Indoor-Skaterpark:Dach überm Helm

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Szene-Treff Backstage: Schon während des Free & Easy Festivals war in einer alten Lagerhalle ein Skatepark eingerichtet. (Foto: Privat)

Bei schlechtem Wetter haben es Skater oder BMXler schwer. Denn in München gibt es keinen einzigen Indoor-Skaterpark mehr. Jetzt plant die Stadt, die alte Eggenfabrik in Pasing umzubauen. Doch das kann noch Jahre dauern.

Von Sonja Niesmann

Wenn es regnet, muss Wolfgang Kreuzer nach Augsburg oder ins österreichische Innsbruck fahren - so wie geschätzt 8000 bis 10 000 andere Münchner, die der Leidenschaft fürs Skaten, BMX- oder Mountainbikefahren verfallen sind. In München stehen ihnen zwar wunderbare Anlagen wie die Bowl im Hirschgarten zur Verfügung, aber seit die Skatehalle in Emmering 2009 geschlossen wurde, gibt es in der Stadt und im Umland keinen einzigen Indoor-Skatepark mehr. Die Stadt plant, die alte Eggenfabrik, am Gleisbett im Pasinger Norden gelegen, zu einer Trendsporthalle umzubauen. Doch bis das realisiert ist, werden sich die Skater wohl noch einige Jahre gedulden müssen. Nun aber tut sich eine Übergangslösung auf: im "Backstage" an der Friedenheimer Brücke.

"Wunderbar die Jahre überbrücken, bis es eine Alternative gibt"

Schon während des Free & Easy Festivals in den vergangenen zwei Wochen war dort in einer alten Lagerhalle, angrenzend an das Veranstaltungszentrum, ein Skatepark eingerichtet. Zwischen kahlen Wänden und Rolltoren, im Licht der Neonröhren, führen Skater, Biker und Rollerblader hier ihre Kunststücke vor - ein betonkahles Ambiente, aber eben ein überdachtes. Die Rampen, Kicker, Curbs und Pipes haben Freiwillige von "Further", einem losen Zusammenschluss von Skatern und Bikern, selbst zusammengezimmert, erzählt Carolin Roos. Der transportable Parcours kann von heute auf morgen an einen anderen Standort verfrachtet werden, und nach Stationen beim Münchner Sportfest auf dem Königsplatz und beim Munich Mash kam er ins Backstage. Den Standort finden Wolfgang Kreuzer und Carolin Roos "ideal": nahe an der S-Bahn, Gastronomie und Toiletten nebenan, zudem die Begegnungen mit Bands, die mit der Skaterszene eng vernetzt sind: "Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt."

Stocker: "Wir bräuchten ein bisschen finanzielle Unterstützung"

Der immer schnell zu begeisternde Backstage-Chef Hans-Georg Stocker hat den Skatern nun angeboten, über das sommerliche Festival hinaus zu bleiben, in der alten Halle auf dem Gelände an der Reitknechtstraße, auf dem er sein neues Veranstaltungszentrum baut. "Wir bräuchten allerdings ein bisschen finanzielle Unterstützung von der Stadt ", sagen Kreuzer und Roos, "für einen Hallenwart, Strom und Versicherung". Keine großen Summen - und in ersten Gesprächen über diese Zwischenlösung habe sich das städtische Sportreferat auch "sehr offen" gezeigt, berichtet Carolin Roos.

Wenn alles klappt, wenn die Skater hier an der Friedenheimer Brücke für ihre Contests, fürs Trainieren, aber zum Beispiel auch für Ferienangebote für Kinder und Jugendliche eine Heimat fänden, dann "könnte man wunderbar die Jahre überbrücken, bis es eine Alternative gibt", sagt Kreuzer. Die Alternative ist die Pasinger Eggenfabrik. Schon der siegreiche Architektenentwurf für ein neues großes Wohnquartier an der Paul-Gerhardt-Allee sah dort eine Skate- und Bike-Halle vor.

Im Oktober vergangenen Jahres hatte die SPD im Stadtrat beantragt zu prüfen, ob die Eggenfabrik sich eignet, und - falls nicht - sich nach anderen Standorten umzuschauen. Das Sportreferat sucht derzeit nach jemandem, der ein Nutzungskonzept für die Trendsporthalle erstellt. In der Auswahl ist auch der Verein Skateboarding Munich, der eine eigene Arbeitsgruppe für eine Skatehalle eingerichtet hat. "Ich denke, wir kriegen den Auftrag", hatte kürzlich Tobias Kupfer zuversichtlich gesagt, Vereinsmitglied und ehemaliger Europa- und Weltmeister. Noch im August will die Verwaltung entscheiden, wer das Konzept erstellen soll.

Hans-Georg Stocker denkt indes schon darüber nach, aus der Übergangslösung eine Dauereinrichtung zu machen, also beim Neubau seines bunten Veranstaltungskosmos eine Skatehalle zu integrieren. Eine Konkurrenz für die geplante Trendsporthalle in Pasing wäre das nicht, findet Wolfgang Kreuzer: "Es gibt locker Bedarf für zwei Skatehallen in dieser Stadt, eher für noch mehr."

© SZ vom 09.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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