Kommentar:Es wird Zeit für ein Konzept

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Der aktuelle Engpass bei den Kita-Plätzen im Wohngebiet Prinz-Eugen-Park könnte einen Vorgeschmack darauf geben, was in ein paar Jahren droht, wenn diese Kinder in die Schulen drängen. Spätestens dann muss das zweite Bogenhauser Gymnasium stehen. Die Stadt ist gefordert, damit jede Verzögerung vermieden wird

Von Ulrike Steinbacher

Mehr als 600 Betreuungsplätze in sechs Kindertagesstätten wird es im Wohngebiet Prinz-Eugen-Park geben, und das ist immer noch zu wenig. Weil der Bedarf zumindest vorübergehend deutlich höher liegt, will die Stadtverwaltung zusätzlich eine Container-Kita mit noch einmal fast 150 Plätzen aufstellen: Problem gelöst. Erst einmal gelöst, muss man sagen, denn dieser Engpass ist nur ein Vorgeschmack auf die kommenden Jahre. Die Kinder, für die jetzt händeringend Kita-Plätze geschaffen werden, kommen irgendwann in die Schule, und mehr als die Hälfte von ihnen wird aufs Gymnasium wechseln. Das ist eine realistische Schätzung, seit fast zehn Jahren liegt die Übertrittsquote in München bei über 50 Prozent.

Für diese Schüler stellt Bogenhausens Randlage im Nordosten ein Problem dar. Theoretisch kann zwar jedes Kind auf jedes Gymnasium gehen, doch nach der informellen Fünf-Kilometer-Regel kommen erst einmal Fünftklässler zum Zug, die im Umkreis von fünf Kilometern um eine Schule wohnen. Wer also in Bogenhausens äußeren Stadtteilen daheim ist, dem bleibt gewöhnlich nur eine Wahl: das einzige gemischte Gymnasium im Stadtbezirk, die chronisch überfüllte Wilhelm-Hausenstein-Schule.

Weil aber das Hausenstein einen neuen Standort bekommt, zeichnet sich langfristig Entlastung ab: Die alten Schulgebäude an der Elektrastraße sollen renoviert und für ein zusätzliches Gymnasium genutzt werden. Schul-Neubau und Schul-Sanierung sind verknüpft, auch zeitlich. In fünf Jahren soll das neue Hausenstein stehen, der Umzug, so ist zu hören, lässt sich nur in den Sommerferien organisieren. Erst dann können die alten Gebäude für die zusätzliche Schule saniert werden.

Aber wenn sich die Stadtverwaltung wieder verrechnet - wie bei den Kita-Plätzen im Prinz-Eugen-Park - und dadurch den Umzugstermin verpasst, geht ein ganzes Schuljahr verloren, bis Bogenhausen sein dringend benötigtes zweites Gymnasium hat.

Brisant wird die Sache, weil zur gleichen Zeit, Anfang der Zwanzigerjahre, ein großer Schwung Kinder aus den vielen Neubausiedlungen aufs Gymnasium drängen wird. Dieser Bogenhauser Schüler-Boom von morgen ist an der hohen Kita-Nachfrage von heute schon abzulesen. Noch hätten Politik und Verwaltung Zeit, sich ein Konzept zu überlegen. Ein paar Container auf einer Wiese werden in fünf Jahren als Lösung jedenfalls nicht mehr ausreichen.

© SZ vom 28.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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