Isarvorstadt:38-Jährige in Luxuswohnung ermordet

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Früher war hier das Arbeitsamt, dann entstand eine Wohnanlage. Aus ihrer Mietwohnung wollte die Frau eigentlich gerade ausziehen. (Foto: Florian Peljak)
  • Die 38-Jährige war Mitinhaberin mehrerer Firmen im Münchner Umland.
  • Die Polizei findet keine Spuren eines Einbruchs - sie muss den Täter selbst hereingelassen haben.
  • Die Ermittlungen konzentrieren sich derzeit auf ihr persönliches Umfeld.

Von Martin Bernstein

Eine 38-jährige Münchnerin ist in ihrer Wohnung am Alten Südfriedhof Opfer eines Gewaltverbrechens geworden. Der Mord an der gebürtigen Ungarin ereignete sich nach Auskunft von Markus Kraus, dem Leiter der Münchner Mordkommission, vermutlich bereits am Dienstag. An diesem Tag war die Mitinhaberin mehrerer Firmen im Münchner Umland zuletzt lebend gesehen worden.

Das Haus in unmittelbarer Nähe zum Alten Südfriedhof ist ein denkmalgeschütztes Schmuckstück. Vor mehr als hundert Jahren hat der Architekt und Stadtplaner Hans Grässel die neobarocke Anlage als Ämtergebäude errichtet. Zwischen 2007 und 2010 wurde das Haus zur Luxuswohnanlage mit insgesamt 64 Wohnungen und fünf Büros umgestaltet.

Ein schweres Eisentor riegelt den verschwiegenen Innenhof und den Zugang zu den 42 Einheiten im mittleren Gebäudeteil ab. Außerdem gibt es einen Conciergeservice am Eingang. Die Wohnung des Opfers lag nicht im Parterre und wies nach Auskunft von Kriminaloberrat Kraus keine Einbruchspuren auf. Die Frau hat ihren Mörder also selbst in die Wohnung gelassen. Ob Wertsachen oder sonstige Gegenstände fehlen, kann die Polizei noch nicht sagen. Die 38-Jährige wollte in diesen Tagen nämlich aus ihrer Miet- in eine Eigentumswohnung in der Isarvorstadt umziehen und saß bereits buchstäblich auf gepackten Kisten. Die Ermittler müssen sich also erst einmal einen Überblick verschaffen.

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Wie die Frau gefunden wurde

Am Dienstag gegen 13 Uhr hatte der Hausverwalter der Wohnanlage sie zuletzt gesehen. Es war das letzte Lebenszeichen der Ungarin, die relativ wenig Kontakt zu den übrigen Hausbewohnern pflegte. Seither gab es keine Telefonate mehr und keine Reaktion auf Klingeln oder Klopfen. Stille in der Wohnung, obwohl der Umzug doch unmittelbar bevorstand.

Das machte den Hausverwalter misstrauisch. Mit einem Zweitschlüssel öffnete er deshalb am Mittwochvormittag die Wohnungstür und fand die Mieterin leblos in einem ihrer Zimmer. Zum genauen Ort und zur Auffindesituation wollte Mordkommissionschef Kraus am Freitag keine Angaben machen, ebenso wenig dazu, wie die 38-Jährige umgebracht worden ist. "Das ist Täterwissen." Kraus schloss jedoch ausdrücklich ein Sexualdelikt aus.

Der Hausverwalter alarmierte sofort die Polizei und den Rettungsdienst. Der Notarzt konnte nur noch den Tod der 38-Jährigen feststellen. Er stieß dabei auf Indizien für einen gewaltsamen Tod der Frau, weshalb die Mordkommission München gemeinsam mit Einsatzkräften der Spurensicherung die weiteren Ermittlungen übernahm. Die Obduktion der Toten im Institut für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität bestätigte am späten Mittwochabend diesen Verdacht. Seither ermittelt die Mordkommission und vernimmt auch Personen aus dem Umfeld des Opfers.

Welches familiäres Umfeld die Frau hatte

Die Ungarin lebte seit knapp neun Jahren in Deutschland, zunächst im Münchner Umland. Ihr Mann, der Gründer, Mitinhaber und Geschäftsführer mehrerer erfolgreicher Firmen in Puchheim und Wolfratshausen war, starb im Sommer 2014. Das Ehepaar hatte keine Kinder. Nach dem Tod ihres Mannes zog die Frau nach München und mietete sich die Wohnung am Alten Südfriedhof.

Die von dem französischen Designer Philippe Starck geplanten Wohnungen im dem Gebäude sind zwischen 70 und 250 Quadratmeter groß. In der Anlage gibt es auch einen hauseigenen Fitness- und Wellnessbereich. Von ihren Firmenanteilen konnte die 38-Jährige ihren Lebensunterhalt bestreiten, Kraus nannte sie "wohlhabend".

Zum Umfeld der Frau gehören auch Kontakte in ihrem Heimatland Ungarn, das die 38-Jährige offenbar regelmäßig besuchte. Dort soll sie auch einen neuen Partner gehabt haben, die Münchner Kriminalpolizei hat bereits Kontakt zu ihm aufgenommen. Weitere Details zur Person des Opfers will die Münchner Polizei derzeit nicht nennen, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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