Menschen, die glauben, dass es auf die Größe ankommt, sind meist große Unsympathen. Sie fahren Autos, die aussehen wie Panzer, wünschen sich Silikonbrüste zum Geburtstag, speisen in Lokalen, die mit dem größten Schnitzel der Stadt werben, kaufen Möbel bei XXX-Lutz und gehen in Großraumdiscos.
Auch die Kolumnenschreiberin hat in ihrem bisherigen Leben eines der erwähnten fünf Dinge bereits gemacht. Nein, falsch gedacht. Es ist die Großraumdisco. Es waren harte Zeiten, damals, in den neunziger Jahren auf dem Land, wir hatten ja nichts, jedenfalls nichts Tolles. Sondern nur Großes.
Große Langeweile, große Entfernungen bis zur nächsten Stadt, große Deppendichte - die optimale Brutstätte für die Ansiedlung einer Großraumdisco. Auf unterschiedlichen "Floors" (Trance, Charts, Schlager) trank der Teil der Dorfjugend, den nicht das vorher ausgeloste Schicksal traf, die Kumpels im Polo heimzufahren, XXL-Caipis aus Plastikbechern.
Wer noch nicht 18 war und nicht die Chance hatte, das mit Klopapier im BH zu vertuschen, musste den "Perso" am Eingang abgeben und wurde, sehr demütigend, vom DJ ausgerufen, wenn er um Mitternacht noch nicht nach Hause gegangen war. Kein großer Moment.
Freude herrschte also, als man zum Studium in die Großstadt ziehen und endlich die kleine, feine Alternative genießen konnte: Clubs. Mit intimer Atmosphäre, mit ausgewählten DJs und Publikum. Klasse statt Masse halt. Umso verwunderlicher ist es, dass auch in Großstädten, auch wenn es nur kleine wie München sind, gelegentlich das Phänomen Großraumdisse hervorwuchert.
Am Samstag hat in München mal wieder eine GröDaZ, eine größte Diskothek aller Zeiten, oder zumindest der Stadt. An der Landsberger Straße161, dort, wo bereits das 4004 und der M-Park scheiterten, versucht sich nun die Klangwelt mit drei Floors (Charts, R'n'B, Deutschrock zum Mitsingen) auf 3000 Quadratmetern. Doch auch dieses Tanzladen-Projekt muss sich die Frage gefallen lassen: Ist es wirklich großartig - oder bloß größenwahnsinng?
