Kino:Wie Schweighöfer die Filmpremiere von "Der geilste Tag" feiert

Lesezeit: 3 min

Matthias Schweighöfer bei der Filmpremiere von "Der geilste Tag" (Foto: Robert Haas)

Kaum einer löst derzeit als Teenie-Schwarm einen größeren Hype aus - so auch bei der Vorführung im Mathäser. Doch dabei scheint Matthias Schweighöfer nicht ganz zufrieden zu sein.

Von Philipp Crone

Matthias Schweighöfer marschiert nach der Bühnenpräsentation zum Ausgang, wird vom Mathäser-Kino rübergefahren in das Heart, zur Premierenfeier. Mit starrem Blick läuft er am Dienstagabend um 23 Uhr durch den Club, direkt ins Restaurant an den Tresen, nimmt zwei Lachstatar-Crostini und blickt durchs Fenster auf die Schneeflocken am Stachus. Kann es sein, dass der Hauptdarsteller Schweighöfer mit dem Film nicht ganz glücklich ist, den er gerade gesehen hat?

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Der heißt "Der geilste Tag", und wurde von Florian David Fitz, zweite Hauptfigur, Regisseur und Produzent dieses Films, entwickelt. Nach der wahren Geschichte eines Nachtportiers im Hotel seiner Eltern. Schweighöfer hat das Werk gerade zum ersten Mal in der Endfassung gesehen. Vielleicht täuscht der Eindruck aber auch, zumindest liegt das nahe, wenn man Schweighöfer an diesem Abend beobachtet.

Wie die Premiere im Mathäser verlief

Gegen 19 Uhr herrschen göhtische Verhältnisse im Foyer des Mathäser-Kinos. Fast 1000 Fans, so viele hat bislang in München nur "Fack ju Göhte" geschafft, stehen hinter der Absperrung, die Frauen und deren Handys von den Darstellern trennt. Als Fitz und Schweighöfer ankommen, kann man auch noch im dichtesten Pulk der gepuderten Pumps-Trägerinnen sehen, wo die zwei gerade sind auf ihrem Weg zum Kinosaal: dort, wo sich Arme mit leuchtenden Smartphones recken.

Schweighöfer, ernste Mine, eher genervt als erfreut, geht einen Schritt, beugt sich an die Absperrung zum Foto, unterschreibt, macht den nächsten Schritt, beugt sich . . . Das kann schon nerven. Andererseits: Dafür sind Premieren da. Fitz hingegen lächelt, als ein staunender Security-Mann "Was hier los ist!" murmelt und neben ihm eine junge Frau ein Plakat hochhält mit Pfeil auf die Halterin und dem Satz "Hat Geburtstag, will Foto". Dann sieht Fitz Mpho, den Jungdarsteller aus Südafrika, der ihnen im Film zuläuft. Sie haben sich Monate nicht gesehen und er ist extra eingeflogen. Fitz reißt ihn vor Freude an sich. Ein emotionaler Moment, der die Red-Carpet-Routine unterbricht. In Südafrika haben sie gedreht, weil im Film die beiden todkranken Fitz und Schweighöfer sich einen Kredit erschleichen und damit abhauen - noch einmal geile Tage erleben, alles filmen, ins Netz stellen und möglichst berühmt werden. Das reale Problem war nur: Schweighöfer hat Flugangst, und so berichtet Mitproduzent Dan Maag, wie sie überlegt haben, den 34-Jährigen mit dem Schiff nach Südafrika zu bringen, wochenlange Dreh-Unterbrechung inklusive. Doch dann flog er doch, sagt Maag, nach einem Flugangsttraining und mit Fitz an seiner Seite, "der ihm ab und zu die Hand hielt".

Florian David Fitz bei der Premierenarbeit von "Der geilste Tag". (Foto: Robert Haas)

"Der Anreisetag war eher der beschissenste Tag", sagt dazu Schweighöfer, ansonsten hat er den Dreh genossen, "endlich mal Wochenende und ausschlafen zwischendrin, der Flo hatte ja die ganze Arbeit." Und hat ihn dann doch immer mal wieder nach seiner Meinung gefragt, von Grimme-Preisträger zu Grimme-Preisträger. "Er wollte meine Kritik." Von einem Filmemacher, der selbst schon Kassenschlager produziert hat etwa mit "Vaterfreuden oder "Schlussmacher".

Welchen Stellenwert die Besetzung der beiden Darsteller Fitz und Schweighöfer für einen Kinoerfolg in Deutschland hat, kann man am Andrang im Mathäser sehen, und an der Tatsache, dass die Kinotour in allen fünf Städten bereits ausverkauft ist. Nur Elyas M'Barek löst derzeit in der Kategorie Teenie-Schwarm-Darsteller wohl einen größeren Hype aus.

Wie der neue Film ist

In "Der geilste Tag" wechseln sich herrliche Slapstick-Gags ab mit schrecklich verzweifelten Momenten zweier Todgeweihter - eben eine Komödie über den Tod. Da schimpft Fitz (Gehirntumor) über den ( lungenkranken) Schweighöfer, der zu Beginn in München mit Rollstuhl und Atemschutz nicht hinterherkommt: "Du siehst aus wie Michael Jackson!", Schweighöfer setzt anschließend vor verdutzt blickenden Café-Gästen mit dem tiefer gelegten Ferrari auf einem Beruhigungszonen-Hügelchen quietschend auf, dass der Kinosaal brüllt vor Lachen.

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In Südafrika sagt Fitz, als sie sich von einem Baukran stürzen wollen: "Es gibt den Tod gar nicht, nur den Moment davor." Scherz und Schmerz im steten Wechsel. "Und wenn wir tot sind", fragt Fitz, als sie es kurz danach mit einer Pistole versuchen, "wer postet das dann?" Im Stakkato der schnellen Schnitte und wüsten Witze gehen die feinen nachdenklichen Momente allerdings unter. Und so sind die Premierengäste anschließend ein wenig ratlos, wie sie sich fühlen sollen. Nachdenklich? Erheitert? Schweighöfer schaut auf den Schnee und sagt: "Was ich nach dem Film gedacht habe? Dass ich Südafrika vermisse."

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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