Gemeinderatssitzung am 31. Mai

Sowohl Neusiedl als auch Schmidt erzählten von Lindners letzter Gemeinderatssitzung am 31. Mai. Trotz der Besorgnis seiner Frau Marianne sei Lindner wenige Tage nach seiner Herzoperation zu der Sitzung gefahren, alleine mit dem Auto. Dort allerdings machte er einen schwachen Eindruck. In der Pause am Stehbüfett musste er sich setzen. "Wir wussten nicht, dass es ein Abschied für immer war", sagte Schmidt, der mit Lindner 21 Jahre lang gemeinsam bei den Parteifreien war.

Göbel erinnerte an die zahlreichen prägnanten Eigenschaften Lindners, unter anderem Menschlichkeit, Schlitzohrigkeit, Hartnäckigkeit. "Ich verneige mich in höchster Ehrfurcht vor dem Toten", schloss er seine Rede. "Seine barocke Art gönnten ihm manche politischen Konkurrenten nicht", wusste Schmidt. Doch Lindner habe eben die Dinge selbst in die Hand genommen.

Günther Beckstein ins Rathaus geholt

Als es etwa darum ging, die Polizeistation in Grünwald zu erhalten, habe er den damaligen Innenminister Günther Beckstein ins Rathaus geholt und ihm ein ideales Grundstück für die Station präsentiert. "Sie Bazi", soll Beckstein gesagt haben, doch die Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Der Leiter der Polizeistation, Andreas Aigner, dankte es Lindner mit seiner Anwesenheit in Uniform.

Dass Hubs, wie Lindner in seiner Schule genannt wurde, keineswegs sein ganzes Leben nur in Grünwald verbracht hat, betonte Steffen Herfurth, der Vorsitzende des Kuratoriums des Landheim Schondorf - eine Position, die Lindner ebenfalls lange inne hatte. Denn zumindest vier Jahre lang lebte Lindner die meiste Zeit im Internat am Ammersee, von 1949 bis 1953. Auch Enkel Moritz machte dort im vergangenen Jahr Abitur. Von der 111-jährigen Geschichte des Internats, so Herfurth, gestaltete Lindner 67 Jahre aktiv mit.

Trauerfeier im Friedhof für Hubertus Lindner (Foto: Claus Schunk)

Vom Opi, der es für sich behielt, dass er die Enkel beim Rauchen im Garten beobachtet hatte, und der auch mal persönlich nach Schondorf fuhr, um mit dem Lehrer von Enkel Moritz zu sprechen, erzählte Leopold Lindner im Namen der neun Enkel. "Es war schön mit dir, Opi, du warst lustig und stark", sagte er. "Ich wünsche dir, dass die Brezn im Himmel genauso gut sind wie hier."

Poetisch und auf Bairisch verabschiedete sich Hans Häusler. "Es hat bestimmt alles seinen Sinn, es ist halt nicht leicht zu verstehen, wir dürfen kommen und müssen gehen. Doch wenn ein Licht verschwind, wird ein neues angezünd." Pfarrer Christian Stalter, der auch den Trauergottesdienst am Montag gehalten hatte, drückte es so aus: "Die Liebe bleibt."

© SZ vom 15.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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