Konzertsaal München:"Ein Entwurf, der viel ermöglicht"

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Mariss Jansons, 74, ist seit 2003 Chefdirigent des BR-Symphonieorchesters. Er hatte ursprünglich für ein Konzerthaus im Finanzgarten plädiert, sich aber schließlich auch für den Standort im Werksviertel ausgesprochen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Chefdirigent des BR-Symphonieorchesters, Mariss Jansons, ist zufrieden mit der Jury-Entscheidung, sagt aber: Die Wahl des richtigen Akustikers ist jetzt besonders wichtig.

Interview von Christian Krügel

Mariss Jansons, Chefdirigent des BR-Symphonieorchesters, hat jahrelang für den Bau eines Konzerthauses gekämpft, das Heimstatt für sein Ensemble werden soll. An der Jury-Sitzung konnte er nicht teilnehmen, weil er in Amsterdam dirigierte.

SZ: Ein Konzerthaus aus Glas - hatten Sie sich so einen Entwurf vorstellen können?

Mariss Jansons: Bisher kenne ich die Pläne natürlich auch nur von den Bildern, da ist es schwer, sich einen exakten Eindruck zu verschaffen. Aber ich denke, es ist ein sehr vielversprechender Entwurf, der sehr viel ermöglicht.

Manche Münchner hätten sich eine spektakulärere Architektur und Fassade erhofft, etwa mehr Elbphilharmonie eben.

Die Menschen müssen verstehen: Entscheidend ist, was im Konzertsaal passieren wird. Und wenn man durch die Glasfassade das Leben im Inneren sieht, dann ist das wunderbar. Der Entwurf ist nicht so spektakulär, aber auch nicht hässlich. Und es geht vor allem um die Musik, deshalb ist nun die Akustik die nächste wichtige Frage, die geklärt werden muss.

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Nach der Jury-Entscheidung wurde der Entwurf des Architekturbüros Cukrowicz Nachbaur präsentiert.

Die Form des Saales ist eine Schuhschachtel, ohne ein strenges Rechteck zu sein. Und es gibt viele Plätze hinter dem Orchester. War das Ihr Wunsch?

Nahezu alle modernen Säle haben eine Anordnung auch mit Plätzen hinter der Bühne. Ich persönlich mag es sehr, wenn der Chor mit auf der Bühne sein kann und trotzdem dahinter auch noch Platz ist. Entscheidend ist nun, was der Akustiker und der Architekt gemeinsam daraus machen. Und wenn ich höre, dass das Architekturbüro bereit ist, auf die Vorschläge des Akustikers einzugehen, dann ist das eine sehr gute Voraussetzung. Nur brauchen wir jetzt eben auch den besten Experten dafür. Das muss jetzt schnell entschieden werden.

Sehen Sie noch Gefahren für das Projekt?

Die Wahl des richtigen Akustikers ist ein sehr wichtiger und entscheidender Moment für das Gelingen. Aber ich bin sehr glücklich, dass nun die Entscheidung über den Entwurf gefallen ist. Ich hoffe nur, dass alle Beteiligten mit demselben Enthusiasmus weitermachen und nicht diese Energie verlieren, die jetzt alle gezeigt haben. Es geht nicht um Eile und Hast: Dann macht man Fehler. Es geht darum, Schritt für Schritt voranzugehen. Es ist noch ein langer Weg.

© SZ vom 30.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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