Laim:Viel Lob und eine Mahnung

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Die Experten hoffen, dass an der Zschokkestraße tatsächlich so gebaut wird wie geplant

Von Sebastian Krass, Laim

"Es ist ein sehr gutes Konzept, das man beispielhaft nennen kann." Der Züricher Architekturprofessor Jürg Sulzer war der erste, der sich in der Diskussion der Stadtgestaltungskommission am Dienstagabend zu Wort meldete. Er setzte damit den Ton dafür, wie das Gremium die Pläne für das Bauvorhaben mit 308 neuen Wohnungen auf dem ehemaligen Gewerbehof-Areal zwischen der Zschokkestraße und der Wilhelm-Riehl-Straße in Laim bewertet: sehr wohlwollend, aber verbunden mit einer Mahnung an die Bauherren, die architektonische Qualität beizubehalten.

308 Wohnungen entstehen auf dem ehemaligen Gewerbehof-Areal an der Zschokkestraße. Simulation: SU und Z Architekten (Foto: N/A)

Das Vorhaben war vor gut zwei Jahren bereits Thema in der Stadtgestaltungskommission, die Stadtrat und Verwaltung bei Projekten von besonderer architektonischer Bedeutung berät. Damals gab das Gremium die Pläne zur Überarbeitung zurück. Inzwischen haben die Bauherren - die Laimer Familie Ballauf für einen von zwei Bauteilen und die Bauträger Baywobau und Investa für den anderen Bauteil - andere Architekten beauftragt: das Büro SU und Z aus München. Das Grundstück, gelegen an der U-Bahnstation Westendstraße, ist von sehr unterschiedlicher Bebauung aus der Gründerzeit, den Sechziger- und den Siebzigerjahren umgeben. Architekt Florian Zielinski formuliert es positiv: "Wir haben versucht, die Lebendigkeit des Ortes in unser Projekt aufzunehmen." So soll die Fassade sich zwischen den zwei Bauteilen unterscheiden und aus verschiedenen Elementen wie Beton, Ziegel, Putz und Holz bestehen. Zudem soll die wegen des Lärmschutzes durchgehende Fassade zur Zschokkestraße vor- und zurücktreten und dadurch weniger riegelartig wirken.

Geplantes Neubauquartier mit 308 Wohnungen zwischen der Zschokkestraße und der Wilhelm-Riehl-Straße in Laim. (Foto: SU und Z Architekten)

Teil der Planung ist auch eine Kita. "Die haben wir bewusst nicht am Rand, sondern im Innenhof angesiedelt", sagt Zielinski. "Wir holen die Kinder in die Mitte der Gemeinschaft." An diesem Punkt entzündeten sich die einzigen kritischen Nachfragen. Denn die wegen der dichten Bebauung (sechs bis acht Stockwerke) recht engen Höfe sind nach Norden ausgerichtet, der Kita-Spielplatz wird also eher schattig. ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff merkte zudem an: "Das wird nicht leicht zu begrünen, vor allem große Bäume werden es schwer haben." Zur Kita erwiderte Zielinski, die Zschokkestraße sei "so laut, dass ein Freibereich nur mit Lärmschutzwand erlaubt wäre, das fanden wir befremdlich". Elke Berger vom Landschaftsarchitekturbüro Studio B ergänzte, man habe mit Schattenstudien geprüft, "wo was gedeihen kann". Zudem seien die Tiefgaragen nicht durchgehend, sodass große Bäume Wurzeln schlagen könnten. "Wir sind zuversichtlich, dass es ein üppig grüner Hof wird."

Die überarbeiteten Pläne waren Thema in der Stadtgestaltungskommission im September 2020. (Foto: SU und Z Architekten)

Letztlich stimmte die Stadtgestaltungskommission dem Projekt einstimmig zu, sie ergänzte den Beschluss aber um den Hinweis, dass "die filigranen Details in der Umsetzung wirklich so gut gemacht werden sollen wie hier präsentiert". Dahinter steht die Erfahrung, dass Bauherren sich öfters mit hochtrabenden Plänen das Wohlwollen der Genehmigungsbehörden sichern, aber dann beim Bau die kostenintensiven Details, die den Charakter der Architektur ausmachen, wegsparen. "Ein Projekt mit so hoher Dichte hängt im Wesentlichen von der Umsetzung ab", mahnte die Münchner Architekturprofessorin Karin Schmid.

© SZ vom 01.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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