Isarschwimmen:Feucht-fröhliche Flusspartie

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150 Schwimmer stürzen sich beim "Isarschwimmen" in die Strömung und paddeln fünfeinhalb Kilometer bis München. Die nur 12 bis 13 Grad Wassertemperatur sind auch im Neoprenanzug frisch.

Iris Hilberth

Die Isar, die Reißende. Gut, manche bezweifeln, dass die Kelten wirklich das meinten, als sie dem Fluss den Namen gaben. Und derzeit zeigt sich die Isar wenige Kilometer südlich von München überaus zahm. Ein Fluss, der geradewegs einlädt, sich bei Sonnenschein treiben zu lassen. Und genau das taten am Samstag 150 Schwimmer. Sie stürzten sich bei strahlendem Spätsommerwetter um 12 Uhr in die Fluten, genau zu dem Zeitpunkt, als Münchens Oberbürgermeister Christian Ude auf der Wiens sein "O´zapft is" in die Menge rief.

Verwundert rieben sich einige Spaziergänger auf dem Isarweg zwischen Thalkirchen und Pullach die Augen. Immerhin stehen hier nicht zu übersehende Schilder, die ermahnen: "Baden verboten!" Eine ältere Dame war stehen geblieben und schaute eine Zeit lang den sichtlich vergnügten Badegästen in ihren schwarzen Neoprenanzügen und zumeist leuchtend-bunten Flossen zu, wie sie Kurs auf München nahmen. Dazu die Rettungsschwimmer in rot-blauer DLRG-Montur samt Helm am Ufer und auf Brücken, allseits bereit, hineinzuspringen, sollte jemand Probleme bekommen. "Was ist denn das? Was machen die da?", fragte die Dame irritiert. "Isarschwimmen", kam die knappe Antwort. Ganz legal. Und stets am ersten Oktoberfest-Samstag.

Die DLRG-Ortsgruppe München-Mitte hatte wie gewohnt zu Wasser gebeten. Und 150 Schwimmer trotzten der Wassertemperatur, denn die betrug lediglich 12 bis 13 Grad. Das ist frisch, selbst im langärmeligen Neoprenanzug. So kalt, dass selbst der Vorsitzende des Veranstalters, Markus Vergara, zugibt, noch niemals mitgeschwommen zu sein. Und es war immerhin die 21. Auflage der traditionellen Fluss-Schwimmerei. Allerdings hatte die DLRG zwischenzeitlich 15 Jahre mit ihrer Veranstaltung pausieren müssen.

Die Wasserqualität hatte lange zu wünschen übrig gelassen, sodass die Landeshauptstadt eine Teilnahme an dem Wettbewerb nur auf eigene Gefahr zugelassen hätte. "Das war uns zu heikel, das Risiko, dass jemand krank wird, zu hoch", sagt Vergara. Doch dann wurden neue Kläranlagen gebaut und vor vier Jahren konnten die schwimmenden Lebensretter am Pullacher Kraftwerk erstmals wieder ihren Startschuss zum Isarschwimmen geben.

Einzige Sorge der Münchner Organisatoren war diesmal die geringe Wassermenge der Isar. "Wir haben Eon und den Flussmeister schon gebeten, oben aufzudrehen, aber da kam nicht viel", erklärte Organisationsleiter Sven Eschenbacher. Es hatte in den vergangenen Wochen schlichtweg zu wenig geregnet. Dennoch wurde das Isarschwimmen wie geplant zu einer fröhlichen Flusspartie, bei der man sich von der Strömung nahezu gefahrlos mitnehmen lassen konnte.

Nur im letzten Teil ab dem Flößerdenkmal bekam man etwas von der wilden Isar zu spüren, als es über Rutschen, Walzen und diverse Hindernisse der Kanuten ging. "Unbedingt hier links abbiegen, sonst kommt ihr ins Kraftwerk", warnte Einsatzleiter Alexander Aschermann die Teilnehmer. Aber der an der Brücke angebrachte große rote Pfeil war einfach nicht zu übersehen.

Anders als früher, als es tatsächlich noch um Wettbewerb und Platzierungen ging, steht heute der Spaß im Mittelpunkt. So spielten einige Gruppen ganz gemütlich Ball im Wasser. Andere zeigten durchaus Ehrgeiz - wie der Erste, Florian Hochwart aus Heidenheim. Er hatte bereits nach 40 Minuten die 5,5 Kilometer durchschwommen.

Nach und nach entstiegen auch die Nachfolgenden an der Floßlände wieder der "Reißenden", wärmten sich mit Tee und waren sich einig, dass es sich gelohnt habe. "Es war super, aber man sollte sich bewegen und nicht ohne Flossen schwimmen", befand Laura Sommerfeld aus Frankfurt. Sie hatte sich zum ersten Mal den Isarfluten anvertraut. Sauberer als der Main ist die Isar allemal.

© SZ vom 19.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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