Isar-Bewohner:Rätselhafter Ring könnte Hinweis auf Pelikan-Herkunft geben

Lesezeit: 2 min

Ist es ein Flugzeug? Ist es Superman? Nein, es ist der Pelikan! (Foto: Hanna Eiden)
  • Vogelexperten aus ganz Deutschland rätseln, woher der an der Isar aufgetauchte Pelikan kommt.
  • Ein Indiz gibt es nun: Der Vogel trägt einen Ring am Bein - damit könnte das Ursprungsland eingegrenzt werden.
  • Der Isar-Pelikan hat sich womöglich völlig in der Richtung geirrt und segelte mit einem milden Luftstrom nach Oberbayern.

Von Thomas Anlauf

Münchens bekanntester Zugereister schwimmt gemütlich in der Isar, fliegt ab und zu ein paar Meter und ist sich ganz offenbar des Rummels um sich gar nicht so bewusst. Es ist ein Rosapelikan, der sich seit ein paar Tagen die Stadt als neues Zuhause gewählt hat. Mittlerweile rätseln Vogelexperten aus ganz Deutschland, woher der eigentlich aus Afrika, Asien oder dem Donaudelta stammende Pelikan plötzlich herkommt. "Es ist herbstliche Zugzeit, da juckt's den Vögeln schon mal in den Flügeln", vermutet Manfred Siering. Der Vorsitzende der Ornithologischen Gesellschaft in Bayern erhält derzeit zahlreiche Hinweise auf den erwachsenen Vogel, der mal in Straßlach, mal in Rosenheim und mal am Ickinger Weiher gesehen wurde. Jetzt scheint er es sich etwas länger in München an der Isar gemütlich zu machen. Doch woher kommt das Tier? Ein Indiz gibt es nun: Der Vogel trägt einen Ring am Bein.

Zunächst hieß es, dass es ein goldener Reif sein könnte, den der Vogel an seinem linken Bein hat. Dann wäre es nahezu ausgeschlossen, dass der Münchner Pelikan sozusagen einen offiziellen Reisepass bei sich trägt. Ornithologen des Max-Planck-Instituts in Radolfzell und Wilhelmshaven, die sich um die Beringung von Wildvögeln in Deutschland kümmern, versichern, dass offizielle Markierungen von Vögeln nicht golden, sondern meist graumetallisch sind, oft tragen die Tiere auch noch kleine Wimpel im Federkleid, damit man sie auch beim Fliegen zuordnen kann. Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell weiß, dass seit 2010 Pelikane aus Israel beringt werden, auch in Bulgarien markieren Vogelkundler die Tiere. Doch die Frage bleibt, weshalb ein Pelikan, der sich sonst in warmen Gefilden aufhält, im Herbst nach Norden fliegen sollte.

"Das passiert immer mal wieder, dass sich die Vögel falsch orientieren", sagt Ornithologe Fiedler. Der Isar-Pelikan hat sich demnach entweder völlig in der Richtung geirrt und segelte mit einem milden Luftstrom nach Oberbayern; oder er stammt doch von einem privaten Halter, der womöglich Pelikane für kleinere Zoos züchtet. Ob es sich um ein Männchen oder ein Weibchen handelt, das derzeit vor allem im Isarkanal zwischen Museumsinsel und Praterinsel schwimmt, können die Vogelkundler noch nicht sagen. Zumindest sei das Tier vom Aussehen her nicht in Brutstimmung, der Pelikan wirke so, als komme er mitten in München gut zurecht.

Die Tierschützer lassen den Pelikan deshalb einfach in Ruhe und wollen ihn auch nicht einfangen, so lange er sich gut benimmt. Es kommt aber wohl durchaus vor, dass Pelikane auch mal Enten am Stück verschlingen.

© SZ vom 20.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Tiere
:Der Raubfisch, der die Münchner Isar liebt

Bis zu eineinhalb Meter lang kann der Huchen werden. Einfach zu finden ist der "König unter den bayerischen Flussfischen" allerdings nicht.

Von Thomas Anlauf

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: