Rechtsextremisten wollen am kommenden Dienstag vor dem Justizzentrum an der Nymphenburger Straße gegen den NSU-Prozess demonstrieren. Sie fordern die Freilassung von Ralf Wohlleben, einem der Angeklagten im NSU-Verfahren. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) sieht laut einer Sprecherin zwar keine rechtliche Möglichkeit, die Kundgebung zu verbieten. Man wolle den Extremisten aber nicht gestatten, sich direkt auf dem Platz vor dem Haupteingang zu postieren.
NSU-Prozess-Zeugin über Wohlleben:"So ein bisschen Psycho"
In der rechten Szene wurden die Täter vom NSU als Helden und Märtyrer verehrt. Das beschreibt eine Zeugin vor Gericht. Sie belastet mit ihrer Aussage unter anderem den Angeklagten Wohlleben. Ihn habe eine "angsteinflößende und respektvolle Aura" umgeben.
Sie sollen auf der anderen Seite der Nymphenburger Straße stehen, etwa 50 Meter vom Eingang entfernt. Der Münchner Rechtsextremist Philipp Hasselbach, der den Protest angemeldet hat, habe laut KVR bereits angekündigt, gegen diese Auflage vor Gericht zu ziehen. Hasselbach ist Münchner Kreisvorsitzender der Neonazi-Partei "Die Rechte". Die Kundgebung soll von 8.15 bis 9.45 Uhr dauern, es sind zehn Teilnehmer angemeldet.
Vor allem die Angehörigen der NSU-Opfer als Leidtragende
Das "Bündnis gegen Naziterror und Rassismus" ruft für acht Uhr zum Protest gegen die Neonazi-Kundgebung auf. Sie trägt den Titel "Schluss mit dem 'NSU'-Schauprozess - Freiheit für Ralf Wohlleben." Vanessa Bayer, Sprecherin des Bündnisses, sieht vor allem die Angehörigen der NSU-Opfer als Leidtragende der Neonaziversammlung: "Dies ist das erste Mal, dass Neonazis offen gegen den NSU-Prozess mobilisieren. Für alle Opfer des NSU und ihre Angehörigen sowie für die Nebenkläger im Prozess ist dies eine ungeheure Provokation."
Opfer im NSU-Prozess:Als habe man ihnen die Beine weggeschossen
Erstmals kommen im NSU-Prozess Opfer des Kölner Nagelbomben-Anschlags von 2004 zu Wort. Sie berichten von ihren körperlichen und seelischen Leiden - und einem Verdacht, den sie schon damals hegten.
Diesen Samstag will Norman Kempken, ein anderer Rechtsextremist, vor dem Giesinger Bahnhof gegen den angeblichen "Völkermord an uns Deutschen" demonstrieren.