Jazz:In der Unruhe liegt die Kraft

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Die Schweizerin Julie Campiche ist eine Meisterin an der Harfe. In der Unterfahrt spielt sie im Quartett elektroakustische Klänge. (Foto: Anoush Abrar)

Pianist Antonio Farao, Harfen-Revoluzzerin Julie Campiche und der Urban-Jazzer Thilo Weber spielen in der Unterfahrt.

Von Oliver Hochkeppel

Mit John Abercrombie, Billy Cobham, Chris Potter oder Chico Freeman war er schon in Bayern auf Tour, zuletzt an der Seite von Jubilar Benny Golson - der traditionsbewusste, virtuose und für alle Stile und Stimmungen zu habende 56-jährige italienische Pianist Antonio Farao ist nicht zuletzt bei den Großen des amerikanischen Jazz gefragt. Umgekehrt hat er für seines letzten Album "Eklektik" neben Jazzstars wie Marcus Miller oder Bireli Lagrene auch den Hip-Hopper Snoop Dogg ins Studio geholt. Mit dem Auftritt seines italienischen Trios mit Marco Battisti am Bass und Ruben Bellavia am Schlagzeug eröffnet die Unterfahrt nun eine bunte und mit fünf Konzerten prall gefüllte Programmwoche.

Weiter geht es dann mit der Insomnia Brass Band, hinter der sich das Berliner Trio der Posaunistin Anke Lucks, der Baritonsaxofonistin Almut Schlichting und des Schlagzeugers Christian Marien verbirgt. Das unlängst erschienene Debütalbum "Late Night Kitchen" nimmt im Titel das Motiv der Schlaflosigkeit auf, und aufgekratzt ist er allemal, der Sound dieses Mini-Blasorchesters. Mal im New Orleans-Style, mal freejazzig, bis hin zu Funk und Punkrock-Anleihen. Ähnlich wandlungsfähig ist der Berliner Kollege und Schlagzeuger Tilo Weber, der in Jazz-Projekten ebenso gespielt hat wie in Pop-Bands und sogar als Theatermusiker und jetzt im exzellent besetzten Quartett Four Fauns mit dem Klarinettisten Claudio Puntin, dem Trompeter Richard Koch und dem Bassisten James Banner im Spannungsfeld zwischen Jazz und Barock- oder Renaissance-Musik bewegt - wie es der Bandname und der Albumtitel "Faun Renaissance" andeuten.

Weniger in die Vergangenheit als mehr in die Zukunft ist der Blick der Schweizerin Julie Campiche gerichtet, was vor allem angesichts ihres Instruments ungewöhnlich ist: der Harfe. Indem sie deren Klang quasi neu erfand, wurde Campiche schon mit ihrer Band Orioxy bekannt, nun geht es im Quartett mit Saxofonist Leo Fumagalli, Bassist Manu Hagmann und Schlagzeuger

Clemens Kuratle in kontrastreiche elektro-akustische Klangwelten. Zuvor schaut auf dem Weg zum Kemptener Jazzfrühling noch Céline Rudolph vorbei, die Stimme brasilianischer Musik, die freilich auch zu afrikanischer World Music, Chansons und urbanen Singer-Songwriter-Sounds vorstößt.

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Antonio Farao Trio , Do., 22. April, Insomnia Brass Band , Fr., 23. April, Thilo Weber & Four Fauns , So., 25. April, Céline Rudolph , Mo., 26. April, Julie Campiche Quartet , Mi., 28. April, jeweils 20 Uhr, Unterfahrt, www.unterfahrt.de

© SZ vom 22.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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