Initiative kommt aus dem Viertel:Bühne frei für noch mehr Kultur

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Ein denkmalgeschütztes Ensemble, das nun behutsam im Sinne des Viertels weiterentwickelt werden soll: der Moosacher St.-Martins-Platz. (Foto: Stephan Rumpf)

Moosach bekommt einen neuen, großen Veranstaltungssaal. Die Herausforderung wird sein, den Bau in das denkmalgeschützte Ensemble zwischen St.-Martins-Kirche, Hacklhaus und Pelkovenschlössl einzubetten

Von Anita Naujokat, Moosach

Knapp drei Jahre nach dem interfraktionellen Antrag des Moosacher Bezirksausschusses liegen die ersten Pläne für einen neuen Veranstaltungssaal und den Umbau des Hacklhauses am Moosacher Sankt-Martins-Platz vor. Zugleich will die Stadt preisgünstige Apartments für städtische Auszubildende errichten - gedacht ist an Zimmer mit eigener Dusche und Toilette und einer Gemeinschaftsküche pro Etage. Als Bauraum für den Kultursaal sieht das Kulturreferat die freie Fläche zwischen Hacklhaus und Pelkovenstraße vor. Die Azubis sollen in einem eigenen Anbau an der Brandmauer des bestehenden Wohngebäudes im südlichen Teil unterkommen. Es liegt an der namentlich wenig bekannten Bockmeyrstraße - eigentlich eher ein Weg, der vom Platz zur Jenaer Straße führt.

Es ist kein leichtes Unterfangen für alle beteiligten Planer. Sie müssen neuen Raum schaffen, dürfen aber die Beziehungen zwischen den historischen Gebäuden nicht stören. Die einst romanische alte Sankt-Martins-Kirche mit ihrem ummauerten Friedhof, das Pfarrhaus und das aus dem 17. Jahrhundert stammende Kultur- und Bürgerhaus Pelkovenschlössl bilden als Einzeldenkmäler zusammen mit dem Hacklhaus am Moosacher Sankt-Martins-Platz einen geschützten Ensemblebereich. Und so will es das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege auch weiterhin haben. Es wertet die geschichtliche Bedeutung der Bauten und das Zusammenwirken mit- und untereinander "als höchst erhaltenswerten Zustand". Das 2004 eröffnete Schlössl unter der Trägerschaft des Moosacher Gesamtvereins aber kann die Nachfrage nach Räumen für Kulturveranstaltungen und Bürgerfeste bei Weitem nicht mehr decken. Es verfügt über zwei Räume mit jeweils 80 Quadratmetern, mehr als 90 Personen passen nicht hinein.

Das Bedarfsprogramm sieht in Absprache mit dem Gesamtverein für den neuen Kultursaal ein 90 Quadratmeter großes Foyer und jeweils 20 Quadratmeter für Garderobe und Getränkeausgabe sowie eine Tiefgarage vor. Zugeordnet ist es einem 250 Quadratmeter großen Saal, sodass das Foyer die Saalfläche erweitern kann. In Reihenbestuhlung und mit aufgebauter mobiler Bühne könnten im Saal 200 Personen etwa bei Filmvorführungen oder Vorträgen Platz finden, 250 ohne Bühne. Über eine Empore mit ansteigender Bestuhlung ließe sich das Ganze sogar für bis zu 300 Besucher erweitern. Die Bühne soll aus variabel stellbaren Elementen sowie einer festen, barrierefrei zugänglichen Portalbühne bestehen. Ein fester Boden, der sich auch zum Tanzen eignet, eine gute Akustik sowie eine lichte Raumhöhe von mindestens sechs Metern sind weitere Eckpunkte. Hinzu kommen Umkleiden mit Schminktischen, Lager, Küche, Büros und Werkstatt. Ein Musikproberaum von circa 30 Quadratmetern und Gruppenräume mit insgesamt 70 Quadratmetern sind im benachbarten Hacklhaus vorgesehen.

Das Hacklhaus ist zwar kein Einzeldenkmal, allerdings stufen es die Denkmalschützer als Bestandteil des Ensembles "ehemaliger Ortskern Moosach" ein, das in "möglichst authentischer und freistehender Bauform" erhalten bleiben sollte. Die Hüter wünschen ausdrücklich eine sorgfältige Restaurierung seiner "historischen Erscheinungsweise". Aufgabe sei, die unterschiedlich konzipierten Gebäude "zu einem räumlich wie motivisch stimmigen Ganzen zusammenzuführen".

Vorgesehen ist zudem, dass die Freiflächen für Freilufttheater, Konzerte oder das Dorffest genutzt werden können. Zudem sollen die Planer weiträumiger denken: Um eine hohe gestalterische Qualität und eine Förderung aus städtebaulichen Programmen wie der "Sozialen Stadt" zu sichern, beabsichtigt das Planungsreferat in einem gesonderten Beschluss, einen städtebaulich-freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb auszuloben. Der Umgriff dazu soll die Achse bis fast hinunter zur Dachauer Straße umfassen. Der Bezirksausschuss stimmte dem Entwurf zu. Wichtig ist den Moosachern, dass der Raum zwischen Saal und Hacklhaus auch wirklich eine "platzartige Ausgestaltung" bekommt, um attraktiv zu sein, wie Johanna Salzhuber (SPD) anmerkte.

Das Planungsreferat geht davon aus, das städtebaulich-freiraumplanerische Verfahren 2021 abschließen zu können. Dem Stadtrat soll es im kommenden Jahr vorgelegt werden. Auf dessen Grundlage will es dann die Planungen für das Bauprojekt weiterführen. Kommunal- und Baureferat sollen noch prüfen, was sich dafür am besten eignet - ein Realisierungswettbewerb oder eine Vergabe über die Verordnung für öffentliche Aufträge.

© SZ vom 21.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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