Konzert in München:Kent Nagano in der Kirche

Lesezeit: 2 min

Kent Nagano spielt mit dem Bayerischen Staatsorchester in der Kirche St. Michael ein Benefizkonzert: Die Orgel soll auf den neuesten Stand gebracht werden.

Klaus Kalchschmid

Eine konzertierte Aktion im besten und wörtlichen Sinne kann man dieses Zusammentreffen am kommenden Sonntag um 16 Uhr in St. Michael nennen: Das erste Konzert der Audi Jugendchorakademie Ingolstadt in München zusammen mit dem Bayerischen Staatsorchester unter Kent Nagano. Es ist eine Benefizveranstaltung für die Sanierung und Erweiterung der fast dreißig Jahre alten Orgel der Kirche, die technisch und klanglich auf den neuesten Stand gebracht werden soll, so dass Kompositionen verschiedener musikalischer Stilrichtungen darauf gespielt werden können.

Kent Nagano in Aktion: Hier dirgiert er bei einem Sponsoren-Sommerfest der Münchner Staatsoper. (Foto: sz.sonstige)

Auf dem Programm stehen selten zu hörende Werke für Chor und Solisten (Simone Schröder, Burkhard Fritz, Detlef Roth, Franz-Josef Selig) von Felix Mendelssohn ( Erste Walpurgisnacht), Johannes Brahms ( Nänie) und Robert Schumann. Dessen Chorballade Der Königssohn aus dem Jahr 1851, das erste von vier Werken dieser Gattung, das wie das ganze Konzert als "Liveproduktion" bei der Münchner Plattenfirma Farao erscheint, wird dann die einzig erhältliche Einspielung des 25-minütigen Werks sein. Felix Gargerle, Mitglied beim Staatsorchester und mitverantwortlich für die Aufnahme wie die Produktion, hat den Chor bei internen Aufnahmen in Ingolstadt kennengelernt und war sofort davon überzeugt, dass das ein interessantes auf Tonträgern zu dokumentierendes Chorprojekt darstellen würde.

Klang-Magie

Glaubt man dem heute zwanzigjährigen Gerhard Poliska, dann ist diese Jugendchorakademie etwas ganz Besonderes: "Ich hatte die 'Schöpfung' damals, als ich mit 17 dazu kam, schon mit einem Chor meiner Heimatstadt gesungen. Nach den ersten Proben war es noch ganz normal, aber dann ereignete sich fast so etwas wie Magie, denn der Sound hat sich komplett umgestellt. Heute braucht unser Chorleiter nur mit der Wimper zu zucken und schon reagiert der ganze Chor."

Martin Steidler, Professor für Chorerziehung an der Münchner Musikhochschule, Initiator und musikalischer Leiter des Jugendchors, bestätigt das seinerseits: "Der Chor ist heute, da aus vielen Schülern erwachsene Studenten geworden sind, noch reifer und im Klang fülliger geworden. Aber es sind noch immer junge Stimmen zwischen 16 und 27, die formbar und flexibel sind, bereit, sich vorbehaltlos auf Neues einzulassen. Das merkt man vor allem, wenn einer meiner vier Stimmbildner mit Tenor, Bass, Sopran oder Alt Einzelproben macht." Dies geschieht bei den beiden jährlichen Projekten in jeweils zwei intensiven viertägigen Probenphasen und dann unmittelbar vor den Konzerten. Die Fluktuation ist gering, denn wer das Vorsingen bestanden hat, bleibt in aller Regel dem Chor treu.

Die Begegnung mit anderen Vokalensembles ist Steidler genauso wichtig wie der Wechsel von A-capella-Repertoire aus verschiedenen Epochen, etwa im Herbst bei der Teilnahme am Petr-Erben-Chorwettbewerb in Prag, und den großen, vom Orchester begleiteten Chorwerken wie Haydns "Schöpfung". Genauso viel wird in die Einzelförderung der Sänger investiert wie in den Chor als Chorgemeinschaft - alles bezahlt von Audi in Ingolstadt, bei dessen Sommerkonzerten am 11. Juli der Chor mit dem Staatsorchester ebenfalls auftreten wird.

© SZ vom 29.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: