Hörspiel:Beste Weihnacht

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Amelie Diana (vormals Liesl Weapon) und Andreas Bittl mit ihrem bevorzugten Arbeitsgerät. (Foto: Christian Brecheis)

Amelie Diana und Andreas Bittl übertragen Charles Dickens in schönstes Bairisch

Von Egbert Tholl, München

In vergangenen Jahren, die heute unendlich weit entfernt wirken, luden Amelie Diana und Andreas Bittl in verschiedene Wirtshäuser dieser Stadt und um diese herum ein und erzählten die "Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens. Und da die beiden des Bairischen aufs Allerschönste mächtig sind, taten sie dies so, wie es dann halt in ein Wirtshaus passt, sie sprachen ein Bairisch in vielen Farben und machten auch Musik, mit Akkordeon und Gitarre, dazu sangen sie und schufen mit diesen Abenden ein reines Glück, schwebend zwischen Ernst, Poesie und auch ganz viel Schönheit.

Nun sind die Wirtshäuser geschlossen und Weihnachten taugt dieses Jahr auch nicht viel, aber die Weihnachtsgeschichte gibt es dennoch. Also "A Weihnachtsgschicht". Denn Diana, die damals noch die Liesl Weapon war, und Bittl haben aus ihren Auftritten und ihrer eigenen Textfassung ein wunderbares Hörspiel gemacht, haben dafür noch weitere Musiker hinzugebeten wie G. Rag und die Landlergschwister und Hermina Szabó mit ihrer Geige. Gleich am Anfang wird man begrüßt, als wäre man in einem Wirtshaus voller Leben, wo "goldenes Wasser aus silbernen Hähnen in gläserne Amphoren fließt".

Dann erzählen, ersingen und erfinden die beiden die Geschichte, die man gut kennt, aber nicht so. Ebenezer Scrooge ist bei ihnen der Eberhard Gschaftl, freundlicher ist er aber nicht, halt auch ein Geizhals wie er in der Geschichte steht, "das Herz kalt wie der Würmsee im Februar". Dazu muss man wissen, dass die Geschichte auch hier in einem vergangenen Jahrhundert spielt, in welchem der Starnberger See eben noch Würmsee hieß. Der Gschaftl missgönnt seinem Buchhalter Nicolo Montsaldo jedes einzelne Stück Kohle, weshalb der in seinem feuchten Bürokammerl erbärmlich friert. Weihnachten mag er nicht, den Geist, der ihn im Spiegel heimsucht, noch weniger.

Auf den ersten folgen noch zwei weitere Geister, bis der Gschaftl weich und ein Mensch wird. Bis dahin hört man das traurigste aller Kinderlieder, "Heidschi Bumbeidschi", Maria geht "durch ein Dornwald", der "Andachtsjodler" darf in erlesener Schönheit nicht fehlen und am Ende wird es "schon glei dumpa". Zwei Zugaben gibt es auch, eine davon ist ein Gedicht von Amelie Diana, das den Advent so beschreibt, dass man nicht weiß, ob man den Ansturm im Kaufhof überlebt, was immer noch stimmt. Für alles andere, das nicht da ist, gibt es dieses Hörspiel, über www.ameliediana.com.

© SZ vom 11.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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