Isar:Kaltes Vergnügen

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Schwimm-Pioniere in der Isar: Benjamin David, Kathrin Anna Stahl, Sina Weber, Opernsänger Anton Leiss-Huber und Klaus Bäumler (v. li.). (Foto: Catherina Hess)

Badende Aktivisten fordern ein Flussbad an der Isar

Von Thomas Anlauf

Es ist ein seltsames Treiben an diesem Sonntagnachmittag. Während sich Tausende Münchner am Flaucher und an den Ufern der Isar sonnen und ihre Füße im acht Grad kalten Wasser kühlen, treiben ein paar in Neopren gekleidete Menschen den Kanal hinunter. Neben ihnen schwimmen Männer und Frauen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft DLRG und beobachten genau, dass der kleinen Gruppe im Fluss nichts passiert. Schließlich ist das Schwimmen in der Großen Isar seit dem 21. Dezember 1976 verboten.

Damals trat Paragraf 6 Absatz 1 der "Verordnung über die Beschränkung des Gemeingebrauchs an den oberirdischen Gewässern innerhalb der Landeshauptstadt München" in Kraft, die bis heute gilt. Die sogenannte Bade- und Bootsverordnung soll nun zwar novelliert werden, doch bislang gilt das Verbot. Der Verein "Isarlust", der sich seit Jahren nicht nur für die Aufhebung des Paragrafen einsetzt und ein öffentliches Flussbad in der Isar fordert, hat sich jedoch für diesen Sonntag eine Ausnahmegenehmigung bei der Stadt eingeholt. Drei Stunden lang dürfen sich die Aktivisten von der Reichenbachbrücke bis hinunter zum Vater-Rhein-Brunnen im eiskalten Wasser hinabtreiben lassen - mit der Auflage eben, von Rettungsschwimmern begleitet zu werden. "Ein Riesenspaß", sagt Benjamin David von Isarlust, als er eine Leiter am Nordende der Museumsinsel hinaufsteigt. Die Münchner Schauspielerin Kathrin Anna Stahl schwärmt, dass es "das erste Mal ist, dass wir hier legal baden konnten". Opernsänger Anton Leiss-Huber hat sich für die Aktion eigens einen gestreiften Badeanzug über den Neoprenanzug gestreift. "Echt schön", ruft er. Er meint nicht sein Outfit, sondern das Isarbad.

Die Badeaktion am Sonntag ist nur ein Testlauf gewesen für den diesjährigen "Big Jump" am 3. Juli. Dann wollen sich bis zu 300 Schwimmer am "Europäischen Flussbadetag" die Isar hinunter treiben lassen. Diese und ähnliche Aktionen finden seit 2005 in zahlreichen europäischen Ländern statt und soll ein Zeichen zur Wiederentdeckung der Flüsse setzen. Nach der Renaturierung der innerstädtischen Isar gibt es in München seit Jahren Überlegungen, wie der Fluss noch attraktiver werden könnte. Dazu zählen Gastronomiebetriebe entlang der Ufer, bessere Möglichkeiten zu flanieren und für viele auch ein Flussbad etwa nach Züricher Vorbild.

Einige aber sind von der Idee, mehr Leben an die Isar zu bringen, wenig erfreut. Die Isarfischer etwa lehnten die Aktion am Sonntag ab. Sie befürchteten "Beeinträchtigungen" für die Fische.

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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