Frauenförderung bei der Stadt:Schon bei den Azubis muss die Quote stimmen

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Der Münchner Stadtrat hat kürzlich einen guten Beschluss zur Frauenförderung gefasst. Allerdings: Er geht nicht weit genug.

Kommentar von Nina Bovensiepen

Der Münchner Stadtrat hat vor Kurzem einen guten Beschluss gefasst, mit dem er die Frauenförderung voranbringen will. Er besagt, dass in Bewerber-Schlussrunden für Posten in städtischen Unternehmen künftig immer eine Frau vertreten sein muss. Voraussetzung ist natürlich, dass sich eine qualifizierte Kandidatin beworben hat. Qualifikation geht vor Quote, das sollte immer so sein.

Der Beschluss weist in die richtige Richtung und hat trotzdem einen Makel, weil er ein großes Problem, das es bei dem Thema gibt, unberücksichtigt lässt. Die beschlossene "Schlussrunden-Quote" gilt nämlich nur für Führungsposten. Ein Blick in die Beschäftigtenstatistik zeigt indes, dass solch eine Vorgabe nicht nur an der Spitze der kommunalen Firmen dringend benötigt wird.

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Frauenförderung muss selbstverständlich sein

So beschäftigen etwa die Stadtwerke im gesamten Unternehmen nur 20 Prozent Frauen. 20 Prozent: Also nur ein Fünftel sind weibliche Beschäftigte. Wenn die Belegschaft aber auch weiterhin zu 80 Prozent aus Männern besteht, wo soll dann die große Auswahl für den Aufstieg in die Chefetage herkommen?

Frauenförderung beginnt nicht ganz oben, sondern mittendrin in Unternehmen. Die Suche nach talentierten weiblichen Führungskräften kann in Zukunft nur erfolgreich sein, wenn Frauenförderung auf allen Hierarchieebenen selbstverständlich wird. Da dies in vielen Unternehmen nicht von alleine passiert, sind Quoten-Vorgaben (zumindest zeitweise) sinnvoll. Bei diesen darf die Stadt München aber ruhig noch mutiger sein.

Zu einem mutigeren Vorgehen würde es gehören, feste Quoten für viel mehr kommunale Unternehmen vorzuschreiben, als dies bisher der Fall ist. Und es wäre außerdem sinnvoll, den kürzlich gefassten Beschluss zu den Bewerber-Schlussrunden deutlich auszudehnen. Er sollte nicht nur für die oberste Führungsebene gelten. Sondern überall, bei den Auszubildenden angefangen. Denn genau hier beginnt in manchem Betrieb schon das Problem.

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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