Kommentar:Das Sams auch am Samstag

Die Idee, Münchens Stadtteilbüchereien nicht nur unter der Woche zu öffnen, ist so einleuchtend, dass man gegen sie eigentlich nichts haben kann. Das muss den Politikern allerdings noch einmal nahegebracht werden

Von Franz Kotteder

Kann man eigentlich was dagegen haben, dass die 21 Münchner Stadtteilbüchereien künftig auch am Samstag öffnen? Höchstens als Bibliotheksmitarbeiter. Als Ausleiher gewiss nicht, schließlich ist es für Berufstägige nicht immer einfach, unter der Woche in die Bücherei zu hetzen. Da kommt der Samstag wie gerufen, und Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) tut sich da als Prophet leicht, wenn er sagt: "Der Samstag wird der Renner!" Ist er ja jetzt schon, in der Zentralbibliothek am Gasteig, wo es die Samstagsöffnung seit 2007 gibt.

Nun aber droht diese Verschiebung der Öffnungszeiten, die eigentlich alle gut finden, doch noch zu scheitern: weil die beiden Kooperationspartner SPD und CSU uneins sind, was die damit verbundene Stellenausweitung angeht. Die SPD will natürlich einen Erfolg für ihren Antrag, die CSU will gerade dort nach möglichen Einsparpotenzialen suchen, wo der Partner nicht so gerne sucht. Alles nicht direkt überraschend, aber zugleich auch etwas kurz gegriffen.

Sparen ist angesichts der Haushaltslage nötig, aber gerade bei den Büchereien fehl am Platz. In den vergangenen 20 Jahren war die Münchner Stadtbibliothek geradezu vorbildlich, was das Sparen anging, hat sogar mehr als 130 Stellen abgebaut. Die heute 251 Mitarbeiter leisten dennoch Hervorragendes. Deutschlandweit führt die Stadtbücherei mit 4,8 Millionen Besuchern pro Jahr, mit rund 5000 Veranstaltungen und 12,8 Millionen Ausleihen. Diesen Erfolg sollte man nicht bestrafen, indem man einen verbesserten Service verhindert. Oder ihn durch eine wesentlich höhere Arbeitsbelastung für die Mitarbeiter erkauft.

© SZ vom 26.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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