Es sind große Namen, große Stimmen: Die Sopranistin Krassimira Stoyanova steht auf der Bühne, die Mezzosopranistin Anita Rachvelishvili, der Tenor Francesco Meli und der Bass Riccardo Zanellato. Sie sind die Solisten der Aufführung von Verdis Messa da Requiem des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, das diesmal von Maestro Riccardo Muti dirigiert wird. Die Konzerte im Herkulessaal sind längst ausverkauft. Da wundert es nicht, dass der Saal bei der Generalprobe ebenfalls voll ist - diesmal vor allem mit jungen Leuten. Denn erneut hat das Orchester zusammen mit der Süddeutschen Zeitung eine Probe eigens für Schüler und Studenten geöffnet. Die SZ hatte die Karten verlost - und der Andrang war groß.
Dass München eine Kulturstadt mit einer hervorragenden Musikszene ist, ist ja schön und gut - nur leisten muss man sich das können, gerade als Student. Bei den regulären Aufführungen des Requiem muss man für die beste Kategorie 94 Euro hinblättern, selbst die vierte Kategorie kostet noch 58 Euro. Das ist sogar vergleichsweise günstig, wenn man sich die Ticketpreise für die Staatsoper oder für andere Konzerte anschaut, für die gute Karten meistens eine dreistellige Summe kosten.
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Es gibt durchaus Möglichkeiten, günstig oder sogar kostenlos Kultur genießen zu können. Mit Beziehungen ergattert man schon mal eine Gratis-Regiekarte für die Oper. Für Studenten gibt es bei Konzerten ebenfalls regelmäßig billige Tickets. Nur müsse man an die erst mal rankommen, ist an diesem Tag von jungen Besuchern oft zu hören. Das Leben ist teuer in der Stadt, das muss man niemandem groß erzählen. Eine günstige Gelegenheit wie die Generalprobe an diesem Dienstag nutzen die jungen Leute also gerne - man muss eben regelmäßig ein Auge auf die Internetauftritte der diversen Kulturinstitutionen haben.
Dass es entgegen vieler Vorurteile so viele junge Menschen gibt, die sich für klassische Musik begeistern, freut vor allem Riccardo Muti. Nach der Generalprobe schwärmt er von der Atmosphäre im Saal. Das junge Publikum sei extrem konzentriert gewesen, "es lag ein Knistern in der Luft, eine ganz besondere Spannung", sagt der 76-jährige Maestro. Das überrasche ihn nicht, er habe das sehr oft bei solchen Projekten für Jugendliche und junge Erwachsene erlebt. "Wer die Chance hat, so eine Generalprobe zu erleben, hat eine besondere Aufmerksamkeit und eine ganz besondere Konzentration", sagt Muti. Genau deshalb sei er auch dafür, Proben regelmäßig für junge Leute zu öffnen und mit neuen Formaten junges Publikum zu begeistern.
Riccardo Muti ist dafür ein Vorreiter: In nahezu allen Stationen seiner Dirigenten-Karriere kümmerte er sich um Jugendprojekte, er dirigierte Orchester vor Kindern genauso wie vor jungen Strafgefangenen, seine moderierten Proben sind in Chicago extrem beliebt. "Es ist nicht wahr, dass sich junge Leute nicht für klassische Musik interessieren. Wir müssen nur Gelegenheiten für sie schaffen, dass sie sich begeistern können", sagt Muti.
Das BR-Symphonieorchester bemüht sich durchaus, gibt sich verhältnismäßig modern und ist im Internet recht eifrig unterwegs. Manager Nikolaus Pont warb noch vor der Generalprobe halb ernst, halb scherzhaft, man möge dem Orchester doch bitte in den sozialen Medien folgen - bevor man das Handy während des Konzerts ausschalte.