Konzert in der Freiheizhalle:David Duchovny in München: "Hallo, oide Wurschthaut!"

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David Duchovny überzeugt zwar nicht mit seiner Stimme - aber der eine oder andere singende Schauspieler hat da auf jeden Fall schon Peinlicheres abgeliefert. (Foto: Stefan M. Prager)

So begrüßt der singende Schauspieler seine Fans in der Freiheizhalle. Die wollten wohl vor allem den FBI-Agenten Fox Mulder sehen - jubeln am Ende aber trotzdem.

Von Jürgen Moises

Es gibt Dinge da draußen, die sind schwer zu glauben. Das galt zumindest vor einem Jahr noch für die Meldung, dass Akte-X-Darsteller David Duchovny ein Album aufgenommen hat. Im Gegensatz zur Existenz von Außerirdischen lässt sich das aber beweisen. Denn Duchovnys Folkrock-Album "Hell or Highwater" ist seit Mai 2015 regulär zu kaufen. Außerdem ist der Schauspieler damit aktuell auf Tour. Und bei seinem ausverkauften, zweiten Deutschland-Konzert in der Münchner Freiheizhalle konnte man nun auch mit den eigenen Augen und Ohren sehen und hören: Ja, er singt, er spielt Gitarre, und im Großen und Ganzen macht er das sogar recht gut. Der eine oder andere singende Schauspieler hat da auf jeden Fall schon Peinlicheres abgeliefert.

Okay, David Duchovny ist kein wirklich ausdrucksstarker Sänger. Und für einen ausgebildeten Schauspieler kommt er einem auf der Bühne irgendwie recht steif und unbeholfen, manchmal fast sogar ein klein bisschen verloren vor. Etwa wenn er im blauweiß gestreiften Shirt in halber Hampelmann-Manier zu Beginn noch relativ erfolglos versucht, das Publikum zu animieren. Aber Lied für Lied schafft es Duchovny dann aber doch, durch Sympathie beim selbigen zu punkten. Bis er nach eineinhalb Stunden, zwei Runden durchs Publikum und immerhin vier Zugaben mit lautstarkem Applaus und Jubelrufen verabschiedet wird.

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Auch davor schon gibt es immer wieder Rufe aus dem Publikum. Als Duchovny als Einleitung zum Song "Stars" über den Sternenhimmel redet, schreit jemand: "The truth is out there!". "Where is Scully?" wird ebenfalls in Richtung Bühne gebrüllt. Was zeigt: Viele sind wohl doch eher gekommen, weil sie weniger den Folksänger David Duchovny, sondern den FBI-Agenten Fox Mulder aus der Serie "Akte X" auf der Bühne sehen wollen.

Oder "Hank Moody", die von Duchovny gespielte Hauptfigur in der Fernsehserie "Californication". Dementsprechend sind die meisten Zuschauer auch erst mal nur mit Filmen und Fotografieren ihres TV-Idols beschäftigt. Bis ihnen dieses irgendwann sagt, sie sollten lieber ihr blöden Telefone ausschalten und stattdessen mitsingen und tanzen.

Solide Leistung des "Mañana Club" - und ein begrenzter Stimmumfang

Auf der Bühne steht Duchovny übrigens nicht alleine, sondern mit einer sechsköpfigen Band, die er als "Mañana Club" vorstellt. Die machen an drei E-Gitarren, Bass, Keyboard und Schlagzeug, teilweise auch an Mandoline oder Congas, ihre Arbeit ziemlich gut, sorgen für ein solides Fundament, musikalische Abwechslung und falls nötig auch den nötigen Druck.

Wenn die Gitarren tatsächlich etwas aufdrehen, wie bei der Uptempo-Nummer "Unsaid Undone", funktioniert das Ganze zugegeben auch am besten. Dann fällt auch der doch etwas begrenzte Stimmumfang Duchovnys nicht weiter ins Gewicht. Das gilt ähnlich für Eröffnungssong "3000" oder den Rausschmeißer "Positively Madison Avenue".

Etwas schwieriger wird es bei den ruhigeren Stücken, die mangels Ausdruck in der Stimme manchmal doch ein bisschen vor sich hin mäandern. Was es auch noch gibt, sind Coverversionen, die aufzeigen, wer Duchovnys Vorbilder und Helden sind: "Stay" von David Bowie, "Square One" von Tom Petty und "Thank You" von Sly & The Family Stone. Während "Square One" wie eine Blaupause zu manchem Duchovny-Song klingt, spiegeln "Stay" und "Thank You" die Vorliebe des Schauspielers für 70er-Jahre-Funk wieder. Tatsächlich hat er kürzlich in einem Interview gesagt, er würde gerne irgendwann ein Sly & The Family Stone-Tribute-Album machen.

Aber zunächst mal stehen die Zeichen weiterhin auf Folkrock. Das beweisen neue, bisher unveröffentlichte Stücke wie "Every Third Thought" und "Someone Else's Girl". Die gibt es ebenfalls beim Konzert in der Freiheizhalle zu hören. Und vielleicht auch auf der nächsten Platte? "Ich möchte unbedingt wieder kommen", lautet jedenfalls das Versprechen gegenüber seinem Münchner Publikum, für das Duchovny extra den Begrüßungssatz "Hallo, oide Wurschthaut!" eingeübt hat. An der Aussprache muss er zwar noch üben, ähnlich wie an seinem Gesang. Aber hier gilt genauso wie bei seinem ersten Album und der ersten Europa-Tour des Schauspielers: ein passabler und vielversprechender Anfang ist gemacht.

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