Ballettschule Ottobrunn:Der Zauber steckt an

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Ein buntes Spektakel inszenieren die Schüler im Festsaal des Wofl-Ferrari-Hauses anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Ballettschule. (Foto: Claus Schunk)

Mit einer spektakulären Inszenierung des Werks "Die Puppenfee" feiert die Institution ihr 50-jähriges Bestehen. Längst ist sie zu einer Institution im kulturellen Leben der Gemeinde geworden.

Von Anna-Maria Salmen, Ottobrunn

Langsam werden die Lichter im Festsaal des Wolf-Ferrari-Hauses gedimmt. Die Gespräche verstummen, eine erwartungsvolle Stille legt sich über das Publikum. Auf der Bühne gleitet der Vorhang zur Seite und enthüllt eine liebevoll gestaltete Szenerie: Ein Gehilfe wirbelt durch einen Puppenladen, macht sauber und stellt zahlreiche Puppen akkurat auf ihren Platz.

Nacheinander betreten mehrere Kunden den Laden, darunter eine Bäuerin mit ihren beiden ungeschickten Töchtern und eine vornehme Dame mit Kindern. Mit großem Eifer führt der Puppenmacher ihnen seine Kreationen vor: Über die Bühne tanzen Puppen in Tiroler Tracht, Flamenco-Tänzerinnen mit wehenden Röcken und steppende Marionetten. Höhepunkt ist schließlich der Auftritt der Puppenfee, die in glitzerndem, himmelblauem Tutu durch den Puppenladen schwebt. Mit Päckchen unter den Armen verlassen die Kunden den Laden, der Puppenmeister löscht die Lichter.

Es ist ein wahres Spektakel, das die Zuschauer im voll besetzten Festsaal anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Ottobrunner Ballettschule erleben. Denn als eine Turmuhr Mitternacht schlägt, werden die Puppen lebendig und feiern ein ausgelassenes Fest. Schließlich kehrt wieder Stille ein, die jedoch nicht lange andauert. Mit minutenlangem Applaus belohnen die Zuschauer die bunte, aufwendig inszenierte Inszenierung von "Die Puppenfee" der Ottobrunner Ballettschüler. "Glückliche Gesichter vor und hinter der Bühne", so lautet das Resümee von Marcella Weber, seit 26 Jahren Leiterin der Ballettschule.

Bereits im Jahr 1972 führte die Ballettschule Ottobrunn "Die Puppenfee" erstmals auf - viele Kostüme aus dieser Zeit werden heute noch verwendet. (Foto: Claus Schunk)

Der Ansturm der Besucher zeigt, wie sehr die Schule den Ottobrunnern in den vergangenen 50 Jahren ans Herz gewachsen ist. Kein Wunder, stellt die Ballettschule gemeinsam mit der zeitgleich entstandenen Rosmarie-Theobald-Musikschule doch den Grundstein für das örtliche kulturelle Programm dar. Im Jahr 1969, als beide Einrichtungen gegründet wurden, gab es dort in dieser Hinsicht keine Angebote.

Fragt man die heutige Leiterin Weber nach dem Geheimnis des langjährigen Erfolgs der Ballettschule, fällt sofort ein Stichwort: Kontinuität. Sowohl sie selbst als auch die Gründerin der Ballettschule, Edith Eder-Demharter, leiteten die Schule mehr als 20 Jahre lang. "Jeder von uns hat eine tiefe Verbindung zum Tanz", sagt Weber. Lachend ergänzt sie: "Wenn man ein Theatermensch ist, kommt man da auch nicht mehr so leicht heraus." Diese Leidenschaft ist es, die für Weber zentral in ihrer Arbeit ist. Aber auch der "glückliche Rahmen" trage stark zum Erfolg bei, die guten Räumlichkeiten sowie die Unterstützung durch die Gemeinde seien dabei unerlässlich.

Das Stück ist seit 1972 im Repertoire

Für die Jubiläumsfeierlichkeiten am Wochenende hat Weber nicht ohne Grund das Stück mit dem Namen "Die Puppenfee" ausgewählt. Denn das Werk des Wiener Ballettmeisters Joseph Haßreiter und des Malers Franz Gaul mit Musik des österreichischen Komponisten Josef Bayer war im Jahr 1972 die erste große Ballettinszenierung der Schule. Seitdem ist "Die Puppenfee" ein fester Bestandteil im Repertoire. Generationen von Schülerinnen und Schülern verbinden ihre ganz eigenen Erinnerungen mit dem Stück, erzählt Weber. "Wir konnten gar nicht anders, als es zum Jubiläum einzustudieren."

Im Vergleich zur ersten Aufführung vor 47 Jahren ist vieles unverändert geblieben, einige Kostüme stammen noch aus den Anfangszeiten der Ballettschule. Anpassungen sind laut Weber dennoch bei jeder Inszenierung nötig: "Man kann den Schülern nicht einfach eine Choreografie überstülpen. Das muss auch zu ihnen passen, sie müssen sich wohlfühlen."

Mehrere Monate lang probten die mehr als einhundert Mitwirkenden intensiv, anlässlich des Jubiläums tanzten bei der Inszenierung auch einige ehemalige Schülerinnen mit dem aktuellen Ensemble. Nach den beiden gelungenen Vorstellungen am Wochenende zeigte sich Weber erleichtert: "Es ist schon eine gewisse Anspannung da, bis alles steht. Und wir haben auch immer einen professionellen Anspruch." Immer wieder aufs Neue gelinge es der Ballettschule jedoch, die Herausforderungen zu meistern. "Der Zauber steckt einfach an", sagt Weber.

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Von Francesco Collini

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