Josef Schmid:Die Szene als Aushängeschild

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Als Wirtschaftsreferent will Josef Schmid Start-ups fördern. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Bürgermeister und Wirtschaftsreferent will den Gründern helfen

Interview von Andreas Glas

Über Start-ups redet Josef Schmid (CSU) besonders gern. Im Interview erzählt der Wirtschaftsreferent, wie er die Gründerszene voranbringen will - und was er von der McKinsey-Studie hält.

SZ: Herr Schmid, stellen Sie sich mal vor, Sie wären junger Unternehmer, hätten eine gute Idee, aber wenig Geld. Sie würden doch auch nach Berlin gehen, oder?

Josef Schmid: Im Gegenteil, ich würde in München bleiben. Natürlich hat Berlin niedrigere Grundstückspreise, sowohl für ein Start-up-Unternehmen als auch für die Wohnung, die man braucht. Aber München hat einen anderen Vorteil: die Finanzkraft. Für Start-ups ist es hier viel einfacher, einen Financier zu finden.

Die McKinsey-Studie sagt, die Stadt ruhe sich genau darauf zu sehr aus: auf ihrer Finanzkraft. Und könnte deshalb den Anschluss an die Zukunft zu verpassen.

Ich halte diese Sorge für übertrieben. Richtig ist zwar, dass wir aufpassen müssen, dass wir nichts verschlafen, nichts verbummeln. Aber es gibt auch eine andere Studie, die sagt, dass wir voll auf Augenhöhe sind mit Amsterdam und Barcelona - und vor Wien und Mailand. Da kommt Berlin zum Beispiel gar nicht vor.

Trotzdem hat Berlin den Ruf als Gründerhauptstadt, München definitiv nicht.

Das liegt daran, dass die Münchner Gründerszene ein Problem mit ihrer Sichtbarkeit hat. Das will ich ändern. Ich will, dass die Szene ein Aushängeschild für München wird. Daran arbeiten wir seit einigen Monaten mit Nachdruck.

Was tun Sie konkret?

Wir haben uns am Werk 1 beteiligt, dem Gründerzentrum für digitale Wirtschaft am Ostbahnhof. Wir wollen das Münchner Technologiezentrum in Moosach erweitern, das über eine kommunale Tochtergesellschaft betrieben wird. Und es gibt die Idee, im Kreativquartier in der Dachauer Straße ein privates Start-up-Zentrum einzurichten. Sie merken: Wir tun viel dafür, um Gründern Raum zu vernünftigen Konditionen zu geben.

Nicht umgesetzt haben Sie dagegen einen Gründerzuschuss, den Sie im Wahlkampf in Aussicht gestellt haben.

Der Zuschuss steht weiterhin auf meiner Agenda. Es gibt aber auch jetzt schon den München-Fonds, über den die Stadt Bürgschaften für Gründer übernimmt. Da überlegen wir gerade, wie wir dieses Programm noch größer aufziehen können. Natürlich steckt da die Idee dahinter, einen Ausgleich zu den teuren Grundstückspreisen zu schaffen.

Was tun Sie noch für die Gründer?

Ich habe im Wahlkampf viel mit der Gründerszene diskutiert und aufgesaugt, was diese Leute brauchen. Was ihnen besonders wichtig ist, sind Events, wo sie sich treffen, sich nicht nur virtuell, sondern auch persönlich austauschen können. Wir haben zum Beispiel das Gründerfrühstück "Bits and Pretzels" unterstützt, das zur nächsten Wiesn schon zum dritten Mal stattfindet. Bei diesen Veranstaltungen merken Sie, wie groß die Aufbruchstimmung in der Stadt ist. Deswegen planen wir für 2016 ein Venture Summit, wo wir die Gründer mit 200 Unternehmern zusammenbringen, die Geld in die Ideen der Start-ups investieren wollen. Und das zunehmend im internationalen Kontext.

Ist das etwas, das München bislang fehlt: der Weitblick? McKinsey bemängelt ja, dass die Stadt sich zu wenig an Metropolen wie New York orientiert.

Für die Gründerszene sind die Stadtgrenzen ja schon lange keine Grenzen mehr, virtuell gibt es Grenzen sowieso nicht. Es stimmt, dass wir in größeren Räumen denken müssen. Aber das tun wir auch. Da bringen wir jetzt richtig Drive rein.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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