Isarauen in München:Furcht vor den Partyfans

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Um die Isarauen gibt es erneut Streit: Naturschützer wollen die "Eventkultur" an der Isar einschränken. Der Verein "Die Urbanauten" spricht jedoch davon, den Fluß "erlebbar" zu machen.

Corinna Anton

Die einen wollen sie besser schützen, die anderen besser nützen. Nachdem die die Renaturierung der Isar zwischen Großhesselohe und Deutschem Museum seit diesem Sommer abgeschlossen ist, geht es jetzt um die Zukunft des Flussabschnitts zwischen Cornelius- und Maximiliansbrücke. Neben Politikern und Behörden machen sich darüber auch die Mitglieder des Vereins "Die Urbanauten" und des Münchner Forums Gedanken, die im September gemeinsam den Arbeitskreis "Isarlust" gründet haben.

Badende, Griller und sonstige Partywütige bevölkern an warmen Sommertagen die Isarufer und -Inseln. Naturschützer wollen das einschränken. (Foto: dpa)

Am Donnerstag haben sie zu einer Diskussion zum Thema "Die innerstädtische Isar als Raum für Urbanität und Natur" ins Café München 72 eingeladen. Konkret ging es dort um die Frage, wie die Bedürfnisse von Bibern, Wasseramseln und anderen Tier- und Pflanzenarten mit denen der Münchner vereinbart werden können, die naturnahe Erholung oder einen ausgefallenen Veranstaltungsort suchen.

Seitens der Naturschützer warnte Georg Etscheit, Vorstand des Bund Naturschutz in München, entschieden vor einer "Invasion der Grillfans", falls neue Zugänge zum Fluss geschaffen würden: "Dann würden alle Dämme brechen." Er kämpfe "für die letzten kleinen wilden Flecken unserer Stadt", sagte Etscheit und kritisierte, die bereits erfolgte Renaturierung habe der Natur nicht genützt. Der Naturschützer sprach sich gegen Veranstaltungen wie den Kulturstrand der Urbanauten aus: "Wir haben schon genug Angebote für Party-Fans."

Ähnlich argumentierte Heinz Sedlmeier, Geschäftsführer des Landesbund für Vogelschutz in München. Zur Forderung nach Biergärten am Fluss sagte er: "Ich habe nicht das Gefühl, dass wir in München zu wenige Biergärten haben." Viel seltener seien dagegen schutzbedürftige Arten wie der Biber oder die Wasseramsel. Außerdem erinnerte Sedlmeier an die "Gesamtverantwortung innerhalb Europas" für die Isar als Ökosystem mit "Vernetzungsfunktion", da viele Tiere im oder am Fluss entlang wanderten.

Astrid Sacher, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde sagte, die Isar stehe im gesamten innerstädtischen Bereich unter Landschaftsschutz. Dies sieht Sacher als Auftrag an ihre Behörde, dafür zu sorgen, dass naturnahe Erholung möglich ist und gleichzeitig ökologische Qualitäten und Artenvielfalt erhalten bleiben. "Die Kleine Isar und die Schwindinsel sind für uns Tabuflächen." Rolf Renner dagegen, Sprecher der Isar-Allianz, sagte, man könne die Isar nicht "vom Menschen abkoppeln". Er sehe die Notwendigkeit, "dass der Mensch an den Fluss ran kann", denn die Isar sei genauso für die Münchner da wie für die Natur. Die Wünsche, welche die etwa ein Dutzend Diskussionsteilnehmer am Ende artikulierten, waren vielfältig: Einige möchten die "Eventkultur" an der Isar reduzieren und fordern schärfere Kontrollen der Feiernden und Grillfans.

Andere wiederum wünschen sich, dass das Badeverbot aufgehoben und die Isar "erlebbarer" wird. Viele sprachen sich für bessere Blickbeziehungen zwischen Fluss und Stadt aus. Ein konkreter Vorschlag dazu war, die Mauer um die Muffathalle wegzureißen. Dadurch würde, so die Hoffnung, der Blick auf die Isar freigegeben und ein Biergarten am Fluss entstehen.

Der "Urbanaut" Benjamin David, der die Diskussion moderiert hatte und ebenfalls ein Gegner des Badeverbots ist, stimmte zumindest in einem Punkt mit den Naturschützern überein: "Tabu ist Tabu", sagte der Erfinder des Kulturstrands und sprach sich damit dafür aus, die Bedürfnisse des Naturschutzes im Bereich der Kleinen Isar und der Schwindinsel zu akzeptieren, "weil es darum geht, das Thema zu befrieden".

Die nächste öffentliche Diskussion des Arbeitskreises Isarlust ist für Mitte Januar 2012 geplant. Dann soll es um die Frage gehen: "Wem gehört der innerstädtische Isarraum?" Die Ergebnisse aller Veranstaltungen werden festgehalten und als Vorschläge für Leitideen und kurzfristige Maßnahmen an die Stadt München übergeben.

© SZ vom 10.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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