Höhere Bierpreise:Stimmt so! Oder doch nicht?

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Bekommen Frauen mehr Trinkgeld? Und was muss eine Kellnerin auf dem Oktoberfest tun, um richtig abzusahnen? Markus Dobler hat seine Doktorarbeit darüber geschrieben und weiß: Wenn die Wiesn-Maß mehr als zehn Euro kostet, muss das für die Bedienung nicht von Vorteil sein.

Von Karoline Meta Beisel

Das Wiesn-Bier wird teurer - heuer steigt der Preis in einigen Zelten erstmals auf mehr als zehn Euro. Biertrinker ärgert das, andere freuen sich: die Kellnerinnen. Manche hoffen, durch Aufrunden künftig mehr Trinkgeld zu bekommen. Markus Dobler hat in seiner Doktorarbeit die Psychologie des Trinkgeldgebens erforscht.

Ist es aus Trinkgeld-Perspektive tatsächlich besser, wenn das Bier 10,05 Euro und nicht mehr 9,70 Euro kostet?

Markus Dobler: Es kann sogar sein, dass die Leute dann weniger Trinkgeld geben. Bei 10,05 Euro runden sie künftig auf 11 Euro auf. Das haben viele aber auch schon vorher getan, also bei einem Preis von unter 10 Euro. Das liegt an der Schamgrenze.

Was ist das?

Wenn etwas 9,70 Euro kostet, und ich auf 10 Euro aufrunde, dann sind das nur 30 Cent. Vielen Leuten ist es peinlich, so wenig Trinkgeld zu geben, sie würden also so oder so auf 11 Euro aufrunden. Darum bekommt die Kellnerin am Ende weniger Trinkgeld. Klar, es gibt auch Gäste, die gleich auf 12 Euro aufrunden, aber die sind eher die Ausnahme.

Oktoberfest
:Maß ohne Maß

Im Gegensatz zum Rohöl kennt der Bierpreis auf dem Münchner Oktoberfest nur eine Richtung. Erstmals wird die Maß Bier in einigen Zelten mehr als zehn Euro kosten. Da hilft auch kein Jammern: Die Wiesnwirte haben noch immer einen Grund gefunden, ihre Preise zu treiben.

Von Thierry Backes

Was muss eine Wiesn-Bedienung tun, um richtig viel Trinkgeld zu bekommen?

Am wichtigsten ist ein attraktives, gepflegtes Äußeres, Herzlichkeit und Aufmerksamkeit. Aber Achtung: Herzlichkeit darf man nicht mit Höflichkeit verwechseln. Höflichkeit schafft Distanz.Und das Lächeln muss natürlich echt sein.

Und welchen Gast sollte sie bedienen?

Leute mit geringem Einkommen geben prozentual betrachtet mehr Trinkgeld als die Mittelschicht. Erst bei den sehr Vermögenden wird es wieder mehr.

Bekommen Frauen mehr Trinkgeld?

Nein. Nach meiner Untersuchung macht das höchstens einen marginalen Unterschied.

Es heißt, dass das rote Kleidung hilft.

Das kennt man aus der Attraktivitätsforschung: Menschen, die rot tragen, werden attraktiver bewertet als andere - und Attraktivität spielt für das Trinkgeld eine enorme Rolle.

Ein amerikanischer Evolutionsbiologe hat herausgefunden, dass Stripperinnen an ihren fruchtbaren Tagen mehr Trinkgeld bekommen.

Man weiß, dass paarungsbereite Frauen von Männern als attraktiver empfunden werden. Zu der Studie kann ich aber nichts sagen.

Was ist mit dem Tipp, den Gast bei der Bestellung zu berühren?

Das ist ein uralter Verkäufertrick, aber ich würde davon abraten. Mag sein, dass manche finden, dass das Vertrauen schafft. Viele finden es aber unangenehm, von einem Fremden berührt zu werden.

Wann haben Sie eigentlich zuletzt jemandem ein Trinkgeld gegeben?

Gestern Abend, dem Pizzaboten. Ich musste 34,50 Euro zahlen und habe auf 36 Euro aufgerundet.

Und warum?

Aus Mitleid, der war so gestresst.

© SZ vom 21.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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