Kundenservice:Das ist die Strategie der Stadtsparkasse

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  • Viele Banken reduzieren die Zahl ihrer Niederlassungen oder streichen Stellen, weil immer mehr Kunden ihre Angelegenheiten im Internet erledigen.
  • Die Münchner Stadtsparkasse schlägt einen anderen Weg ein:
  • Das Institut will keine Filiale mehr schließen, sondern Kunden dank neuer Beratungscenter an sich binden.

Von Inga Rahmsdorf, München

An den Fenstern zur Dachauer Straße sind die Lamellenvorhänge verschwunden, in den Beraterbüros hängen jetzt Flachbildschirme, und sobald man die Tür durchschreitet, wird man von einem Floor-Manager in Empfang genommen. "Sie wollen sich für eine Immobilienfinanzierung beraten lassen?", fragt ein Mitarbeiter, führt in ein Büro hinter Glasscheiben, drückt auf die Fernbedienung und seine Kollegin aus einem Immobilienbüro erscheint auf dem TV-Bildschirm. Modern, digital und doch persönlich, so will sich die Münchner Stadtsparkasse künftig präsentieren. Die erste Filiale in neuem Outfit, die Sparkassenchef Ralf Fleischer und Privatvorstand Marlies Mirbeth am Montag präsentierten, ist das Beratungszentrum Moosach.

Die Filialen stärken, kein Personal abbauen, keine der 80 Niederlassungen schließen: Das hatte der Stadtsparkassenchef im Februar angekündigt - und solch ein Versprechen von einem Kreditinstitut zu hören, ist derzeit schon ungewöhnlich. Viele Banken reduzieren die Zahl ihrer Niederlassungen oder streichen Stellen, weil immer mehr Kunden ihre Angelegenheiten im Internet erledigen. Zudem stehen die Kreditinstitute wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase unter Druck und suchen nach Wegen, Kosten zu sparen. In den vergangenen zehn Jahren hat bundesweit bereits mehr als jede zehnte Filiale ihre Türen geschlossen. Auch die Stadtsparkasse hatte die Anzahl ihrer Geschäftsstellen in München reduziert, zuletzt im Herbst 2013, als sie neun der damals 89 Filialen schloss.

Worauf die Stadtsparkasse setzt

Doch nun setzt die Stadtsparkasse auf einen neuen Kurs: Zwar nutzen auch immer mehr ihrer 800 000 Kunden das Internet. Doch gerade in der persönlichen Beratung sieht das Kreditinstitut seine Stärken. Denn trotz Online-Banking gebe es bestimmte Angelegenheiten, in denen der Kunde weiterhin lieber einem Berater persönlich gegenübersitzen wolle. Daher sollen nun die Kompetenzen in den einzelnen Filialen wieder ausgebaut werden.

"Wenn Kunden zu uns kommen, wollen wir ihnen künftig alles aus einer Hand bieten können", sagt Fleischer. Also keine langwierigen Termine und keine Rennerei mehr zu speziellen Beraterbüros. Seit die Sparkasse im Jahr 2002 Kompetenzen und Zuständigkeiten aus ihre Filialen ausgelagert hatte, musste man für Immobilien- oder Versicherungsberatungen in spezielle Büros gehen. Künftig will die Stadtsparkasse acht große Beratungscentern betreiben, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind, mittags durchgehend geöffnet haben, und alle Leistungen anbieten, auch für Firmenkunden.

Beratung per Videokonferenz

Und wenn der zuständige Spezialist für eine Angelegenheit nicht da ist, dann wird er per Videokonferenz zugeschaltet. Internet und persönliche Beratung sollen dabei nicht in Konkurrenz oder Widerspruch treten, sondern stark verzahnt werden, sagte Mirbeth. So werde auch der Online-Service ausgebaut. Den acht Beratungscentern werden jeweils acht bis elf weitere kleinere Geschäftsstellen angehören, in denen man als Privatkunde auch die komplette Anlagenberatung erhält.

An dem Versprechen, das er vor einem halben Jahr gemacht hat, will der Sparkassenchef festhalten. "Wir werden alle Filialen weiterführen", sagt Fleischer. Langfristig entscheide aber der Kunde darüber, welche Banken er intensiv nutzen werde.

© SZ vom 21.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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