Landgericht München I:Taschendiebe im Festzelt

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Eine Bande gesteht, auf der Wiesn gezielt Frauen bestohlen zu haben

Von Andreas Salch

Wer in einem Wiesn-Zelt nicht tanzt und Bier trinkt, der fällt auf. Kriminalhauptkommissar Konstantin H. aus Berlin wird in solchen Fällen sofort aufmerksam. Bei der Wiesn im vergangenen Jahr waren er und mehrere seiner Kollegen vom Landeskriminalamt Berlin als Taschendiebfahnder eingesetzt. Gleich am ersten Abend war Konstantin H. im Hofbräuzelt auf Krzysztof K. aufmerksam geworden. Der 47-jährige Inhaber eines Kosmetikstudios war tatsächlich nicht zum Feiern auf der Wiesn. Er hatte es darauf abgesehen, entweder in Zelten oder später am Abend in Münchner Clubs, Handys und Bargeld von Wiesn-Besucherinnen zu stehlen. Unterstützt wurde K. dabei von seinen Begleiterinnen Agnieszka F., 38, und der 23 Jahre alten Sport-Studentin Katarzyna M. Seit diesem Freitag muss sich das Trio vor dem Landgericht München I verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihnen schweren Bandendiebstahl in insgesamt sieben Fällen zur Last. Die Beute: Handys im Wert von etwas über 3000 Euro sowie knapp 300 Euro Bargeld. Alle drei Angeklagte legten zu Beginn des Prozesses über ihre Verteidiger ein Geständnis ab.

Er habe "gezielt weibliche Tatopfer" gewählt, weil diese "bei Großveranstaltungen oftmals unaufmerksam" seien, heißt es in der Erklärung von Krzysztof K., die sein Verteidiger, Rechtsanwalt Alexander Eckstein, verlas. Sobald K. ein Handy aus einer Handtasche gestohlen hatte, wurde er von Katarzyna M. abgeschirmt. Der Part von Agnieszka F., die stets etwas weiter abseits stand, war es, das Diebesgut von ihrer Komplizin entgegenzunehmen. Um nicht aufzufallen, trugen die Frauen Dirndl. Auf der Wiesn wurden zwei Besucherinnen des Weinzelts Opfer des Trios. Alle übrigen Diebstähle begingen Krzysztof K. und seine Begleiterinnen in Clubs am Lenbach- und Maximiliansplatz.

Als Motiv für die Taten nannte der 47-Jährige offene Gerichtskosten, Geldstrafen sowie Unterhaltszahlungen. Als die Berliner Fahnder Krzysztof K. während der Wiesen zufällig in der Innenstadt beobachteten, verfolgten sie ihn. Sie notierten sich das Kennzeichen des Pkw, in den er stieg und identifizierten ihn so schließlich. Es stellte sich heraus, dass Krzysztof K. in Berlin "amtsbekannt als Taschendieb" sei. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 21.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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