Kriminalität:Teuer bezahlt

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3000 Euro und kein Computer: Tag für Tag ermittelt die Polizei gegen Betrüger, die Kunden beim Internetkauf ausnehmen

Von Martin Bernstein

Einkaufen von privat über eine Internetplattform? Eine feine Sache, die Geld sparen hilft. Eine Überweisung auf ein Konto bei einer inländischen Bank? Unproblematisch und vor allem ohne Risiko. Beides dachte sich im Januar ein 53-jähriger Münchner. Ein Mann vom IT-Fach, dem man also im Internet nicht so schnell etwas vormachen kann. Doch nur wenige Tage später musste er feststellen: Er hat sich getäuscht. In allen Punkten. Statt des gewünschten iMacs hat der 53-Jährige eine Erfahrung mehr. Und 3000 Euro weniger.

Andere Menschen möchte er davor bewahren, dass ihnen Ähnliches widerfährt. Und so sitzt der Münchner am Dienstag zusammen mit Kriminalhauptkommissarin Michaela Neueder im Presseraum des Polizeipräsidiums. Neueder ist die stellvertretende Leiterin des Kommissariats 76. Etwa zehn Fälle von Internet-Warenbetrug landen auf den Schreibtischen ihrer Ermittler - Tag für Tag. Es gibt fast kein Lockangebot, das Betrüger nicht verwenden, um Kaufinteressenten Geld aus der Tasche zu ziehen: Elektronikartikel sind besonders beliebt, Handys, teure Schuhe und Taschen. Neueder kann sich aber auch an einen Thermomix erinnern, eine Kreissäge, sogar an ein Östrogen-Messgerät. Angeboten werden die Sachen auf verschiedenen Internetplattformen, bezahlt werden soll per Überweisung. Die Ware kommt indes nie an und das Geld ist weg. In der Regel auf Nimmerwiedersehen.

Obwohl doch eine deutsche Bankverbindung angegeben wurde? Das erstaunt. Auch der 53-jährige Münchner wäre nicht auf die Idee gekommen, dass das riskant sein könnte. Jetzt warnt er: "So sicher, wie viele denken, ist es einfach nicht." In seinem Fall hatten die Betrüger nämlich nicht nur einen fremden Ebay-Account gehackt und für ihre Machenschaften genutzt. Sie hatten auch unter falschem Namen ein Konto eingerichtet, auf das der 53-Jährige seine 3000 Euro überwies. Kontodaten könne man im Darknet schon für wenige Euro kaufen, erklärt Neueder. Außerdem könnten Konten von ausländischen Dienstleistern eingerichtet werden. Oder von Menschen, die gar nicht mitbekämen, dass ihre Daten für derartigen Missbrauch verwendet würden. "Es gibt keine Gewähr mehr." Halbwegs sicher sei allein eine Überweisung mit Paypal - allerdings auch nur dann, wenn man dort nicht die "Familie und Freunde"-Option wähle. So weit, wie der um 3000 Euro betrogene Münchner will die Polizistin offiziell nicht gehen. Denn der sagt klipp und klar: "Ich kaufe garantiert nicht mehr übers Internet."

Dazu haben wohl auch die Erfahrungen von zwei Bekannten beigetragen. Auch sie sind Opfer von Warenbetrügern im Internet geworden. Einer sogar zweimal kurz hintereinander. Einen Computer wollte der 48-Jährige erstehen. Das Geschäft ging schief, das Geld ist bis heute nicht wieder da. Während das Hin und Her noch lief, entdeckte der Mann den Computer bei einem anderen Anbieter und schlug dort zu. Und landete erneut bei einem gehackten Account.

© SZ vom 21.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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