Munich Mash:"Inzwischen kann ich zusehen"

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Olympiapark-Geschäftsführerin Marion Schöne spricht über Frauen bei Munich Mash, was im Olympiapark geht und was nicht - und wie sie ihn in die Zukunft führen will

Interview von Ralf Tögel

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(Foto: Johannes Simon)

Spektakulär: Sportler wie der Skater Tiago Lemos...

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...oder der Wakeboarder Dominik Gührs, haben einiges zu bieten.

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(Foto: Johannes Simon)

Und auch das Publikum ist eine eigene Attraktion.

Es wird heiß an diesem Wochenende, in mehrerlei Hinsicht. Zum einen zeigt sich der gerade begonnene Sommer von seiner sonnigsten Seite, zum anderen ist Munich Mash. Die Olympiapark München GmbH (OMG) veranstaltet das Actionsport-Spektakel zum bereits vierten Mal, dennoch wird den Zuschauern wieder viel Abwechslung geboten. Statt den Mountainbikern ist erstmals BMX im Programm, die besten Athleten der Szene werden auf einer riesigen Doppelrampe auf dem Coubertinplatz ihr Können zeigen. Neu ist auch der Chef der ganzen Veranstaltung: Marion Schöne ist seit 1. Januar OMG-Geschäftsführerin und erklärt der SZ, wie sie sich die Zukunft des Mash und des Olympiaparks vorstellt.

SZ: Zum vierten Mal Munich Mash, nach zwei Männern erstmals mit einer Frau als Chefin. Die traditionelle Eingangsfrage bleibt: Steht ihr Skateboard bereit?

Marion Schöne: Ich habe früher auch mal Skateboard ausprobiert mit 13, 14 Jahren in den 70ern, als die Sportart aufkam. Aber ob ich mich jetzt noch mal daraufstellen würde, da bin ich mir nicht so sicher.

Marion Schöne, 54, ist seit Januar Olympiapark-Chefin und damit verantwortlich für Munich Mash. Berührungsängste mit Sportlern kennt sie nicht, vielmehr hat sie in den Gesprächen viele Gemeinsamkeiten entdeckt. (Foto: Robert Haas)

Mal ehrlich: Haben sie sich vor Mash für Actionsport interessiert?

Ich interessiere mich grundsätzlich für Sport, egal was. Als wir die X-Games das erste Mal im Olympiapark hatten, war ich begeistert. Allerdings musste ich damals teilweise die Augen zumachen, so wie die Skateboarder und BMX-Fahrer auf dem Big Air ( Riesenschanze, d. Red.) im Olympiasee in die Höhe schossen. Ich habe aber gelernt, dass die Jungs täglich trainieren und auch mit Stürzen umzugehen wissen. Das ist wie im Skisport, da geht es ja auch spektakulär zu. Inzwischen kann ich zusehen.

Gemeine Frage: Was ist ein Backflip?

Ein Rückwärtssalto.

Three Sixty?

Eine 360-Grad-Drehung. Ich weiß auch was ein Olli ist, der einfachste Trick, ein Sprung, bei dem das Brett unter den Füßen des Skaters klebt, das ist schon allein physikalisch faszinierend.

Sie sind gut vorbereitet.

Ich setzte mich mit allem, was ich mache auseinander. Natürlich unterhalte ich mich mit den Jungs auch selbst.

Trotzdem sind Sie eine Frau in einer Männerwelt, wie erleben Sie das?

Es gibt keinerlei Berührungsängste und es ist immer nett, direkt mit den Sportlern zu sprechen, zu hören, was ihnen wichtig ist. Es ist schon so, dass der Sport sehr von jungen Männern dominiert ist. Aber es gibt auch Mädchen, die Actionsport machen.

Zeit für eine Frauenquote?

Man muss jetzt nichts zwanghaft einführen, aber auch junge Frauen fahren Street League, es gibt Mountainbikerinnen, BMXlerinnen, die sind aber nicht so sichtbar wie die Männer. Das finde ich schade.

Wollen Sie das ändern?

Ja. Dazu muss man mit der Szene reden und sehen, wie es beim Publikum ankommt und wie man es ins Programm einbauen kann. Das ist schon ein Anliegen für mich.

Jetzt steht die vierte Auflage eines erfolgreichen Formats an, kann man überhaupt noch etwas falsch machen?

Eigentlich nicht, aber man kann immer besser werden. Wir brauchen trotz der hohen Zuschauerresonanz, der Begeisterung und der Medienpräsenz auch mehr Sponsoren. Man muss ganz offen sagen, dass man dieses Festival letztlich ohne Zuschüsse und Sponsoren nicht durchführen kann.

Schießt die Stadt wieder zu?

Es ist wichtig, dass wir von der Stadt bis 2019 den Zuschuss von 100 000 Euro haben, weil sie dieses Angebot für eine junge Zielgruppe unterstützen will. Dafür sind wir sehr dankbar. Trotzdem müssen wir zusehen, Geldgeber zu gewinnen. Wir bieten den Besuchern ja auch zwei hochkarätig besetzte Wettbewerbe, die keinen Eintritt kosten. Aufbau und Prämien gehen aber zu unseren Lasten.

Wie soll das gelingen?

Wir haben viel Medienpräsenz und viele junge Leute, die ihren Lifestyle leben. Jungen und Mädchen, die Sport machen, mit Teamgeist, sich im Freien bewegen anstatt vor einem Bildschirm zu sitzen. Alles ist im Wandel, junge Leute schauen nicht mehr Fernsehen, hören nicht mehr Radio, interessieren sich nicht für Olympische Spiele, aber wir sehen, welches Interesse wir bei Mash haben. Ich denke, die Veranstaltungsformate wandeln sich, wir haben eines, das zeitgemäß ist. Und dafür müssen wir mehr Sponsoren gewinnen.

Was hält die Stadt von diesem Format?

Die Stadt hat ein großes Interesse, Sportbürgermeisterin Christine Strobl war bisher immer da, viele Stadträte kommen, alle finden das Event hervorragend.

Und der Kommunikationsweg von Frau zu Frau ist besonders kurz?

Frau Strobl und ich haben einen sehr guten Kontakt.

Man tauscht sich auch schon mal beim Einkaufen aus, wie man hört?

( lacht) Das stimmt, ich wohne ja im Olympiadorf, Frau Strobl in der Pressestadt, da trifft man sich schon mal an der Obsttheke. Das ist wahrscheinlich nicht so typisch für Männer.

Wurde zwischen Äpfeln und Birnen beschlossen, Mountainbike durch BMX zu ersetzen?

Nein, der Vertrag mit "Swatch Prime Line" ist nach drei Jahren ausgelaufen und Swatch wollte nicht mehr weitermachen. Für uns auch die Gelegenheit, eine andere Sportart ins Programm zu holen. Mountainbike war ein spektakuläres Event, aber wegen der Wetteranfälligkeit auch immer problematisch. Das wird mit der BMX-Spine-Ramp einfacher.

Und es gibt wieder etwas Neues.

Das ist ja auch Teil des Formats, wir beschäftigen uns gedanklich immer parallel mit anderen Sportarten.

Aber X-Games-Dimensionen wird es nicht mehr geben?

Als Eigenveranstalter können wir diese Größe gar nicht stemmen. Die X-Games denken global, es gibt mehr Disziplinen, mehrere Städte, wir wollen weniger Disziplinen, dafür Spitzenniveau. Aber Mash ist ja auch gewachsen.

Setzt auch der Park Grenzen?

Ja, bestimmte Dinge gehen nicht mehr, zum Beispiel Autosport im Stadion.

Sie sprechen von der DTM?

Genau, es gibt dazu einen Stadtratsbeschluss. Wir haben immer dann Begrenzungen, wenn es zu voluminös wird, ich denke auch an zu lange Aufbauzeiten. Wir sind öffentlich zugänglich, Absperrungen möchten wir kurz halten. Wir haben auch festgestellt, dass nicht alles in den Park passt, die DTM zum Beispiel nicht.

Und ein Skirennen?

Das würde schon passen, es war 2011 ein herrliches Event, hier setzt uns aber der Klimawandel Grenzen. Wir haben auch so viele großartige Events im Park und können alles, was wir machen, gut verantworten.

Gibt es Widerstand?

Wir hatten 2016 ein sehr gutes Open-Air-Jahr, auch diese Saison läuft hervorragend und es gab bislang so gut wie keine Beschwerden wegen der Lautstärke. Der Lärm ist zwar ein wiederkehrendes Thema, aber ich bin selbst Anwohnerin und finde, das muss man in einer Großstadt aushalten, zumal es ein begrenzter Zeitraum ist. Beschwerden bleiben vereinzelt, auch dank unserer offenen Informationspolitik.

Ihr Vorgänger Arno Hartung sah im Olympiapark zuvorderst einen Sportpark, teilen Sie diese Ansicht?

Der Olympiapark ist eine Veranstaltungsstätte, in der ich den Sport auch mehr betonen möchte. Obwohl der Park viel von Breitensportlern genutzt wird, nehmen ihn die Besucher derzeit eher als Konzertstätte wahr, das hat eine Markenanalyse im Jahr 2014 ergeben. Was auch damit zu tun hat, dass kein Fußball mehr stattfindet. Aber es wäre schön, wenn wir es schaffen, dass der Olympiapark auch wieder als Sportpark wahrgenommen wird.

Wie wichtig sind eigene Veranstaltungen wie Mash für die OMG?

Aus Sicht unseres Teams enorm wichtig, die Beschäftigten identifizieren sich wesentlich stärker mit dem Olympiapark, es kommt viel mehr Teamgeist auf, auch während der Veranstaltung. Und wir können das vorhandene Knowhow auch nützen.

Wie sehen Sie die Zukunft?

Wir werden dem Park ein klares Profil geben. Wir wollen wieder mehr Sport in den Park holen, aber das Geld verdienen wir in erster Linie mit der Vermietung der Veranstaltungsstätten. Bei Sportevents sind wir auf Zuschüsse der öffentlichen Hand angewiesen. Wenn man sich für nationale oder internationale Ereignisse bewirbt, braucht man eine Host City, die letztlich auch den Verbänden Garantien gibt. Zweiter großer Punkt ist die Infrastruktur. Um eine moderne Veranstaltungsstätte zu bleiben, sind wir darauf angewiesen, dass am Standort Event-Arena eine topmoderne Sportarena entsteht. Sonst haben wir keine Chance, uns für nationale und internationale Sport-Events zu bewerben, schon weil die Anforderungen immer höher werden.

Ist die Halle nicht beschlossene Sache?

Es ist noch nichts unterschriftsreif, aber wir hoffen sehr, dass alles bald in trockenen Tüchern ist.

2022 wird der Park 50 Jahre alt, was wünschen sie sich fürs Jubiläum?

Dass die neue Halle steht und wir einen Masterplan entwickelt haben, mit dem der Park für weitere 50 Jahre gut dasteht.

© SZ vom 23.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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