Bundesweiter Vergleich:In München zahlen Eltern oft höhere Kita-Gebühren als in anderen Städten

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Bei der Kinderbetreuung legt jede Kommune die Gebühren selbst fest. (Foto: dpa)

Während in Berlin der Kindergarten kostenlos ist, gibt es hier nicht einmal eine Debatte darüber, die Eltern zu entlasten.

Von Silke Lode, München

Wer im Bildungsbereich einen bundesweiten Vergleich ziehen will, der kann im Dickicht des Föderalismus schnell den Durchblick verlieren. Das ist bei Schulen nicht anders als im Bereich frühkindlicher Bildung, in diesem Fall bei dem Versuch, die Münchner Gebühren für Krippen und Kindergärten mit denen anderer Großstädte zu vergleichen.

Die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" hat das bereits vor einigen Jahren versucht - und wäre an der "Herkulesaufgabe" (so die Einschätzung der Initiatoren) fast verzweifelt.

Das Problem ist, dass jede Kommune die Gebühren selbst festlegt. Viele staffeln sie nach dem Einkommen der Eltern - aber nicht alle. Die einen rechnen stundengenau ab, die anderen bieten Pakete für 25, 35 oder 45 Stunden pro Woche.

Oft zahlen Familien mit mehreren Kindern weniger, manchmal sind das nur ein paar Euro Rabatt, in manchen Städten zahlen zweite, dritte oder vierte Kinder gar nichts mehr. Und überhaupt ist hier nur von städtischen Kitas die Rede - was die privaten Anbieter verlangen und wie viele Plätze in städtische Kitas es in den verschiedenen Städten gibt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Bei den Kita-Gebühren gehört München zu den teuren Städten

Eine aktuelle Recherche der Süddeutschen Zeitung in den zehn größten deutschen Städten zeigt allerdings, dass München bei den Kita-Gebühren zu den teuren Städten gehört. Ja, es gibt Städte, die auch in ihren eigenen Einrichtungen deutlich mehr als den Münchner Höchstsatz verlangen. Der liegt hier für die Unter-Dreijährigen mit einer Betreuungszeit von acht Stunden pro Tag bei 370 Euro (ohne Essen).

In Köln sind dafür bis zu 638,48 Euro fällig. Und schon wird es schwierig, denn Köln hat ganz andere Einkommensstufen als München. Während München ab einem Familienjahreseinkommen von mehr als 60 000 Euro den Höchstsatz verlangt, tut Köln dies erst bei Familien, die mehr als 100 000 Euro brutto verdienen.

Wer dort zum Beispiel knapp über 60 000 Euro hat, zahlt auch nur 331,65 Euro - weniger als in München also. Aus dem gleichen Grund ist auch Dortmund mit maximal 533,58 Euro für die gleiche Stundenzahl zwar teurer als München, wer dort bis zu 80 000 Euro verdient, zahlt aber nur 310,81 Euro.

Markant günstiger sind die Krippen in Hamburg, Frankfurt oder Stuttgart: für je acht Stunden pro Tag zahlen Eltern in Hamburg maximal 191 Euro, in Frankfurt 198 Euro und in Stuttgart 203 Euro. Günstige Gebühren für Geringverdiener gibt es in diesen Städten übrigens auch.

Beim Kindergarten steht München vor allem im Vergleich zu Berlin und Düsseldorf schlecht da, dort ist die Betreuung für die Drei- bis Sechsjährigen kostenlos. In München sind für einen städtischen Kindergarten bei bis zu achtstündiger Betreuung am Tag maximal 166 Euro fällig, das letzte Jahr vor Schulbeginn wird vom Freistaat mit 100 Euro bezuschusst.

In den Rankings landete München im besten Fall auf Platz 21

Hamburg liegt da mit maximal 191 Euro ähnlich, Frankfurt (maximal 148 Euro, letztes Jahr kostenlos) und Stuttgart (maximal 133) sind günstiger. Teurer kann es vor allem in Köln (bis zu 369,16 Euro), Essen (bis zu 310 Euro) und Dortmund (bis zu 474,18 Euro) werden - solche Sätze sind aber in allen drei Städten nur bei Jahreseinkommen von knapp 100 000 Euro fällig.

Für München nicht gerade berauschend waren auch die Ergebnisse, die die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft im Jahr 2010 auf den Tisch gelegt hat. Sie hat damals für sechs Musterfamilien in den 100 größten deutschen Städten recherchiert.

In den Rankings landete München im besten Fall (ein Kind, Familienjahreseinkommen 45 000 Euro brutto) auf Platz 21, im schlechtesten auf Platz 72 (zwei Kinder, Jahreseinkommen 45 000 Euro brutto).

Interessant ist, dass München ausgerechnet im Vergleich zu Berlin schlecht dasteht: Dort sind schon auf Grund des Mietniveaus die Lebenshaltungskosten deutlich geringer. Trotzdem ist in Berlin der Kindergarten kostenlos, die Krippen folgen ab diesem Jahr schrittweise und sollen ab 2018 ebenfalls gratis sein.

Von der Finanzkraft würde man einen solchen Schritt eher München als dem armen Berlin zutrauen - doch in München gibt es bislang nicht einmal eine Debatte darüber, die Eltern zu entlasten und die Kinderbetreuung als Teil des (kostenlosen) Bildungssystems zu sehen.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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